Reduzierte Leistung bei BMW 1er, aber trotzdem Fahrzufriedenheit
Die zweite Inkarnation der Vorderradantrieb-BMW 1er-Serie kehrt nach einer fünfjährigen Pause auf den Markt zurück. Ist dieses neue Modell eine Verbesserung?
Als die erste Vorderradantrieb-BMW 1er-Serie vor fünf Jahren auf den Markt kam (das erste Vorderradantrieb-Modell von BMW war der 2er Active Tourer im Jahr 2014), waren die Meinungen der Automobilpresse geteilt. Einige Kritiker beanstandeten die Lenkempfindlichkeit und den Übergang von der Drehmomentwandlerautomatik zur Doppelkupplungsgetriebe. Andere lobten den zusätzlichen Raum. Kein Zweifel, der Mangel an Antriebswellen tunnel und die quer statt längs montierte Maschine sparen Platz, was den Passagieren zugutekommt.
Jetzt steht die zweite Generation zum Debüt bereit, und Fans schauen gespannt zu. Beim Studium der technischen Daten tauchen bereits skeptische Stimmen auf. Warum braucht der 120 (jetzt ohne BuchstabenSuffix) mit einem Leergewicht von 1500 kg etwa eine Sekunde länger, um auf 100 km/h zu beschleunigen als der Vorgänger 120i? Die Erklärung ist einfach - das neue Modell hat 8 PS weniger Leistung als das Vorgängermodell. Die Leistung stammt von 156 PS und 20 PS Elektro, mit einem Elektromotor im siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe, der zusätzliche 55 Nm liefert. Die Produktmanagementabteilung rechtfertigt die Leistungsreduzierung damit, dass der 120 dem alten 118i ähnlicher ist. Ein interessantes Argument.
120 bedeutet jetzt drei Zylinder
Trotzdem verwendet der 120 (jetzt "F70" genannt) den B38-Dreizylindermotor aus dem Vorgänger 118i. Man hört ihn von Anfang an - er startet mit einem Kernbrummen statt eines glatten Schnurrens, aber der Leistungsverlust ist nicht sofort spürbar. Im Alltag ist die nominell etwas niedrigere Beschleunigung unbedeutend. Überraschender ist, dass die Boost-Funktion das leichte Turboloch des hochentwickelten Otto-Motors nicht vollständig beseitigt. BMW hat den 240 Nm starken Benzinmotor mit Direkteinspritzung in die Brennkammer oder den Ansaugtrakt ausgestattet, um Kraftstoff zu sparen, und er arbeitet nach dem Miller-Prinzip mit kürzeren Einlassventilöffnungszeiten. Dies reduziert den Kraftstoffverbrauch auf weniger als sechs Liter pro 100 km im WLTP-Zyklus.
Wer sich für das deutlich teurere M135 xDrive (56.200 Euro statt 37.900 Euro Basispreis) entscheidet, ist wahrscheinlich mehr an der Leistung als an der Kraftstoffeffizienz interessiert. Das BMW-Presseteam hat auch dieses Modell zum Test mitgebracht. Die verfügbaren, deutlich Signalgrün lackierten Topversionen mit 300 PS (ohne Elektrifizierung) können bis zu acht Liter von Premium-Benzin verbrauchen.
Dafür deuten die Leistungsindikatoren darauf hin, dass dieses M-Performance-Modell alles über Leistung sagt. Der Vierzylindermotor startet fast ohne Traktionsprobleme und erreicht 100 km/h in 4,9 Sekunden. Neben dem Allradantrieb haben die Ingenieure diesem Modell auch ein mechanisches Sperrdifferential an der Vorderachse fitted. Und weil ein komplexer Verbrennungsmotorantrieb mit verzögertem Drehmomentaufbau, zum Beispiel im Vergleich zu einem Elektromotor und zahlreichen Gangschaltungen, je nach Fahrmodus nicht immer sofort reagiert, gibt es eine Boost-Funktion am Lenkradschalthebel, ähnlich wie bei anderen BMW-Modellen. In diesem Fall wird der Beifahrer sicher in den neuen Sitzdesign geschnallt, wenn er mit voller Motorlast beschleunigt.
