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Deutschland und Brasilien drängen auf ein Freihandelsabkommen

Es handelt sich um eine der größten Freihandelszonen in Europa und Südamerika, über die seit mehr als 20 Jahren verhandelt wird. Auch nach dem Treffen zwischen der deutschen und der brasilianischen Regierung war noch unklar, ob das funktionieren würde.

Hoffentlich kann bald ein Deal abgeschlossen werden: Olaf Scholz. Foto.aussiedlerbote.de
Hoffentlich kann bald ein Deal abgeschlossen werden: Olaf Scholz. Foto.aussiedlerbote.de

Diplomatie - Deutschland und Brasilien drängen auf ein Freihandelsabkommen

Deutschland und Brasilien drängen auf einen zügigen Abschluss eines geplanten Freihandelsabkommens zwischen der Europäischen Union und dem südamerikanischen Wirtschaftsraum Mercosur.

„Wir setzen uns mit Nachdruck dafür ein, dass das Abkommen schnellstmöglich finalisiert wird“, sagte Scholz nach Beratungen zwischen der deutschen und der brasilianischen Regierung in Berlin. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte, er werde trotz aller Schwierigkeiten nicht aufgeben, zum Erfolg der mehr als 20 Jahre dauernden Verhandlungen beizutragen. „Ich hoffe, dass die EU Interesse am Abschluss dieses Vertrags zeigt.“

Wesentliche Unterschiede im Nahostkonflikt

Beim ersten Regierungstreffen beider Länder seit acht Jahren zeigten sich deutliche Differenzen in der Sicherheitspolitik, insbesondere im Hinblick auf die Kriege in Gaza und der Ukraine. Deutschland befürwortet lediglich einen Waffenstillstand zwischen Israel und der islamistischen Hamas, um humanitäre Hilfe zu leisten, während Brasilien einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand fordert und sogar Israels „Terrorakte“ wegen der bei Bombenanschlägen im Gazastreifen getöteten Kinder und Frauen kritisiert.

Französischer Widerstand gegen Freihandelsabkommen

Im Mittelpunkt der Beratungen steht jedoch die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Eigentlich hofft Lula, die Verhandlungen über das EU-Mercosur-Abkommen, das die Schaffung einer der größten Freihandelszonen der Welt mit mehr als 700 Millionen Einwohnern vorsieht, auf einem Gipfel der Gemeinschaft Südamerikanischer Nationen am Donnerstag abschließen zu können. Dies ist jedoch, insbesondere aufgrund der französischen Opposition, mittlerweile höchst zweifelhaft.

Seit mehr als 20 Jahren laufen zwischen der EU und den vier Mercosur-Ländern (Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay) Gespräche zu diesem Thema. Aufgrund anhaltender Bedenken, etwa hinsichtlich des Regenwaldschutzes, wird das Grundlagenabkommen von 2019 jedoch nicht umgesetzt.

Scholz forderte „so viel Pragmatismus wie möglich“.

Scholz sagte, Brasilien und Deutschland unterstütze das Abkommen, um das enorme Potenzial der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen auszuschöpfen. „Brasilien ist unser wichtigster Handelspartner in Südamerika“, betonte Scholz. „Mehr als 1.000 deutsch-brasilianische Unternehmen haben dazu maßgeblich beigetragen.“

Der Premierminister betonte die Notwendigkeit, die Verhandlungen jetzt abzuschließen. „Es spricht viel dafür, die Beziehungen zwischen der EU und dem Mercosur durch den Abschluss eines solchen Handelsabkommens zu verbessern.“ Er geht davon aus, dass der Europäische Rat und das Europäische Parlament nach Abschluss der Verhandlungen eine Mehrheit haben werden. „Ich bitte alle Beteiligten, möglichst pragmatisch und kompromissbereit zu sein.“

Auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai sprach sich der französische Präsident Emmanuel Macron gegen das Abkommen aus. Er sagte am Samstag, dass dabei die Artenvielfalt und das Klima nicht berücksichtigt würden. Daher sieht Lula eindeutig die Bremsen auf europäischer Seite.

Mittlerweile finden alle zwei Jahre Konsultationen statt

An dem Treffen nahmen zahlreiche Minister beider Seiten teil. Die deutsche Seite hat neun und die brasilianische Seite sogar zwölf. Die Bundesregierung führt regelmäßig Regierungskonsultationen mit Ländern durch, mit denen wir besonders enge Partnerschaften pflegen oder die für Deutschland von besonderer strategischer Bedeutung sind.

Das deutsche und das brasilianische Kabinett trafen sich erstmals 2015 in Brasilia, um die Beziehungen zwischen den beiden Ländern auszubauen. Doch unter dem rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro, bekannt als „Tropical Trump“, stagnierten die Konsultationen jahrelang. Die Idee wurde wiederbelebt, nachdem Lula an die Spitze Brasiliens zurückgekehrt war. Die Beratungen finden nun alle zwei Jahre abwechselnd in Deutschland und Brasilien statt.

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Quelle: www.stern.de

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