Pistorius untersucht das schwedische Wehrpflichtmodell
Deutschland setzt Wehrpflicht aus – Verteidigungsminister Pistorius hat einen Fehler gemacht. Die Bundeswehr steht vor einem Personalmangel. Gleichzeitig muss die Truppe 500 Millionen Euro abgeben. Pistorius erwägt die Einführung eines neuen Waffensteuermodells.
Angesichts des Personalmangels in der Bundeswehr prüft Verteidigungsminister Boris Pistorius das Modell der Wehrpflicht. Dazu gehört auch das in Schweden verwendete Modell. „Alle jungen Männer und Frauen versammeln sich dort und nur wenige leisten am Ende den Grundwehrdienst. Ob hier etwas Ähnliches denkbar ist, ist Teil dieser Überlegungen“, sagte Pistorius der „Welt am Sonntag“ und prüfte alle Optionen. „Aber jedes Modell, egal um welches es sich handelt, erfordert eine politische Mehrheit“, sagte er.
Deutschland hat die Wehrpflicht 2011 nach 55 Jahren ausgesetzt. Kurz nach seinem Amtsantritt nannte Pistorius es einen Fehler, der nicht im Handumdrehen korrigiert werden könne. Bundeskanzler Olaf Scholz lehnte im Februar die Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht ab. Pistorius sagt nun: „Die Aussetzung der Wehrpflicht hatte damals einen Grund. Doch rückblickend war sie ein Fehler.“ Sie jetzt wieder einzuführen, wäre strukturell, verfassungsrechtlich und politisch schwierig.“ Deshalb sucht er nach anderen Modellen.
Im Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP heißt es: „Die Bundeswehr muss langfristig für eine stabile Bevölkerung und eine ausgewogene Altersstruktur sorgen.“ Auf die Frage, wie das gelingen soll, sagte Pistorius: „Wir haben eine Personalarbeitsgruppe gegründet.“ „Ich habe jetzt die ersten Auszüge der Arbeit gesehen, die 65 sehr konkrete Empfehlungen zu Einstellungs-, Einstellungs-, Schulungs- und Einarbeitungsanforderungen umfasst.“ Der Minister sagte, die Umsetzung werde Anfang dieses Jahres beginnen.
Sparbeitrag der Bundeswehr im „tragbaren“ Haushalt
Pistorius verteidigte die Vereinbarung der Ampelkoalition, den Bundeswehrhaushalt 2024 um 500 Millionen Euro zu kürzen, als „akzeptabel“. „Der Schaden für 500 Millionen Menschen musste aufgegeben werden, ist aber unter den gegebenen Umständen noch erträglich“, sagte die Verteidigungsministerin. Bundeskanzler Olaf Scholz stimmte zu, dass diese Einsparung einmalig und nur bis 2024 gültig sein solle.
„Eines ist klar: Die Haushaltslage ist schwierig. Auch andere Ressorts müssen sparen“, sagte Pistorius. Allerdings bestand er darauf, mittelfristig den Verteidigungshaushalt zu erhöhen. Zunächst wolle er „so viel und so schnell wie möglich“ aus dem schuldenfinanzierten Sonderfonds investieren, „bevor die Inflation den Großteil davon auffrisst“.
Der Haushaltskompromiss der Ampel-Allianz sieht vor, dass die gesamten Ersatz- und Modernisierungskosten der Bundeswehr in Höhe von 520 Millionen Euro nicht aus dem Haushalt, sondern aus dem 100-Milliarden-Sondervermögen der Bundeswehr bestritten werden. Das bedeutet, dass das Geld nicht mehr für andere Zwecke verwendet werden kann. An dem Ziel von 2 % der Wirtschaftsleistung für Verteidigungsausgaben sollte aber festgehalten werden.
Die Bundeswehr hat keine größeren Auslandseinsätze
Pistorius geht nicht davon aus, dass die Bundeswehr einen weiteren großen Auslandseinsatz wie gerade in Mali durchführen wird. „Im Moment glaube ich nicht, dass wir einen so großen Einsatz wie in Afghanistan oder Mali wiederholen werden“, sagte der SPD-Politiker. Kontakte im kleineren Rahmen, insbesondere im Bereich der militärischen Beratung, seien aber weiterhin wichtig. „Ich denke, es ist von entscheidender Bedeutung, mit Ländern zusammenzuarbeiten, die möglicherweise nicht alle unsere Werte teilen. Die Alternative besteht darin, sich nicht mehr mit diesen Ländern zu befassen und sie von Anfang an den Russen und Chinesen zu überlassen. Das wäre gerechter. „Gefährlicher.“ "
Pistorius, der die letzten deutschen Soldaten des malischen Einsatzes in Wenstorf bei Hannover empfing, sagte, das strategische Engagement in der Sahelzone bleibe auch nach dem Ende des Bundeswehreinsatzes in Mali notwendig. „Deshalb werde ich Anfang dieser Woche nach Niger fliegen.“ Derzeit sind 120 Männer und Frauen der Bundeswehr auf dem Lufttransportstützpunkt Niamey in Malis Nachbarland Niger. Die Zukunft des Vertrags ist aufgrund des Militärputsches im Land ungewiss.
Am Freitag sind die letzten Bundeswehrsoldaten aus Mali zurückgekehrt. Die Vereinten Nationen haben angekündigt, den Einsatz der MINUSMA-Friedenstruppen dort bis Ende dieses Jahres einzustellen, da die Sicherheitslage instabil ist und es an Unterstützung durch die Militärjunta mangelt. Vor Beginn des Abzugs waren im Rahmen der MINUSMA etwa 1.000 deutsche Soldaten in dem westafrikanischen Land stationiert.
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Quelle: www.ntv.de