Das aggressive M135 xDrive
Im Sportmodus verhält sich die 1er-Serie noch aggressiver und betont jeden Gangwechsel des Doppelkupplungsgetriebes mit einem kurzen Auspuffmisfire. Kann dieser absichtlich komponierte aggressive Ton den feineren Klang der früheren Sechszylinder-Reihenmotoren mit Hinterradantrieb ersetzen? Nicht wirklich. Aber die Agilität auf einer kurvenreichen Landstraße zerstreut diese Sorge. Man fühlt sich mit der 1,6-Tonnen-Maschine verbunden, während man das M135 xDrive fährt (das "i" ist hier weg und wird in Zukunft für Elektrofahrzeuge reserviert).
Verschiedene Verbesserungen im Bereich der Aufhängung sollen die Lenkpräzision der 1er-Serie BMW verbessern. Der Körper ist steifer, und ein Strebenbügel im Motorraum erzeugt noch mehr Starrheit. Die Topversion kann schärfer einlenken, was auch an einem leicht geänderten Lenkverhältnis liegen könnte, aber man könnte dem agilen Kompakt-Sportwagen kaum mangelnde Freude vorwerfen. Außerdem werden die Insassen angenehm sicher in der Mitte gehalten, wenn sie in schnellen Kurven die konturierten Sportsitze mit Alcantara-Bezug nutzen.
Gleichzeitig ist die neue 1er-Serie etwa vier Zentimeter länger geworden, auf 4,36 Meter, behält aber den gleichen Radstand von 2,67 Metern bei. Der Vorgänger fühlte sich kaum beengt an, aber der Eindruck beim Einsteigen ist ganz anders: Die physischen Knöpfe sind weitgehend verschwunden, ersetzt durch das BMW-Betriebssystem 7, an das man sich erst gewöhnen muss. Ob man sich an die optional Level-2-Fahrerautomatisierung gewöhnen oder sie wollen wird, bleibt abzuwarten.
Die beleuchtete Niere ist jetzt Standard und dient als optischer Boost, insbesondere bei Dämmerungsbedingungen. Ansonsten präsentiert sich das Kompaktfahrzeug auf angenehme und zurückhaltende Weise, vermeidet übermäßige Verwendung von Faltungen im Blech. "Keep it simple" scheint das Design-Motto zu sein. Die leichten Kerben in den Heckleuchten erinnern an die coupéartige X2 und signalisieren die Familienzugehörigkeit. Außerdem zeigt das Kompaktfahrzeug den neuen BMW-Stil, mit der Modellbezeichnung im Bereich der gut gestalteten Hofmeister-Knick (C-Säule). Nice.
Um Missverständnissen vorzubeugen, ist der 120i nicht die Einstiegsvariante. Eine weitere Option ist der 116 ohne elektrischen Boost (122 PS), perfekt für diejenigen, die Leistung suchen, und erhältlich zum Preis von 32.900 Euro. Darüber hinaus gibt es zwei Dieselvarianten, den 118d und 120d, die 38.200 bzw. 40.500 Euro kosten. Der Unterschied besteht darin, dass der 120d 20 zusätzliche elektrische PS liefert, was die Systemleistung auf 163 PS erhöht. Ein Mittelmotor-Modell, der 123 xDrive (Systemleistung von 218 PS), rundet das Modellangebot ab. Die Entscheidung wird mit diesem neuen Modell nicht leicht fallen, und auch das Fahren wird nicht weniger befriedigend sein. Probieren Sie es selbst aus.
- Wenn Sie eine budgetfreundlichere Option mit einem leistungsstarken Motor suchen, sollten Sie den 116 ohne elektrischen Boost in Betracht ziehen, der 122 PS bietet und 32.900 Euro kostet.
- Auto-Enthusiasten werden die Auswahl an Optionen zu schätzen wissen: neben dem 120i gibt es den 116, 118d, 120d und das Mittelmotor-Modell 123 xDrive, die alle unterschiedliche Leistung und Preisoptionen bieten.