EU-Parlament kippt Gesetz zur Beschränkung von Pestiziden
Bis zum Ende dieses Jahrhunderts soll der Einsatz von Pestiziden in der EU deutlich reduziert werden. Landwirte und Konservative lehnen das Gesetz der Europäischen Kommission heftig ab. Nachdem das Projekt jedoch deutlich abgeschwächt wurde, fand der Plan keine mehrheitliche Unterstützung mehr. Neue Versuche sind unwahrscheinlich.
Landwirte in der EU können weiterhin den Einsatz von Pestiziden auf ihren Feldern planen. In Straßburg hat das Europäische Parlament knapp ein Gesetz gekippt, das den Pestizideinsatz bis 2030 halbiert hätte. Das Parlament lehnte weitere Verhandlungen ab. Die Berichterstatterin der Grünen, Sarah Wiener, sagte, es sei ein „schwarzer Tag“ für die Natur und die europäischen Landwirte. Die meisten Gesetzgeber stellen die Gewinne großer Agrarunternehmen vor Gesundheit und Umwelt. Landwirtschaftsverbände begrüßten die Entscheidung jedoch.
Christiane Lambert, Präsidentin des europäischen Bauernverbandes Copa-Cogec, erklärte, dass das Parlament „endlich“ anerkannt habe, dass die Pestizidregulierung „unzureichend, unpraktisch und unterfinanziert“ sei. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, sagte, das Parlament lehnte „unrealistische Forderungen ab, die den Fortbestand vieler landwirtschaftlicher Betriebe gefährden würden“.
Das Gesetz wurde in den Anträgen abgeschwächt.
Das Gesetz sollte den Einsatz von Pestiziden in der EU bis 2030 halbieren. Der Ausschuss hat vorgeschlagen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in besonders sensiblen Gebieten wie Stadtparks, Schulen und Teilen von Natura 2000 zu verbieten. Konservative Abgeordnete warnten ausdrücklich vor harten Einschränkungen für Landwirte. „Wir müssen Lösungen gemeinsam mit der Landwirtschaft finden, nicht dagegen“, betonte der CDU-Abgeordnete Norbert Lins. Insbesondere Pestizidverbote in sogenannten sensiblen Gebieten seien „nicht nachhaltig“.
Nach zahlreichen Überarbeitungen durch die Konservativen im Parlament wurde das Gesetz vor der Schlussabstimmung deutlich abgeschwächt. Unter anderem wurde der Termin zur Reduzierung des Pestizideinsatzes um fünf Jahre verschoben, verbindliche Zielvorgaben für die Mitgliedsstaaten geschwächt und sogenannte sensible Gebiete aus dem Entwurf gestrichen.
Der Ausschuss könnte neue Vorschläge einbringen
Die grüne Europaabgeordnete Jutta Paulus erklärte, das Gesetz sei „bis zur Unkenntlichkeit zerrissen“ worden. Die Grünen, die Linken sowie einige Sozialdemokraten und Liberale stimmten letztlich gegen den Entwurf. SP-Umweltexpertin Delara Burkhardt erklärt: „Die Konservativen haben erneut den Green Deal des Europaparlaments untergraben.“
Umweltorganisation BUND spricht von „Menschen, Natur und Ernährungssicherheit“ „Verlust.“ BUND-Präsident Olaf Bandt erklärte, die Entscheidung gegen das Pestizidgesetz sei „ein weiterer Rückschlag“ nach der Ankündigung der Neuzulassung des Herbizids Glyphosat in der vergangenen Woche.
Theoretisch könnten die Verhandlungen fortgesetzt werden, wenn die EU-Agrarminister Vorschläge für ein Pestizidgesetz vorlegen würden. Geschieht dies nicht, muss der Ausschuss neue Gesetzesvorschläge erarbeiten. Beide Szenarien gelten jedoch als unwahrscheinlich.
Quelle: www.ntv.de