Die Bauindustrie fordert ein Ende der Bauvorschriften für kleine Bundesstaaten
Aus Branchensicht behindern die umfangreichen Bauvorschriften in Deutschland neue Produktionsmethoden und Preissenkungen. Tim Oliver Müller vom Hauptverband der deutschen Bauwirtschaft sagte, es sei unbedingt notwendig, dass die Bundesländer ihre unterschiedlichen Interessen zugunsten einer nationalen Lösung zurückstellen. „Sonst gäbe es keinen nennenswerten Anreiz für den Bau von neuem, bezahlbarem Wohnraum.“
Geringe Unterschiede in den Vorschriften verhindern seiner Meinung nach die einheitliche industrielle Produktion von Wohnbauteilen, die überall in der Republik genutzt werden können. Müller sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Politik könne es sich angesichts der Wohnungsnot und der hohen Immobilienpreise nicht mehr leisten. Die Bauwirtschaft fordert daher die Länder zum Handeln auf, dazu finden am Donnerstag und Freitag Beratungen in Baden-Baden statt. Die Bemühungen der Bundesregierung in diesem Bereich sollten nicht länger heruntergespielt werden.
Bausparkassen gehen davon aus, dass allein das Bauen nach Industriestandards die Refinanzierungskosten erheblich senken kann. Bei einem Neubau eines Mehrfamilienhauses kann allein dadurch die Nettomiete um 20 % sinken. Es wird davon ausgegangen, dass diese Kosten derzeit etwa 18 € pro Quadratmeter und Monat betragen. Allerdings besteht in den Ballungsräumen ein großer Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Die Preise liegen zwischen 8 und 12 Euro.
Nicole Razavi (CDU), Präsidentin des Bauministerrates und Leiterin des Ressorts Baden-Württemberg, ist sich bewusst, dass der Wohnungsbau nicht so weitergehen kann wie bisher. Sie sagte: „Wenn wir realistisch sind, wird der Motor des Neubaus und der Sanierung zum Stillstand kommen, weil die Situation so ernst ist, dass sich Bauen und Sanieren einfach nicht mehr lohnen.“
Das sagte die Ministerin jedoch Wenn es um Bauvorschriften geht, ist das erste, was wir wollen, die Digitalisierung. Die Digital Building Authority wurde erst kürzlich im Südwesten eingeführt. Sie prognostiziert, dass dies ein „Beschleunigungsmoment“ sein wird, in dem Bauprojekte schneller und damit kostengünstiger abgeschlossen werden sollten.
Die Baubranche ist nicht optimistisch. Derzeit werden lediglich verschiedene analoge Prozesse digitalisiert. Ziel müsse es sein, einen einheitlichen Prozess in Deutschland umzusetzen, forderte Müller. Dabei handelt es sich um eine bundesweite Einigung über die Voraussetzungen und Fristen für die digitale Einreichung, Bearbeitung und Rückgabe von Baugenehmigungen. Die mangelnde Standardisierung von Prozessen, Abläufen und Regeln ist ein großes Missverständnis bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung.
Quelle: www.dpa.com