Porsche bringt elektrischen Macan auf öffentliche Straßen
Ab nächstem Jahr wird der meistverkaufte Porsche ausschließlich als Elektrofahrzeug erhältlich sein. Der neue Macan soll beweisen, dass Elektro-Porsche in Leistung und Fahrerlebnis nicht nur mit Verbrennermodellen mithalten, sondern diese sogar übertreffen können.
Die beliebtesten Porsche werden künftig nur noch über Elektromotoren und dicke Batterien verfügen. Der Sport-SUV Macan mit drehfreudigem, kraftvollem Benziner verkaufte sich in neun Jahren 800.000 Mal und geht zumindest in Europa in den Ruhestand. Es ist ziemlich mutig, das meistverkaufte und günstigste Modell der Marke seit 2015 als zweites Elektroauto neben der Luxuslimousine Taycan ins Schaufenster zu stellen. Dabei läuft die Nobeltochter von Volkswagen Gefahr, dass sich viele Fans vom Bestseller abwenden, weil sie den Weg in eine elektrische Zukunft nicht einschlagen wollen.
Um dies zu verhindern, hat Porsche seine gewohnte Form weitgehend beibehalten, um den E-Macan sofort erkennbar zu machen. Doch das beste Argument, um zögerliche Porsche-Fans vom neuen Elektromodell zu überzeugen, verbirgt sich im Inneren des rund 4,80 Meter langen SUV. Das Erlebnis können Sie vom Beifahrersitz aus erleben, wenn Sie im Inneren des Leipziger Werks auf die hauseigene Strecke abbiegen. Natürlich setzt jedes Elektroauto beim Beschleunigen aus dem Stand sein Heck den meisten Verbrennungsmotoren aus.
Nirgendwo wird dies deutlicher als beim Spitzenmodell des neuen Macan, das rätselhafterweise immer noch „Turbo“ heißt. Zwei Elektromotoren verteilen die Kraft auf beide Achsen und leisten insgesamt 450 kW/612 PS. Sie katapultieren das 2,3 Tonnen schwere Fahrzeug in 4 Sekunden auf 100 km/h. Der bisherige Macan GTS konnte da nicht mithalten. Da ein Elektroauto die 1000-Nm-Marke überschreitet, bietet es weniger Leistung und nur die halbe Durchzugskraft.
Ist das wirklich ein Elektroauto?
Dies wurde besonders deutlich, als unser Werksfahrer Vollgas gab und aus einer engen Kurve heraus beschleunigte. Eine ausgefeilte Fahrwerksabstimmung mit Luftfederung treibt den Macan auf die nächste Gerade. Es gibt keine Körperrolle, fast keine Körperrolle und das Sportlerherz rast. Ist das wirklich ein Elektroauto? Die neue Hinterachslenkung ist auch dann hilfreich, wenn schnell hintereinander schnelle Kurven gemeistert werden müssen. Abseits der Piste demonstrierten die Profis dann einen Wendekreis, der seinem Namen „altstadttauglich“ alle Ehre machte.
Nach der typischen Porsche-Session auf der Rennstrecke wartet der nächste Test. Gleich nebenan muss der Neueinsteiger mit seinem Allradantrieb steile Auf- und Abstiege in lockerem Gelände bewältigen, das sich zum Klettern zu Fuß nicht empfiehlt. Der Drehschalter schaltet von „Sport Plus“ auf „Offroad“. Dann gab es eine Wasserstraße, auf der 180 Batterien zwangsweise zur Tauchstation transportiert werden mussten.
„Keine Sorge, sie sind gut gekapselt und daher geschützt“, beruhigt der Mann am Steuer. Natürlich ist der Macan ein SUV, kein Geländewagen. Aber es hilft beim Fahren in tiefem Schlamm, an Hängen oder beim Erklimmen natürlicher Hügel. Aufgrund des zu erwartenden hohen Preises und der Werkstattkosten werden zukünftige Besitzer ohnehin auf das Klettern über den Felsbrocken verzichten.
Porsche hat den Preis noch nicht verraten
Wie viel das neue Topmodell Macan kosten wird, verrät Porsche noch nicht. Da der bisherige Top-Verbrennungsmotor GTS noch knapp 100.000 Euro kostet, sollten künftige Kunden über einen höheren Preis nachdenken. Das Basismodell verfügt nur über einen Motor, ist entsprechend leistungsschwächer und dürfte deutlich günstiger sein. Hinweise könnte der kommende Audi Q6-etron geben. Das Einstiegsmodell soll eine Leistung von 275 kW/375 PS haben. Audi nutzt wie der Macan einen gemeinsam entwickelten Unterbau.
Zwei Halbschwestern hatten beide identische Batterien im Keller. Er liefert rund 100 kWh Strom, passend für die Reichweite des Macan von rund 500 Kilometern. Es verfügt über eine Ladeleistung von bis zu 270 kW. Dank des 800-Volt-Netzes an Bord geht das Laden zudem schneller. Wenn der Porsche an einer entsprechenden Ladestation geparkt ist, kann die Batterie in 22 Minuten von 10 % auf 80 % aufgeladen werden. Wenn Sie anhalten, sollten vier Minuten ausreichen, um Energie für weitere 100 Kilometer zu „tanken“. Wenn der Stromhunger an einer Ladestation landet, die nur mit 400 Volt statt mit 800 Volt läuft, dann greift ein Trick: Teilen Sie den Akku in zwei Hälften und halbieren Sie die Spannung, sodass nur noch 400 Volt benötigt werden.
Interner Kontakt mit Taycan
Erkennbar ist der elektrische Macan an seiner steil abfallenden Fronthaube, unter der sich ein zusätzlicher Gepäckraum („Frunk“) verbirgt. In konturierten Kotflügelgehäusen sind die Tagfahrlichter untergebracht, mit vier horizontalen LED-Leuchten, ähnlich denen des Taycan. Die Hauptscheinwerfer befinden sich an beiden Enden der vorderen Stoßstange. Durch den Verzicht auf einen Kühlergrill wirkt der Gesamteindruck sportlicher. Eine schmale Lippe über dem Asphalt verbessert die Aerodynamik. Im hinteren Bereich wölben sich die Kotflügel stärker nach außen als bisher. Das im Dunkeln leuchtende Finish ist ein durchgehender Lichtstreifen unter der sanft abfallenden Heckscheibe, der einen Hauch von Coupé-Feeling vermittelt.
Der Innenraum orientiert sich an Porsches Elektro-Vorgänger Taycan. Drei Bildschirme, zwei für den Fahrer und einer für den Copiloten. Wenn Sie einen Film sehen möchten, versperrt ein spezieller Film die Sicht von den Sitzplätzen auf der linken Seite. Außerdem gibt es ein neues Head-up-Display, das beispielsweise Navigationspfeile 10 Meter vor dem Auto optisch projizieren kann. Sprachassistenten sollen nun besonders effektiv und schnell auf Fragen und Befehle reagieren. Bei Aktivierung mit dem Stichwort „Hey Porsche“ wird Ihnen nach der Zieleingabe schneller als bisher die beste Route angezeigt und ein Stopp zum Aufladen vorgeschlagen.
Wenn es um Sportlichkeit, Fahrerlebnis und Leistung geht, dürfte der Macan bei verwöhnten Kunden Anklang finden, auch wenn die Mehrheit dieser Kunden vermutlich Verbrenner-Freaks sind. Umdenken ist notwendig. Schließlich sind bereits ein elektrischer 718 (Boxter/Cayman), ein ähnlicher Cayenne und ein neues Luxus-SUV in der Entwicklung.
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Quelle: www.ntv.de