Der Bauernverband hat den Bau eines neuen Schlachthofs in Sachsen gefordert und eine Machbarkeitsstudie vorgelegt. Der Raum Chemnitz galt als idealer Standort für die Expansionsperspektiven von Bautzen. Die Investition wird auf mehr als 35 Millionen Euro geschätzt, außerdem könnten bis zu 70 Arbeitsplätze geschaffen werden. Torsten Krawczyk, Präsident des Bauernverbandes, betonte am Montag während der Berliner Grünen Woche, dass der Ausbau regionaler Schlachtkapazitäten in Sachsen dringend notwendig und möglich sei. „Die Politik muss jetzt zeigen, dass sie bereit ist, die notwendige Wertschöpfungslücke für Fleisch in Sachsen zu schließen.“
Seit Jahren gibt es Klagen über fehlende Schlachtkapazitäten in Sachsen. Die meisten im Land aufgezogenen und gemästeten Tiere müssen zur Schlachtung in andere Bundesländer wie Sachsen-Anhalt oder Bayern verschifft werden. Dies gilt vor allem für Schweine. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass es in Sachsen keine nennenswerten Schlachthöfe in der Nähe von Schweinehaltern gibt. Das erhöht nicht nur die Kosten, sondern schadet aufgrund der Transportwege auch dem Tier- und Klimaschutz. Gleichzeitig verliert Sachsen an Wertschöpfung.
Die Studie empfiehlt, diesen neuartigen Dienstleistungsschlachthof als Genossenschaft von Erzeugern, Verarbeitern und Händlern zu betreiben. Zudem müssen Investitionen staatlich gefördert werden. Daraus werden Schweine und Rinder geschlachtet – rund 4.600 Schweine und fast 400 Rinder pro Woche im Einschichtbetrieb. Bei Vollauslastung ergäbe sich daraus ein Schlachtpreis von 42 Euro pro Schwein.
Aktuell ist das höher als anderswo, aber im Rahmen dessen, was Direktvermarkter zu zahlen bereit sind, sagen sie – im Gegensatz zu den größeren Fleischverpackern, die nur etwa 30 Euro zu zahlen bereit sind. „Damit ist das Projekt rein unternehmerisch derzeit nicht wirtschaftlich“, lautete das Fazit. Hier ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, wie zum Beispiel Anreize für bessere Verkaufschancen.
In den nächsten Wochen werden sich die Tierhalter und Unternehmen des Metzgerverbandes zu Workshops versammeln, um das Projekt voranzubringen, sagte Krawczyk, Präsident von Farmer, der Deutschen Presse-Agentur. Er glaubt, dass auch größere Verarbeiter von den Vorteilen der sächsischen Schlachtung überzeugt werden – insbesondere angesichts regionaler Lebensmitteltrends. Aus seiner Sicht haben sich die Marktentwicklungen seit der Erhebung im vergangenen Frühjahr zugunsten der regionalen Schlachthöfe verschoben. Krawczyk betont, dass er auf Unterstützung aus der Politik angewiesen sei – etwa für dringend benötigte Fördergelder und notwendige Genehmigungsverfahren.