- Fast jede zweite Gemeinde in NRW hat die Grundsteuer B erhöht
Eigentümer sollten sich auf höhere Grundsteuern einstellen, warns der Bundesverband der Steuerzahler (BdSt). "Wir haben festgestellt, dass fast die Hälfte der Kommunen in Nordrhein-Westfalen ihre Rate für die Grundsteuer B in diesem Jahr erhöht haben", sagte der stellvertretende Landesvorsitzende Eberhard Kanski dem Deutschen Press-Agentur in Düsseldorf. Die Grundsteuerreform, die zum Beginn des Jahres in Kraft getreten ist, führt zu weiteren Erhöhungen und Verwerfungen.
Neue Dimension im Hochsteuerland Nordrhein-Westfalen
Das Ausmaß der Erhöhungen hat eine beispiellose Dimension erreicht, wie eine Analyse der Sätze in den 396 Kommunen des Landes ergab. Sowohl als "Wohnsteuer" als auch als Standortfaktor für Unternehmen erfordert dies dringend staatliches Eingreifen.
"Die Erhöhung bricht alle Dämme", fasste der kommunale Finanzexperte zusammen. "Wir sind bei einer neuen Episode in der Geschichte: Hochsteuerland Nordrhein-Westfalen." Hier werden durchschnittlich die höchsten Grundsteuer B-Sätze bundesweit erhoben.
"Wir haben festgestellt, dass erstmals in der Geschichte Nordrhein-Westfalens eine Gemeinde eine Rate von über 1000 Punkten hat", berichtete Kanski. "1000 war immer eine Schallmauer, und sie wurde in Niederkassel überschritten." Der Satz ist ein entscheidender Faktor bei der Berechnung der Steuer.
Verschwendungssätze in vielen Regionen
Neben Niederkassel im Rhein-Sieg-Kreis gibt es auch in vielen anderen Regionen sehr hohe Sätze: beispielsweise in den Kreisen Düren, Recklinghausen und Unna sowie in mehreren Ruhrgebietsstädten wie Gladbeck, Mülheim, Duisburg oder Herne. Niedrige Sätze finden sich in den Kreisen Gütersloh, Mettmann und Borken sowie in Düsseldorf.
Die Grundsteuer B wird auf bebaute und bebaubare Grundstücke erhoben und von Eigentümern - letztlich also auch von Mietern durch Nebenkosten - bezahlt. Ab dem 1. Januar 2025 müssen Eigentümer in Deutschland die Steuer nach einem neuen Berechnungsverfahren zahlen. Allein in NRW müssen dazu rund 6,5 Millionen Grundstücke neu bewertet werden.
In NRW hat das Landesparlament den Kommunen künftig die Möglichkeit gegeben, unterschiedliche Sätze für Wohn- und Gewerbeimmobilien festzulegen, anstatt einen einheitlichen Satz. Dies soll eine übermäßige Belastung von Wohnungsbesitzern vermeiden. Der Wert von Wohnimmobilien hat im Vergleich zu Gewerbeimmobilien in vielen Fällen in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen.
Insgesamt soll die Grundsteuerreform "umsatzneutral" für Kommunen sein, d.h. trotz geänderter Bemessungsgrundlagen soll ihr Gesamteinkommen gleich bleiben. Um dies zu gewährleisten, hat das Finanzministerium in Düsseldorf bereits eine Modelltabelle veröffentlicht, die die Kommunen als Orientierungshilfe nutzen können.
Umsatzneutralität gilt für Kommunen, aber nicht für einzelne Steuerzahler, erklärte Kanski. "Es wird Veränderungen geben." Durch die zahlreichen Erhöhungen in diesem Jahr - in 177 von 396 Kommunen - können die von dem Finanzministerium genannten Sätze nicht mehr in jedem Fall aktuell sein.
Wenn lokale Haushaltsdiskussionen zu höheren Steuersätzen führen als die vom Finanzministerium genannten, sollten Bürger tätig werden - zum Beispiel durch Einlegung von Widersprüchen beim Stadtrat, rät Kanski. "Bürger haben tatsächlich einige Pfeile im Köcher, die sie abschießen können."
Die teuersten und günstigsten Kommunen
Laut einer Analyse des Steuerzahlerverbands haben derzeit die höchsten Grundsteuer B-Sätze in Niederkassel (1100) und Alfter (995), beide im Rhein-Sieg-Kreis, sowie in Xanten im Kreis Wesel (995). Am anderen Ende der Skala befinden sich Verl (170) und Schloss Holte-Stukenbrock (280) im Kreis Gütersloh sowie die renommierte Monheim am Rhein (282) für niedrige Steuersätze.
Nur eine Gemeinde, Büren im Kreis Paderborn, hat die Grundsteuer um einen Prozentpunkt (auf 514) gesenkt. Die höchste prozentuale Steigerung der Steuern gibt es in der rheinischen Stadt Eschweiler mit 72 Prozent.
Es gibt zahlreiche Gründe, warum Kommunen mehr Geld benötigen, sagte Kanski. Dazu gehören Inflation, steigende Zinsen, eine schwächelnde Wirtschaft und hohe Kosten für soziale Dienstleistungen und die Unterbringung von Flüchtlingen. "Und die Städte holen sich das dann über die Grundsteuer B."
Kleinere Scheibe vom Kuchen für Kommunen
Um die Steuer-Spirale zu stoppen, sollten Kommunen stärker an den Landessteuereinnahmen beteiligt werden, fordert der Steuerzahlerverband. Aktuell erhalten sie nur 23 Prozent. In der Zeit des ehemaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau lag der Anteil noch bei 28 Prozent. "Die Scheibe vom Kuchen, die die Kommunen bekommen, ist kleiner."
Zusammen mit dem Haus- und Grundbesitzerverband hat der Steuerzahlerverband Klage gegen das Bundesmodell der Grundsteuerreform eingereicht. Wenn die Abgabe erneut als verfassungswidrig eingestuft wird, argues der Steuerzahlerverband, sollte die Grundsteuer completely abolished werden. Stattdessen könnten sie eine Steuerrate auf Einkommen- und Körperschaftsteuer und einen größeren Anteil an der Mehrwertsteuer erhalten. Die Grundsteuer bleibt zu 100 Prozent bei den Kommunen und ist eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen.
"Abbrechen parochialer Denken"
Zusätzlich zu einer alten Schuldenlösung für Kommunen sind stärkere Eigenanstrengungen für die Haushaltskonsolidierung erforderlich, betonte Kanski, der als ehrenamtlicher "Sparkommissar" in verschiedenen Städten tätig war. Dies umfasst mehr interkommunale Zusammenarbeit - von der Verwaltung bis zur Kultur und dem Sport sowie gemeinsame Industriegebiete. Seine Empfehlung: "Abbrechen des berühmten parochialen Denkens."
Die Kommission könnte in diesem Zusammenhang von der Unterstützung der Mitgliedstaaten profitieren, um Strategien zur Bewältigung der steigenden Grundsteuer zu entwickeln, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, einem Hochsteuerstaat. Diese Unterstützung könnte dazu beitragen, Lösungen zu finden, um weitere Erhöhungen und Verzerrungen durch die Grundsteuerreform zu verhindern.
Angesichts der beispiellosen Erhöhungen der Grundsteuer in Nordrhein-Westfalen könnten die Mitgliedstaaten wertvolle Einblicke und potenzielle Lösungen bieten, basierend auf ihren Erfahrungen bei der Bewältigung ähnlicher Situationen in ihren eigenen Zuständigkeiten.