René Benko - Signa-Pleite: Droht nun Bauruine in der Innenstadt?
Hinter dem Bauzaun der Alten Hochschule in der Münchner Fußgängerzone herrscht Stille. In Düsseldorf liegen die Bauarbeiten am Carsch-Haus, einem Einkaufstempel nahe der Einkaufsstraße Kö, still. Am Rande der Hamburger Hafenstadt heult der Wind über die Baumstümpfe des unvollendeten Elbtturms. Die Spuren der schweren Finanzkrise seiner Signal-Gruppe sind in vielen Großstädten zu sehen, in denen der einst als „Immobilienkönig“ bekannte Investor René Benko Fuß fasste.
Auch für das Signa-Projekt im Land hat sich die Situation verschärft, nachdem die Dachgesellschaft des Immobilien- und Einzelhandelskettenkonzerns Benko letzte Woche Insolvenz anmelden musste und sich derzeit in einem eigenverwalteten Sanierungsprozess befindet. Experten gehen nicht davon aus, dass die Arbeiten auf den Baustellen in absehbarer Zeit wieder aufgenommen werden. Bauunternehmen wissen in der aktuellen Situation überhaupt nicht, ob und wann ihre Rechnungen beglichen werden. Es ist nicht auszuschließen, dass es in den kommenden Wochen zu weiteren Insolvenzen der Signal-Gruppe kommt, auch bei Unternehmen, die Bauprojekte in Deutschland verantworten.
Längerer Stillstand der Signa-Baustellen führt zu steigenden Kosten
Je länger die Unsicherheit anhält, desto größer ist das Schadensrisiko. Die Baupause hat die Kalkulation von Bauprojekten über den Haufen geworfen; Brancheninsider schätzen, dass dadurch die Gesamtkosten um 30 bis 50 % steigen könnten, insbesondere im Winter, wenn Frost und Feuchtigkeit auf den Baustellen lasten. Auftragnehmer werden nur dann bereit sein, weiterzumachen, wenn klar ist, wie diese zusätzlichen Kosten gedeckt werden sollen, was derzeit jedoch unwahrscheinlich ist. So gab beispielsweise Lupp, das von Signa mit dem Rohbau des Elbtowers beauftragte Bauunternehmen, kürzlich bekannt, dass es keinen Termin für die Wiederaufnahme der Bauarbeiten gebe.
Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller nannte die Signa-Pleite eine „hohe Hypothek auf die Entwicklung der Stadt“. Franziska Giffey, Berlins Wirtschaftssenatorin, bezeichnete die Lage als „sehr, sehr ernst“ – auch wenn die Folgen des Umbauprozesses bei Signa noch unklar seien.
Politiker in München, Hamburg, Berlin und Stuttgart hoffen nun darauf, dass die Sanierung insolventer Unternehmen tatsächlich gelingt. Aber sie wollten noch etwas anderes: die Möglichkeit, neue, zuverlässigere Investoren zu finden, die Benkos Projekte übernehmen und fertigstellen. Es gab Spekulationen, dass der Hamburger Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne den Elbtower übernehmen könnte. Kühne ist Anteilseigner von Benkos wichtigstem Immobilienunternehmen und kann die Übernahme zur Absicherung seines Investments nutzen. Für Immobilien in anderen Städten ist jedoch noch kein Heilsbringer in Sicht.
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Quelle: www.stern.de