Regen hat den Landwirten in Brandenburg aus Sicht des Bauernverbandes eine gute Getreideernte vermiest. Bauernpräsident Henrik Wendorff rechnet mit weniger Erlösen, da die Qualität von Weizen und Roggen gelitten habe. Ab Ende Juli unterbrach immer wieder starker Regen die Erntearbeiten.
«Lediglich etwa 30 Prozent unseres Brotgetreides erreicht in diesem Jahr Backqualität, etwa 70 Prozent sind Futterqualität», so die Schätzung von Wendorff bei der Erntebilanz am Donnerstag in Kremmen. Zudem müssten die Landwirte Höchstpreise für Energie und Betriebsmittel aufbringen. «Wir fahren die kostenintensivste Ernte aller Zeiten ein.» Auf insgesamt rund 495.000 Hektar Fläche wird in Brandenburg Getreide angebaut, Weizen und Roggen sind dabei die wichtigsten Getreidearten.
Agrarminister Axel Vogel (Grüne) sieht die Landwirtschaft durch zunehmende Wetterextreme belastet. «In der Landwirtschaft ist die Anpassung an die Klimaveränderungen – und zwar an Dürre und Starkregen gleichermaßen – notwendig und dringlich.» Sorgen machten der Agrarbranche derzeit sinkende Marktpreise bei gleichzeitigen Kostensteigerungen etwa bei Dünger, Futtermitteln und Investitionen. «Seit 2015 haben die Agrarbetriebe meist draufgezahlt. Das sehr gute Wirtschaftsjahr 2021/2022 kann nicht als dauerhafte Trendwende gewertet werden.»
Insgesamt rechnen Brandenburgs Bauern laut Verband mit einer Getreideernte unter 2,2 Millionen Tonnen. Auch im Vorjahr wurde in etwa dieses eher unterdurchschnittliche Niveau erreicht. Es lag rund neun Prozent unter dem Mittelwert der vergangenen sechs Jahre.
Wurden 2022 landesweit noch 6,1 Tonnen Weizen je Hektar eingefahren, liegt der Wert 2023 derzeit bei 5,7 Tonnen. Auch der Ertrag beim Roggen gehe zurück: Nach aktuellem Erntestand werden etwas mehr als 4 Tonnen erreicht. Vor zehn Jahren sei es knapp 5 Tonnen gewesen. Bei der Wintergerste sieht es besser aus: Im Durchschnitt brachten die Landwirte 6,4 Tonnen je Hektar in die Lager, fast 13 Prozent mehr als das fünfjährige Mittel.