„Laut, kritisch“ – Werden Jusos für Scholz zum Problem?
Von den Jusos hatte man in den letzten Jahren – bis vor ein paar Wochen – wenig gehört. Dann fanden sie klare Worte – und richteten sie an ihren Genossen, Bundeskanzler Olaf Scholz. Im Spiegel versprach er einmal „massive“ Abschiebungen.
Die Jusos sind wütend: „Das ist der Slogan der rechten Schläger“, postete die SPD-Jugend auf X (ehemals Twitter). Juso-Abgeordneter Philipp Türmer schrieb: „Mir wurde schlecht, als ich das hörte.“
Zum ersten Mal seit der Wahl von Scholz zum Kanzlerkandidaten gingen Jusos und Teile der SPD in die Offensive. Der Direktor ist so laut. Wird dieses neue Selbstverständnis für Scholz zwei Jahre vor der Bundestagswahl zum Thema werden – so wie einst der frühere Juso-Chef Kevin Kühnert mit der „No GroKo“-Bewegung?
Juso-Präsidentschaftskandidat, der heute in Braunschweig gewählt wird, bitte hierzu. Sarah Mohammed, 31, aus Nordrhein-Westfalen, und Philipp Toomer, 27, aus Hessen, scheuten sich nicht, den Ministerpräsidenten zu kritisieren. In Zeitungen der Fink Media Group kündigten sie harte Maßnahmen gegen Scholz an. Mohamed sagte, das Jusso-Volk müsse die Sozialdemokraten und den Premierminister vorantreiben. Türmer betonte: „Ich denke, dass wir Jusos von nun an dringend den Ministerpräsidenten und seine Linie kritischer begleiten müssen.“
Jusos als linke Korrektoren
Mohamed und Türmer sind es „Die Stimmen sind laut, kritisch und links“, sagte Politikwissenschaftlerin Anna-Sophie Heinze der Deutschen Presse-Agentur, Sprecherin des Arbeitskreises Parteienforschung der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) in Trier. Hochschulausschuss. Inhaltlich verfolgen beide das gleiche Ziel: Jusos als klares linkes Korrektiv innerhalb der Sozialdemokratischen Partei zu positionieren. „Was an ihnen anders ist, ist die Art und Weise, wie sie dorthin gekommen sind“, sagte Heinze.
Mohammed rief die Jusos dazu auf, wieder auf die Straße zu gehen. Sie sollten engere Verbindungen zu Gewerkschaften, der Klimabewegung, Antirassismus- und feministischen Gruppen knüpfen. „Ich scheue definitiv keine Konfrontation“, sagte sie der taz. Türmer, ein dreizehnjähriger Veteran, wollte das Thema Verteilung ansprechen. Dies, sagte er, erforderte, dass unabhängige Hussos mehr Konflikte mit der Partei anstrebten. „Wenn ich das Gefühl hätte, dass der Kanzler keine sozialdemokratische Politik verfolgt, dann würde ich mich von ihm distanzieren.“
Kurswechsel
Dies ist eine Diskussion mit der ehemaligen Thirteen-Chefin Jessica · Rosenthals völlig anderer Ansatz. Sie vertritt einen ruhigeren Führungsstil als ihr Vorgänger Kunert. Im Jahr 2021 zog Rosenthal in den Bundestag ein, leitete aber weiterhin Jugendorganisationen. „Kritik zu äußern ist in diesem Fall viel schwieriger als ohne Genehmigung“, sagte Heinze.
Einige Leute in der Sozialdemokratischen Partei sagen, Kunert sei zu weit gegangen. Unter Rosenthal fehlte eine klare Linie. Sie verpasste die Chance, die „49ers“ im Bundestag zu organisieren. Bei der Bundestagswahl waren 49 der 206 SPD-Abgeordneten unter 35 Jahre alt, die Jusos. Doch der Einfluss der Young Savages scheiterte letztlich und die sogenannte linke Revolution im Parlament kam nie zustande.
Rosenthal zieht sich als Juso-Präsidentin zurück, weil sie ein Kind bekommt. Mit ihrer Leistung als Leiterin des Sozialdemokratischen Jugendverbandes ist sie zufrieden: „Wir haben deutlich gemacht: Es reicht nicht aus, dass wir andere über unsere Zukunft entscheiden lassen. Wir wollen mitreden“, sagte sie. Auch im Koalitionsvertrag finden sich die Forderungen der Jusos wieder: Aufhebung des Artikels 219a, Legalisierung von Cannabis, Einführung von Bürgerfonds oder garantierte Ausbildungsplätze.
Im Mittelpunkt der Debatte steht die Einwanderungspolitik
Doch nun stehen die Jungsozialisten nicht nur vor einem Führungswechsel, sondern auch vor einem Richtungswechsel. „Ich denke, dass die Familie Yosso spätestens auf dem Parteitag im Dezember wieder für mehr Unruhe sorgen wird“, sagte Heinze.
Die größten Streitpunkte dürften die Einwanderungs- und Asylpolitik und deren Umsetzung sein Deal mit Deutschland Starke Umfragewerte für die AfD. „Sie haben deutlich gemacht, dass die Jusos-Familie mit den Forderungen der Kanzlerin nach weiteren Abschiebungen nicht einverstanden ist.“ Es gebe deutliche Unterschiede in den Programmen von Jusos und Sozialdemokraten, so dass Spannungen zwischen Al-Shabaab und der Mutterpartei absehbar seien.
Keine Anzeichen einer Versöhnung in Sicht
Bundeskanzler Olaf Scholz wird sich einer solchen Konfrontation vorerst nicht stellen müssen. Dem Dreizehnten Bundeskongress fehlte er zum zweiten Mal in Folge – eine Einladung nach Braunschweig lehnte der Kanzler aus terminlichen Gründen ab. Dass er nicht komme, verdeutliche auch „das konfliktreiche Verhältnis zwischen Jusos und Sozialdemokraten“, sagte Wissenschaftler Heinze.
Viele Jusos sind nicht begeistert. Aber Tilmer sagte, Scholz spüre bereits den neuen Wind. Er war sich sicher, dass „die Botschaft und Forderungen von Jusos auf diesem Kongress so laut sein werden, dass er sie zur Kenntnis nehmen wird, wo immer er ist.“
Quelle: www.dpa.com