Kommunen - Gemeindevorsteher tritt zurück – Abteilung bedauert Schritt
Das rheinland-pfälzische Innenministerium bedauerte den Schritt, nachdem die gesamte Gemeindeleitung von Bossenbach (Kreis Kuseel) wegen fehlender Haushaltsmittel zurückgetreten war. „Durch den unausgeglichenen Haushalt werden sich die Verbindlichkeiten der Kommunen zu Lasten künftiger Generationen erhöhen“, sagte ein Ministeriumssprecher am Samstag auf dpa-Anfrage. Es wird erwartet, dass der Staat im nächsten Jahr Bossenbachs Schulden von mehr als 2,7 Millionen Euro übernimmt. Der kommunale Nutzen aus dem Gemeindefinanzausgleich wird in diesem Jahr knapp 230.000 Euro betragen.
Bossenbachs Bürgermeister Martin Wohlers und alle Gemeinderatsmitglieder traten zurück. Wohlers (parteilos) sagte am Freitag, der Schritt sei eine Reaktion auf die Umsetzung der Landesfinanzausgleichsgesetze in Rheinland-Pfalz. „Dann müssen wir einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Da wir ein ländlicher Raum sind, der nahezu keine Einnahmequellen hat, müssen wir die Grundsteuersätze deutlich erhöhen. Das können und wollen wir den Bürgern aber nicht zumuten.“
Die Treppen erinnern an die Stadt Frysbach in der Pfalz. Der Gemeinderat und der Bürgermeister gaben am 8. August ihren Rücktritt bekannt. Sie kritisierten, dass die „Kommunen“ mit rund 1.200 Einwohnern aufgrund des neuen Landesfinanzausgleichsgesetzes und Neuausrichtungen in der Kommunalordnung keine Haushaltsgenehmigung erhielten. Nach eigenen Angaben traten die Ratsmitglieder zurück, nicht weil sie das nicht mehr wollten, sondern weil der Haushalt mangels Budget nicht mehr verabschiedet werden konnte.
Ziel der Landesregierung sei es natürlich, möglichst gleiche Lebensbedingungen in den städtischen und ländlichen Gebieten des Landes zu erreichen und Ungleichheiten durch Umverteilung zu minimieren, teilte das Innenministerium am Samstag mit. Dies ist einer der Gründe, warum es einen städtischen Finanzausgleich gibt. Beispielsweise liegt es in der Verantwortung der Kommunen zu entscheiden, ob sie die Hebesätze erhöhen oder Anlagen gemeinsam mit anderen Kommunen betreiben. Und sie ist nicht allein. „Kommunen sind seit jeher gesetzlich verpflichtet, ihre Haushalte auszugleichen. Die jeweiligen Kommunalordnungen aller Bundesländer, auch Rheinland-Pfalz, schreiben einen ausgeglichenen Haushalt gesetzlich vor.“
Erst vor wenigen Tagen traten der neue Bürgermeister Jochen Ricklefs (parteilos) und 14 gewählte Stadträte ihr Amt in der pfälzischen Stadt an, nachdem die politische Führung von Freisbach aus Protest gegen die Finanzpolitik zurückgetreten war.
Wohlers sagte, sie wüssten von dem Vorfall in Freisbach, seien aber keine wirklichen Vorbilder. „Wir saßen drei Stunden zusammen und haben darüber nachgedacht, woher das Geld kommen soll. Wir konnten keinen Ausweg finden.“ Der Umzug zeige, „wir können uns nicht versöhnen.“ Die Stadt mit rund 690 Einwohnern befindet sich mitten in einer Wachstumsspirale. „Es müssen ein paar Straßen gebaut werden, es muss Geld für Schwimmbäder und Gemeindezentren verdient werden. Da bleibt keine Luft zum Atmen.“
Er war bereit, als Übergangslösung noch ein paar Wochen weiterzumachen. „Aber nicht mehr“, betonte Wohlers. „Für mich ist das Amt keine Option mehr, die Rahmenbedingungen müssen sich erst einmal ändern.“
Das Ende November letzten Jahres vom Landtag verabschiedete Landesfinanzausgleichsgesetz wurde notwendig, nachdem der rheinland-pfälzische Verfassungsgerichtshof im Dezember 2020 das bisherige kommunale Finanzausgleichssystem für verfassungswidrig erklärte und einen „bedarfsgerechten Finanzausgleich“ forderte. Durch die Entschädigung stellt der Staat sicher, dass die Kommunen über die nötigen Ressourcen verfügen, um ihre Pflichtaufgaben sowie das Mindestmaß an freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben wahrnehmen zu können. Die Kommunen übernehmen die ihnen vom Land übertragenen Aufgaben. Sie kümmern sich beispielsweise um die Schule Gebäude, übernehmen Sozial- und Jugendhilfeeinsätze oder nehmen Flüchtlinge auf.
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Quelle: www.stern.de