Durch den Balkan im Hyundai Ioniq 6 - und nicht gestrandet
Zögern Sie noch, ein Elektroauto von Berlin nach Köln zu fahren? ntv.de hat den ultimativen Langstrecken-Test durchgeführt. Statt 600 Kilometer durch Deutschland wurden es 6000 Kilometer durch Südosteuropa.
Wie weit kommt man tatsächlich mit einem elektrisch betriebenen Fahrzeug? Oft nicht so weit, wie der WLTP-Verbrauch verspricht. Weil es draußen zu kalt ist oder die Steigung zu steil. Kein Problem. Dann sucht man sich eben eine andere Ladesäule. Aber dieser Gedanke lässt viele Fahrer, die noch Verbrennungsmotoren fahren und umsteigen wollen, innehalten. ntv.de hat getestet, wie weit man tatsächlich mit einem Elektroauto kommt.
Dafür war es wichtig, das richtige Auto sorgfältig auszuwählen. Der Hyundai Ioniq 6 erschien als interessante Wahl. Er ist nicht übertrieben teuer mit einem Basispreis von 43.900 Euro und bietet dank seiner 800-Volt-Technologie schnelles Laden. Die Version mit einem 53 kWh-Akku (oder eher klein) wäre wohl nicht geeignet für die 6000-Kilometer-Marathon. Dann gibt es die 77 kWh-Version (229 PS) für einen vernünftigen Aufpreis von 5.000 Euro.
ntv.de wollte unter herausfordernden Bedingungen starten. Ein Fahrzeug mit 100 kWh-Akkus wurde explizit nicht gewünscht. Schließlich soll die Reichweite für die Fahrt reichen - eine kleine Herausforderung ist gut. Die meisten heute verfügbaren Elektrofahrzeuge haben eine mittlere, nicht gigantische Reichweite. Ein großer Akku ist teuer und man kann das Geld sparen. Außerdem ist die Batterieproduktion CO2-intensiv, was den CO2-Fußabdruck entsprechend erhöht.
Eigentlich sollte die effiziente Heckantriebsversion gewählt werden. Hier musste Hyundai leider passen und stellte stattdessen die 325 PS Allradversion (52.900 Euro) bereit. Ja, über 300 PS unter der Haube ist ein netter Bonus, aber es reduziert auch die Reichweite. Die beiden Motoren unter der Blechhaube ziehen deutlich mehr Kraft. Realistische Reichweite? Bei 120 km/h auf der Autobahn sind es etwa 380 Kilometer. Das sieht auf den ersten Blick mau aus. Immerhin hat dieser rote Sportwagen rund 6000 Kilometer vor sich.
Wohin soll es gehen?
Und jetzt kommt der spannende Teil - wohin soll es gehen? Nach Italien? Nein, zu einfach. Nicht nach Frankreich, Spanien oder Portugal, wo es inzwischen eine solide Anzahl an Schnellladestationen gibt, obwohl beide Länder in ländlichen Gebieten "porös" sind. Spanien ist nicht das Elektroauto-Land schlechthin. Die skandinavischen Länder oder Benelux wurden nicht einmal in Betracht gezogen - wo wäre da die Herausforderung?
Also wird der Allrad-Ioniq 6 zunächst in Richtung Österreich aufbrechen. Von dort aus geht es dann entspannt die Adriaküste entlang nach Dubrovnik. Und dann wird es sportlich. Es geht zur bosnischen Hauptstadt Sarajevo. Der Teil von Dubrovnik nach Sarajevo war interessant, weil es dort angeblich keine Ladesäule für die nächsten 280 Kilometer geben sollte. Aber es gibt auch keine Autobahn, was den Energieverbrauch niedrig hält. Perfektes Terrain also, um die kräftigen 605 Newtonmeter Drehmoment (0 bis 100 km/h in 5,1 Sekunden) einzusetzen. Immerhin geht es Richtung bosnisch-serbische Grenze auf 1.200 Metern Höhe.
Nach mehreren ereignislosen Ladepausen (erst in Sarajevo und später auf dem serbischen Land) geht es auf die E75 - das ist die klassische Autoput-Route, auf der einst so viele Gastarbeiter nach Deutschland zogen. Die Fahrt auf dieser Route ruft mehr unangenehme Erinnerungen wach als Reichweitenangst. Denn nicht allzu lange ist sie aufgrund der Kriegsaktivitäten der Balkankonflikte unpassierbar gewesen - und heute kann man sie mit einem Elektroauto befahren.
Gerade nach dem Überqueren der serbisch-bulgarischen Grenze geht es nach Sofia. Von dort aus nimmt der Ioniq die Route nach Norden in Richtung Griechenland, wo er in der Regionalhauptstadt (Thessaloniki) für eine 50-kW-Ladung anhält. Nach einem kurzen Stopp an einer der vielen Küsten der Chalkidiki-Halbinsel geht es zurück auf demselben Weg. Diesmal durch ländliches Bulgarien, Rumänien (Bucharest) und Wien in schneller Folge. Und von Wien geht es zurück zum Ausgangspunkt in Nordrhein-Westfalen.
Elektrofahren funktioniert gut
Und das Fazit? Dass der 4,86 Meter lange Ioniq 6 ein richtiges Reisemobil mit bequemen Sitzen und viel Platz ist. Und dass man tatsächlich gut mit elektrischem Antrieb reisen kann. Das ist eine oberflächliche Beschreibung. Bevor Sie sich aufregen, lieber Leser - ja, es kann manchmal hakenbleiben, das ist klar. Und es muss erneut betont werden, dass das Laden länger dauert als das Tanken von Benzin oder Diesel. Aber der Koreaner lädt schnell an Ladesäulen mit 300 kW. Der Ioniq 6 hält das Versprechen des Herstellers, den Akku in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufzuladen. Hut ab vor den Ingenieuren!
