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Der Opel RAK 2 macht eine rasante Reise durch die Geschichte.

Fahrtenbuch auf der AVUS im Mai 1928

Fritz von Opel braust 1928 mit gezündeten Raketen über die AVUS.
Fritz von Opel braust 1928 mit gezündeten Raketen über die AVUS.

Der Opel RAK 2 macht eine rasante Reise durch die Geschichte.

In diesem Jahr feiert Opel das 125-jährige Bestehen seines Werks in Rüsselsheim. In all diesen Jahren wurden zahlreiche Modelle für die Straße und die Rennstrecke gebaut. Einige dieser Modelle sind unglaublich, wie der RAK 2, der 1928 auf der AVUS-Rennstrecke mit 238 km/h einen Rekord aufstellte. Die Chance, eine dieser schönen Maschinen zu fahren, ist ein wahr gewordener Traum.

Damals, an einem bewölkten Mittwoch in Berlin, konnten rund 3.000 Zuschauer nicht fassen, was sie da sahen. Ein schwarzes, zigarrenartiges Gefährt mit einem glutroten Schweif aus Feuer und Rauch, angetrieben von 24 Raketen, jede über einen Meter lang und fünf Kilogramm schwer, brach den Streckenrekord auf der legendären AVUS. Am Steuer saß Fritz von Opel, ein Multitalent - Ingenieur, Rennfahrer, Rekordjäger und Draufgänger. Gerade einmal 29 Jahre alt, hatte er bereits Rennen mit Autos, Motorrädern und sogar Booten gewonnen. Mit dieser Leistung trug er sich einmal mehr in die Geschichtsbücher ein.

Der RAK 2 hatte nichts mit den erfolgreichen Fahrzeugen wie dem Opel 4 PS, dem Laubfrosch, der damaligen Zeit zu tun. Opel, der Großvater des Firmengründers Adam Opel, hatte den einzigartigen Wagen zusammen mit dem österreichischen Raketenpionier Max Valier und dem Pyrotechniker Friedrich Sander eigens für das Berliner Rennen gebaut. Die unglaubliche Kraft, die er mit jeder Rakete freisetzte, führte fast zu einer Katastrophe, aber er liebte es.

Fritz von Opel braust 1928 mit gezündeten Raketen über die AVUS.

Opel sagte: "Ich stoße noch einmal zu, noch einmal, und - es packt mich wie ein Wutanfall zum vierten Mal. Alles verschwindet zur Seite. (...) Ich handle nur noch unbewusst. Hinter mir der Ansturm der unkontrollierbaren Kräfte." Die massiven Flügel des Wagens konnten ihn jedoch nicht davor bewahren, kurz vor der Ziellinie die Bodenhaftung zu verlieren, so dass er beinahe die Flucht ergriff. Leif Rohwedder fügt die unerzählte Geschichte hinzu: Der RAK 2 wurde nicht mehr gesehen, seit Opel von General Motors übernommen wurde und im Zweiten Weltkrieg verloren ging.

Opel hält die Erinnerung an diesen Rekordwagen in Ehren und bewahrt einen Nachbau in seiner Sammlung. Dieser Nachbau wurde in den 1990er Jahren für eine Werbekampagne hergestellt, aber nie benutzt. Sie ist dem Original näher als die Nachbildung im Deutschen Museum in München und kann sogar gefahren werden. Laut dem stolzen Sammlungsleiter ist es mehr als nur eine statische Attraktion. Er wischt den Staub von der schwarzen Farbe, setzt die massiven Flügel mit Leichtigkeit in den Rumpf und lädt die Besucher zu einer Probefahrt auf ihrem Grundstück ein.

Anstelle von Feststoffraketen wurden die acht Zündkerzen eines 5,7-Liter-Motors eines Chevrolet Camaro verwendet, der für dieses Projekt unter der Leitung von General Motors komplett zerlegt wurde. In den nachgebildeten Rohren, in denen einst die Antriebsmotoren untergebracht waren, befinden sich nun Kirchenkerzen, und Nebel stellt den Rauch dar.

Äußerlich lässt der vergleichsweise raffinierte Verbrennungsmotor mit seinen gleichmäßigen 200 PS erahnen, welcher Heroismus nötig war, um diesen Rekord aufzustellen. Nach ein paar Minuten sind die Schläuche des Motors glühend heiß. In dem engen Cockpit ist es schwierig, Gas und Bremse zu finden.

Doch ein Fotograf fordert uns auf, schnell zu fahren und erinnert uns an den 238 km/h-Rekord von damals. Währenddessen versucht man, diese Rakete durch ein Labyrinth aus brandneuen, von den Kunden sehnlichst erwarteten Autos zu steuern und Kollisionen zu vermeiden. Dies ist nicht die mächtige AVUS mit ihrer vier Kilometer langen geraden Strecke. Stattdessen befindet man sich auf einem beengten Fabrikgelände mit Gegenverkehr und engen Räumen.

Allerdings gibt es weiter hinten ein freies Stück Straße. In dem engen Tunnel vor Ihnen spüren Sie, wie der Fuß leicht in Richtung Bodenblech sinkt, während der RAK 2 mit einem unglaublichen Gebrüll beschleunigt. Die Manövrierbarkeit wird schwieriger, und die Nase lässt sich nur noch mit eisernem Griff präzise ausrichten.

Es ist schwer vorstellbar, wie aufgeregt von Opel gewesen sein muss, als eine Rakete nach der anderen hinter ihm aufleuchtete und den RAK 2 zu unglaublichen Geschwindigkeiten antrieb. Die Bewunderung der Menge steigerte sein Ansehen und brachte ihm den Spitznamen "Rocket Fritz" ein.

Leider hatte von Opel mit seinem Vorhaben nur begrenzten Erfolg. Obwohl die RAK 2 zur Entwicklung des rekordverdächtigen Schienenfahrzeugs RAK 3 und eines raketengetriebenen Flugzeugs führte, stand er vor dem Aus, als seine Familie ihr Unternehmen 1929 an General Motors verkaufte. "Die Raketentests machten Opel zum fortschrittlichsten und innovativsten Automobilhersteller", erklärt Rohwedder, "aber die Amerikaner waren an Opels großen Plänen nicht interessiert. Sie haben alle seine Projekte verschrottet."

Steuerbare Raketentechnik - auf dem Weg ins Weltraumzeitalter

Der RAK 2 erinnert nicht nur an ein bemerkenswertes Fahrzeug und eine beeindruckende Ergänzung der Opel-Sammlung, sondern auch an einen Schlüsselmoment der Technikgeschichte, der über die Automobilszene hinausgeht. Vielmehr steht er für den Beginn einer ganz neuen Ära - des Raumfahrtzeitalters. "Mit diesem Auto hat Opel bewiesen, dass der Raketenantrieb leistungsfähig und beherrschbar ist", sagt Rohwedder, "und damit den Beginn eines völlig neuen Bereichs markiert."

Mit dem Nachbau des RAK 2 hält Opel diese Sternstunde lebendig.

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Quelle: www.ntv.de

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