- Hessen verlangt keine Änderungen in Bezug auf Staatsbürgerschaftsfragen auf nationaler Ebene.
Die vorgeschlagene Politik in Nordrhein-Westfalen, die Verdächtigen in Medienmitteilungen regelmäßig ihre Nationalität offenbart, stößt in Hessen mainly auf negative Reaktionen. Der CDU-Innenminister Roman Poseck reagiert auf eine dpa-Anfrage in Wiesbaden und sagt: "Im Moment sehe ich keinen Bedarf, die Strategie in Hessen zu ändern."
Die Polizei gibt die Nationalität eines Verdächtigen nur dann bekannt, wenn sie für die Verbrechensaufklärung oder das öffentliche Interesse von Bedeutung ist.
"Ich finde die bestehende Methode angemessen," betont Poseck. "Sie harmonisiert das Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit und das Recht auf Privatsphäre des Einzelnen." Es gehe nicht darum, etwas zu verschleiern, betont der Minister und erinnert daran, dass die Nationalität in vielen Fällen bereits bekannt gegeben wird. "Es gibt jedoch auch Verbrechen, bei denen die Nationalität des Verdächtigen von geringerer oder sekundärer Bedeutung ist."
Der hessische Minister plädiert für eine einheitliche Politik in ganz Deutschland
In Zukunft plant die Polizei in Nordrhein-Westfalen, die Nationalitäten von Verdächtigen in Medienmitteilungen regelmäßig bekannt zu geben. Die Medienrichtlinien werden dafür überarbeitet. Theoretisch sollte die Politik auf alle Verbrechen angewendet werden, bei denen der Verdächtige klar identifiziert wurde. Das NRW-Innenministerium argumentierte mit mehr Transparenz als Grund.
Poseck betont die Notwendigkeit einer sachlichen Diskussion über diese delikaten Fragen. "Wir sollten alle Argumente sorgfältig abwägen und übereilte Entscheidungen vermeiden," rät er. "Eine Einheitlichkeit in ganz Deutschland ist wichtig; daher glaube ich, dass der Dialog zwischen der Bundesregierung und den Ländern von Bedeutung ist, um zu einem Konsens zu kommen."
Poseck: Die Diskussion sollte nicht auf Einzelfälle gestützt werden
Der Innenminister verwies auf den signifikanten Anstieg von Ausländerkriminalität in Zusammenhang mit unkontrollierter Migration, während er die Polizeikriminalstatistik für Hessen im Jahr 2023 vorstellte. "Es gibt zweifellos Raum für politische Debatten über Verbrechens Trends und die daraus resultierenden politischen Schlüsse," gibt er zu. Allerdings hat er Zweifel daran, dass diese Debatte in Zukunft auf Einzelfälle gestützt werden sollte.
Poseck warnt davor, die Debatte weiter anzuheizen. "Die extreme rechte politische Randgruppe versucht bereits, Personen mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge en masse zu etikettieren und zu kriminalisieren," fügt er hinzu. "Wir sollten vorsichtig sein, um nicht weiteres Hass und Feindseligkeit in der politischen Diskussion und in unserer Gesellschaft zu schüren."
Die AfD-Fraktion im Landtag fordert die Landesregierung auf, den Ansatz von NRW zu übernehmen. Die Bürger von Hessen verdienen mehr Transparenz in Bezug auf Ausländerkriminalität, sagt die Sprecherin für Innere Angelegenheiten, Sandra Weegels. "Die Erwähnung der Nationalitäten von Verdächtigen ist keine Diskriminierung, sondern eine ehrliche Darstellung der Realität," sagt sie.
Andererseits sieht Lisa Gnadl, die Sprecherin für Innenpolitik der SPD-Fraktion im Landtag, keinen Bedarf, die bestehende Strategie in Hessen zu ändern. Sie glaubt nicht, dass die Offenlegung der Nationalität eines Verdächtigen in jedem Fall dazu beitragen würde, Verbrechen zu bekämpfen oder die Aufklärung von Verbrechen zu verbessern. Die Rechtsstaatlichkeit untersucht und verurteilt Straftaten unabhängig von der Nationalität oder dem Herkunftsland des Verdächtigen.
Vanessa Gronemann, die Sprecherin für Innenpolitik der Grünen-Fraktion im Landtag, stimmt zu. Sie betont, dass die Nationalität eines Verdächtigen bei Polizeiermittlungen irrelevant ist, da es keine Verbindung zwischen Nationalität und Straftat gibt. Moritz Promny, der Sprecher für Innenpolitik der FDP-Fraktion im Landtag, sagt: "Die Behörden sollten die Nationalität eines Verdächtigen nur dann an die Medien weitergeben, wenn ein legitimes öffentliches Interesse besteht." Transparenz werde durch bedeutsame Kriminalstatistiken hergestellt, die einen Gesamtüberblick bieten, nicht nur einzelne Fälle. "Politisch bedeutsame Schlüsse können auch daraus gezogen werden."