Ich sollte nicht verschweigen, dass es auch kleinere Pannen gab, die mit einem Verbrennungsmotor vielleicht nicht passiert wären. Kurz vor Graz wäre der Ioniq 6 fast liegengeblieben. In einem Moment der Kühnheit fuhr ich den Ladelevel auf unter 25 Kilometer runter, in der Annahme, dass es keine Probleme an einer Ionity-Ladesäule geben könnte. Das war der erste Fehler. Der Ionity-Lader mochte den Ioniq nicht, und umgekehrt. Kommunikationsfehler. Keine Chance. Also musste ich 60 Minuten mit Wechselstrom laden, um zur nächsten Schnellladestation zu kommen. Gott sei Dank hat es funktioniert. Diese Situation hat mir Respekt gelehrt. Ich muss vorsichtiger sein und für die nächste Ladung mehr Reserve lassen.
Ich hatte die Tour nicht sehr gründlich geplant. Natürlich braucht man einen allgemeinen Überblick. Das Ladeinfrastruktur-Netz an der Adriaküste ist lange nicht so dicht wie in Deutschland. Aber es reicht für ein Fahrzeug mit einer 77-kWh-Batterie. Zagreb, Zadar und Split - kein Problem. Hier funktioniert es noch mit den Partner-Ladestationen von ENBW und der Mobility-Plus-App. Aber Vorsicht ist geboten. Oft gibt es nur 50 oder 100 kW - somit dauert das Laden länger. Defekte Ladestationen waren jedoch kein Problem.
Ab Dubrovnik wurde mehr Abenteuer erwartet. Schließlich funktionierte die vertraute App nicht mehr und der Zustand der Ladestationen war ungewiss. Die Tatsache, dass es in Sarajevo eine zuverlässige 50-kW-Ladestation mit Alpitronic-Ausstattung gibt, war eine Überraschung. Jeder, der in diese Region als Elektro-Neuling reist, sollte sich etwas mit der App-Situation vertraut machen. Die "e-Go-Charger" und "Charge&Go"-Apps helfen in Bosnien und Serbien. Übrigens gibt es in Serbien, das generell nicht sehr elektrifizierungsfreundlich ist, zuverlässige Ladestationen in vernünftigen Abständen.
Und tatsächlich gibt es einige überraschende neue Erkenntnisse. Nordgriechenland ist eher eine Wüste von Ladestationen, fast ausschließlich mit 50-kW-Ladern (obwohl es einige stärkere gibt) und einem sehr fragmentierten App-Landschaft. Allerdings kann die "ElpeFuture"-App, die gut programmiert ist, bei der Navigation helfen. Im Gegensatz dazu ist Bulgarien, das jüngere EU-Land, viel weiter fortgeschritten und verfügt über ganze Ladeparks und beeindruckende Ladekapazitäten von 200 Kilowatt und mehr. Das gilt auch für Rumänien und Ungarn.
Für Bulgarien, Rumänien und Ungarn werden die Apps Plugsurfing oder Shell Recharge empfohlen. Die meisten hier gebräuchlichen Apps bieten nur begrenzten Zugang zu Südosteuropa. Bei der Ankunft in Wien fällt auf, dass Österreich und Deutschland besser für Elektrofahrzeuge ausgestattet sind als Osteuropa. Auf der anderen Seite gibt es dortcurrently weniger BEVs, aber das wird sich ändern.
Insgesamt kann man sagen, dass das Reisen mit einem Elektrofahrzeug, sogar durch Regionen mit kritischer Ladeinfrastruktur wie den Balkan, möglich ist. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Ladestation schnell zu finden, insbesondere nachts in unbekanntem Gelände. Aber in solchen Situationen muss man ruhig bleiben. Im Allgemeinen sollte man beim Fahren mit einem Elektroauto ruhig bleiben.
Diese Elektroautofahrt war ursprünglich für zwei oder drei Jahre später geplant, aber die Zwischenergebnisse zum Ladeinfrastruktur-Netz veranlassten mich, das Experiment früher durchzuführen. Nach einer 6000-km-Fahrt mit einem Elektroauto durch Südosteuropa bin ich etwas entspannter geworden, wenn es um das elektrische Fahren in Deutschland geht, und kann nicht umhin, zu schmunzeln, wenn Freunde und Kollegen sich über belegte oder defekte Ladestationen beschweren.
Trotz der Herausforderungen mit der Reichweite und der Ladeinfrastruktur hat der Hyundai Ioniq 6 die 6000-km-Journey durch Südosteuropa erfolgreich gemeistert. Die allradgetriebene Version, obwohl leistungsstark, erforderte häufige Ladestopps aufgrund der reduzierten Reichweite.
Während der Reise durchquerte das Fahrzeug verschiedene Länder wie Österreich, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Bulgarien, Griechenland und Rumänien. In einigen dieser Länder war die Ladeinfrastruktur weniger entwickelt, aber Apps wie "e-Go-Charger" und "Charge&Go" boten nützliche Unterstützung bei der Suche nach Ladestationen.
Andererseits hatten Länder wie Bulgarien und Rumänien fortschrittliche Ladeinfrastrukturen mit Kapazitäten von bis zu 200 Kilowatt. Die Reise zeigte, dass das Reisen mit Elektrofahrzeugen durch Regionen mit kritischer Ladeinfrastruktur zwar Herausforderungen birgt, aber mit entsprechender Planung und Verwendung von Apps möglich ist.