Zum Nikolaustag - Der Nikolaus, das Christkind, der Weihnachtsmann – wer bringt die Geschenke wohin, wann und warum?
Nikolaus, der Weihnachtsmann und das Heilige Kind sind drei Menschen mit einer Mission und einer gemeinsamen Vergangenheit.
Sie entstand im vierten Jahrhundert: Nikolaus von Myra, Bischof von Lykien (heutige Türkei), war bereits zu Lebzeiten eine legendäre Figur: Die Menschen verehrten Nikolaus wegen seiner Wohltaten und Wunder. Nikolaus starb am 6. Dezember, etwa 350 n. Chr. Er wurde zum Schutzpatron der Seeleute und Kinder. Seine Verehrung verbreitete sich in ganz Europa. Unzählige Kirchen sind ihm gewidmet. Bis heute verehren ihn die Griechen als Nationalheiligen.
Im 14. Jahrhundert gab es am 24. Dezember keine Geschenke und Weihnachten war ein rein kirchlicher Feiertag. Doch um 1300 entwickelte sich der Brauch des Heiligen Nikolaus. Es wird angenommen, dass der Bischof derjenige war, der den Kindern am 6. Dezember heimlich Geschenke überbrachte. Neue christliche Gottesdienste verschmolzen mit alten Winterbräuchen. In deutschen Städten finden Nikolausprozessionen statt, begleitet von maskierten Gestalten: Engeln, Teufeln und heidnischen Terroristen.
Martin Luther hat Klarheit geschaffen und das Christkind statt des Nikolaus eingeführt
Für den Reformator Martin Luther aus dem 16. Jahrhundert war die Verehrung des Heiligen Nikolaus eine „deutsche Sache“. Er verlangte, dass Weihnachten nur am 25. Dezember, der Geburt des „Heiligen Christus“, gefeiert werden dürfe. Damit Kinder weiterhin Geschenke erhalten, sollten sie von nun an Geschenke von Christuskindern erhalten.
Luthers Vorstellung vom Heiligen Kind verbreitete sich zunächst nur in protestantischen Ländern und verbreitete sich später auch in katholischen Gebieten. Heute wird das Christkind fast ausschließlich Kindern in katholischen Gegenden präsentiert, mal als Jesuskind, mal als Engelwesen mit weiblichen Zügen.
Auch der Weihnachtsmann überlebt – und bekommt Konkurrenz vom Weihnachtsmann
Trotz der Kritik Luthers blieb der Brauch des Heiligen Nikolaus bestehen. Neu war die Einkehr: Als freundlicher Bischof ging Nikolaus in jedes Haus und brachte den Kindern kleine Geschenke. Diese heidnischen Gestalten kommen nun als Strafbegleiter zu ihm, ihre Masken und Namen wechseln je nach Region: Knecht Ruprecht, Krampus, Hans Moff, Pelzprecht Special, Hans Trapp.
Ab dem 18. Jahrhundert verschmolz die Person des Schenkens langsam zu einem einzigen Akteur: dem Weihnachtsmann, der heute zu Weihnachten Geschenke verteilt, insbesondere an Protestanten. Erst im 20. Jahrhundert etablierte sich in Deutschland das Bild eines bequemen, dicken alten Mannes in einem rot-weißen Gewand, das optisch an den Heiligen Nikolaus erinnert.
Deutschland heute: Weihnachtsmann und Christkind teilen sich die Arbeit, Nikolaus kam früher
Wie Geschwister teilen sich das Christkind und der Weihnachtsmann nun ihre Pflichten nach sektiererischen Gesichtspunkten: Der Weihnachtsmann überbringt Geschenke an Heiligabend im Norden und Osten, das Christkind hauptsächlich im Süden. Beide werden mit Spannung erwartet. Der heilige Nikolaus ist im Grunde ein Pionier und kommt mancherorts bereits am 6. Dezember, dem Nikolaustag, zu den Kindern.
Nikolaus, Christkind, Weihnachtsmann: Einen anschaulichen Überblick über die Geschichte der Gabenbringer finden Sie in der großen Sternkarte unten:
Niederlande: Weihnachtsmann und „Schwarzer Peter“
Trotz ihrer protestantischen Kultur halten die Niederländer immer noch an dem Bild des Heiligen Nikolaus fest: Sinterklaas. Am Abend des 5. Dezember überbrachte er den Kindern Geschenke, begleitet vom politisch umstrittenen „Zwarten Piet“. Bis heute ist der Nikolaustag der Höhepunkt von Weihnachten und der wichtigste Geschenktag in den Nachbarländern. Da in der Folge viele Preise einbrachen, nutzten viele Deutsche die Gelegenheit, Weihnachtsgeschenke im benachbarten Ausland einzukaufen.
USA: Der Weihnachtsmann stürzt durch den Schornstein
Die Niederländer brachten den Weihnachtsmann in die Vereinigten Staaten, wo er ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Weihnachtsmann beliebt wurde. Ein deutschstämmiger Karikaturist zeichnete ihn: fröhlich, dick, mit dichtem Bart und später im roten Gewand. Coca-Cola zeigt dieses Bild in Werbekampagnen auf der ganzen Welt. In der Nacht zum 25. Dezember rauschte der „Weihnachtsmann“ aus den Schornsteinen und drängt nun in die Wohnzimmer auf der ganzen Welt.
Russland: Väterchen Frost kommt ein paar Tage später
Väterchen Frost hat seinen Ursprung im alten Volksglauben und nicht in der Tradition des heiligen Nikolaus, eines heidnischen, strengen Geistes, der alles zu Eis gefrieren kann. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts tritt er als Großvater in eisblauen Gewändern auf. Von den Kommunisten zunächst als „Kapitalist“ abgetan, ist er seit den 1930er Jahren offiziell als der sowjetische Weihnachtsmann bekannt, der an Silvester Geschenke bringt. Heute begleitet ihn das Schneewittchen.
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Quelle: www.stern.de