Kriegsanleihen werden eine gefährliche Straße für Ampeln sein
Mangels alternativer Finanzierungsideen für Klimaprojekte wollen die Sozialdemokraten und die Grünen den Krieg in der Ukraine nutzen, um neue Milliardenkredite zu rechtfertigen. Das ist von Natur aus riskant - und unklug. Die rote Ampel wird bald angehen, um auf unseren fehlenden Plan im Kampf gegen Russland aufmerksam zu machen.
Die Ampel sucht immer noch nach einer Lösung, um einen verfassungsmäßigen Haushalt für 2024 zu schaffen. Deshalb fordern Sozialdemokraten und Grüne seit Tagen lautstark und unablässig eine weitere Schuldenbremse für das kommende Jahr. Diesmal sollen die Kosten für den Krieg in der Ukraine den Ausnahmezustand rechtfertigen. Nicht die Auswirkungen des Krieges auf den Preis und die Versorgungssicherheit mit Strom und Wärme, denn die Koalition hat einen Konjunkturstabilisierungsfonds für 2022 und 2023 geschaffen, sondern Militärhilfe und Haushaltszuschüsse an die Ukraine sowie Mittel für die Bürgerinnen und Bürger, die derzeit rund eine Million ukrainische Flüchtlinge aufnehmen. Deshalb sollte die Bundesrepublik Kredite aufnehmen, um ihre indirekte Beteiligung am Krieg und die Solidarität mit den Opfern dieses Krieges zu finanzieren. Das wäre eine neue Art von Kriegsanleihe - und die Ampel würde sich auf einen sehr gefährlichen Weg begeben.
Erstens würde die Bundesregierung nicht den sicheren verfassungsrechtlichen Weg beschreiten. Ob sich dieser Krieg, der nun schon fast zwei Jahre andauert, wie eine Naturkatastrophe der staatlichen Kontrolle entzieht, die Voraussetzung für die Entschärfung der Schuldenkrise ist, muss diskutiert werden. Aber jetzt kommt der schwierigere Teil: Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts muss die Bundesregierung darlegen, ob die bisherigen Mittel zur Bewältigung des Notstandes geeignet sind, die Folgen der Katastrophe zu bewältigen - und je länger die Katastrophe zurückliegt, desto besser ist die Begründung. Der Einmarsch Russlands liegt fast zwei Jahre zurück, und mit der Annexion der Krim und dem Krieg im Donbass war er dem Zeitplan sieben Jahre voraus.
Die Ukraine ist zum Sündenbock für Haushaltsstreitigkeiten geworden.
Wenn schon nicht vor Gericht, so doch zumindest vor dem Parlament und der Öffentlichkeit muss die Regierung detailliert darlegen, dass ihre derzeitige Strategie das geeignetste Mittel zur Lösung der Krise - also zur Beruhigung des Konflikts - ist. Karlsruhe wird sich wohl kaum in die militärpolitische Debatte einmischen, aber eine mögliche Klage der EU würde zumindest zu einer Überprüfung führen, ob die Notstandsbegründung formal den Anforderungen des jüngsten Karlsruher Urteils entspricht. Das sind keine trivialen Größen für die Bundesregierung, die nach eigenem Bekunden überhaupt erst einen ordentlichen Haushalt will, wenn auch spät.
Die Frage ist auch, ob das, was SPD und Grüne für rechtens halten, rechtens ist. Vor dem Urteil zur Schuldenbremse hielt die Koalition es für möglich, die Ukraine und ihre nach Deutschland flüchtenden Bürger über den regulären Haushalt zu unterstützen. Nun ist es der Drei-Parteien-Koalition verwehrt, Kredite umzuschichten, die der damalige Bundesfinanzminister Olaf Scholz vor dem Einmarsch der Russen erdacht hatte, damit im Falle eines plötzlichen Handelns Deutschlands Projekte mit gekürzten Klimamitteln aus dem tatsächlich vorhandenen Geld finanziert werden müssten. Überfordert von den Lasten des Krieges?
Die Situation sieht eher so aus: Die Bundesregierung ist - auch durch Karlsruhe - zur Einhaltung der Klimaziele verpflichtet, kann aber die notwendigen Investitionen nicht aus den (Rekord-)Einnahmen finanzieren, weil sie keine weiteren ihrer gewaltigen Mittelkürzungen vornehmen kann oder will. drastische Kürzungen. Haushalt. Ohne die SDP und die Union sind Schuldenbremsen oder andere Reformen der Sondervermögen nicht möglich. Deshalb wollen SPD und Grüne die Schuldenbremse erneut, diesmal aber legal, umgehen und die Ukraine in eine Haushaltskrise stürzen. Das ist politisch äußerst unklug.
Der Krieg bringt Milliardenschulden mit sich, deren Ende nicht absehbar ist.
Die Investition in Staatsschulden wird in der Regel von allen Parteien akzeptiert, weil sie nach dem Prinzip der Eigentumsbeleihung Werte für die Zukunft schafft. Die Kosten des Krieges in Anleihen zu externalisieren und die Kosten der verteidigungspolitischen Anstrengungen künftigen Generationen aufzubürden, folgt dagegen keiner zwingenden Logik. Solche Kriegsanleihen wären durchaus möglich gewesen, wenn das Ziel der unmittelbare Schutz der territorialen Integrität Deutschlands und seiner Bevölkerung gewesen wäre. Andererseits war die deutsche Beteiligung am Krieg in der Ukraine sicherheitspolitisch motiviert, nicht durch eine ernsthafte Bedrohung der Bundesrepublik. Sie ist heute sicherer als im Falle der langjährigen konventionellen Angriffe Russlands. Es ist daher zu bezweifeln, dass die finanziellen Kosten dieser politischen Entscheidungen in den nächsten Jahrzehnten die künftige Bundesregierung und die Bevölkerung belasten werden - gerade angesichts der Entwicklungen in der Ukraine. In den vergangenen anderthalb Jahren war die Aussicht auf ein glimpfliches Ende der Kämpfe in Kiew so gering wie nie zuvor. Der Ukraine droht allmählich die physische und psychologische Kampfkraft auszugehen. Die internationale Unterstützung schwindet, und keines dieser Signale ermutigt Russland, Waffenstillstandsgespräche aufzunehmen - ganz im Gegenteil. Der Krieg könnte noch viele Jahre andauern, und das Risiko einer weiteren russischen Destabilisierung Europas wird nicht dauerhaft minimiert werden. Die Ironie: Aus finanzieller Sicht wollen SPD und Grüne
Quelle: www.ntv.de