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Kretschmann will spezielle Anlagen für Wasserstoff und Eisenbahn

Wie sollen die gigantischen Investitionen in eine zukunftsfähige Infrastruktur finanziert werden? Der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg hat eine Idee dazu.

Es gibt auch einen beträchtlichen Wartungsstau in der Bahn
Es gibt auch einen beträchtlichen Wartungsstau in der Bahn

- Kretschmann will spezielle Anlagen für Wasserstoff und Eisenbahn

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann fordert einen Sonderfonds für dringend benötigte Investitionen in die Infrastruktur. "Wir brauchen die Möglichkeit, einen Sonderfonds über Kredite aufzubauen, der nur für sehr spezifische Investitionen verwendet werden kann", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Als Beispiel nannte Kretschmann den Aufbau eines Wasserstoffnetzes, das dringend angegangen werden müsse.

"Wir haben heute quasi keinen grünen Wasserstoff, das ist noch eine Zukunftsvision. Aber dass er kommt, ist vollkommen unstrittig. Dann braucht man diese Netze, und wer die nicht hat, steht sofort vor enormen Wettbewerbsproblemen", sagte Kretschmann. Da es aber erst in zehn Jahren relevante Mengen an grünem Wasserstoff geben werde, gebe es auch keine Rückflüsse aus den Investitionen in das Netz. "Dafür brauchen wir die Möglichkeit, Kredite aufzunehmen, die über einen relativ langen Zeitraum zurückgezahlt werden können."

Er sei überhaupt nicht dafür, die Schuldenbremse generell zu lockern, betonte Kretschmann. "Dafür stehe ich voll ein." Sie sei ein wichtiger Erfolg und diene dem Schutz der nächsten Generation vor hohen Schulden und Zinslasten. "Aber: Die Schuldenbremse darf nicht zur Bremse für die Zukunft werden. Wenn wichtige Investitionen fehlen, schadet das auch der nächsten Generation", sagte der Grünen-Politiker zur dpa.

Die Schuldenbremse wurde nach der Finanzkrise 2009 in das Grundgesetz aufgenommen. Danach dürfen Bund und Länder ihre Haushalte nicht mehr durch neue Schulden ausgleichen.

Was kommt als nächstes für die Schuldenbremse?

Lange Zeit wird darüber diskutiert, einige Ökonomen fordern eine Reform, um dem Staat mehr Spielraum zu geben. Im April hatte der CDU-Landesvorsitzende Manuel Hagel höhere gesetzliche Hürden für Ausnahmen von der Schuldenbremse gefordert, die eine Zweidrittelmehrheit im Parlament erfordern, sowohl im Südwesten als auch auf Bundesebene. "Wir brauchen eine Art ewige Garantie für die Schuldenbremse, damit die Diskussion endlich endet. Alle, die jetzt immer wieder über Reformen sprechen, wollen die Schuldenbremse eigentlich untergraben", sagte er.

Als weiteres Beispiel nannte Kretschmann die Bahn. "Die Ampel-Koalition hat einen enormen Wartungsstau geerbt, weil Jahrzehnte lang niemand investiert hat. Den kann man nicht einfach in einem Haushalt lösen", sagte der Ministerpräsident. Trotzdem müsse man hier kräftig investieren - sonst laufe man Gefahr, die nächste Generation mit Kosten zu belasten, die man jetzt nicht tragen will. "Keiner kann ernsthaft wollen, dass wir das Stück für Stück machen. Wir müssen das jetzt wirklich angehen, sonst kommen wir bei der Klimaschutz nicht voran."

Es müsse aber auch klar sein, dass der Staat die notwendigen Investitionen nicht alleine schultern könne, betonte Kretschmann. "Wir müssen viel mehr privates Kapital aktivieren."

Die Finanzbranche könnte eine entscheidende Rolle spielen, um die notwendigen Kredite für langfristige Investitionen in grüne Wasserstoffnetze und Infrastruktur bereitzustellen, da diese Projekte keine sofortigen Renditen abwerfen könnten. Die Schuldenbremse, während sie essentiell ist, um die nächste Generation vor hohen Schulden und Zinslasten zu schützen, sollte nicht hinderlich für notwendige Investitionen in Sektoren wie die Bahn, Wasserstoffnetze und die Finanzbranche sein, die für den Klimaschutz und die Zukunft des Landes von entscheidender Bedeutung sind.

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