Podcast "Ukraine – die Lage" - Militärexperte Morin: Kontroverse um US-Hilfe hat die Ukraine geschwächt
Sicherheitsexperte Christian Morin sagte, der innenpolitische Streit in den USA über die weitere Unterstützung der Ukraine habe die Verteidigungsfähigkeiten des Landes geschwächt. Morin sagte am Dienstag im sachlichen Podcast „Ukraine – Die Situation“, dass die Unsicherheit die Art und Weise beeinflusst, wie die Ukraine kämpft und plant. „Das hat bereits Auswirkungen auf die Ukraine“, sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik über den erbitterten Kampf um weitere US-Hilfe. Als wichtigster Unterstützer und Lieferant von Rüstungsgütern hätten die USA „erheblichen Einfluss“.
Darüber hinaus ist die Unsicherheit eine wichtige Botschaft für Russland. Der ständige Fluss von Waffen und Dienstleistungen ist der Kern militärischer Konflikte. Dem Gegner muss signalisiert werden, dass er nicht damit rechnen kann, dass der Widerstand nachlässt. Eigentlich sollten die Europäer bereit sein, mögliche Lücken in der US-Unterstützung zu schließen. „Es besteht die Gefahr, dass man im Widerspruch zu dem steht, was eigentlich nötig ist“, kritisierte der Experte. Zur Verunsicherung um die US-Regierung geselle sich auch, dass einzelne Regierungschefs westlicher Länder – wie etwa der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban – die NATO behindern oder gemeinsame Aktion der EU. „Letztendlich kommt es darauf an, was jeder Staat bereit ist zu leisten.“
Die Finanzierung der Ukraine-Hilfe macht Biden verwundbar
Der US-Kongress debattiert über neue Hilfen für die Ukraine. Bisher sind die bewilligten Mittel weitgehend ausgeschöpft. Die Republikaner verknüpften die Genehmigung weiterer Lieferungen mit der faktischen Verpflichtung, die Grenze zu Mexiko für Migranten zu schließen. „Wenn Präsident Joe Biden sagt, ich mache Kompromisse für die Ukraine, fügt er doppelten Schaden zu“, analysierte Morin. Einerseits musste er dem Konflikt um die Einwanderungspolitik nachgeben. Gleichzeitig wurde er zu Beginn des Wahlkampfs verwundbarer, da US-Steuerzahler den Krieg in der Ukraine finanzierten. „Das Dilemma zwischen Innenpolitik und Außenpolitik ist hier deutlich sichtbar“, sagte Morin. Russland hingegen bereitet sich auf einen langen Krieg vor. Es bleibt abzuwarten, wie sich die US-Kampagne entwickelt. Gleichzeitig stellte es auch den ständigen Zufluss von für den Krieg benötigtem Personal und Material sicher.
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Quelle: www.stern.de