Weltklimagipfel in Dubai - Ausstieg aus der fossilen Energie: Wie Amerikas und Chinas Klimasünder den Elefanten im Raum ignorieren
Auf der Weltklimakonferenz in Dubai äußerten sich China und die USA zum ersten Mal ausführlicher – oder besser gesagt: nicht. Die beiden Weltmächte sind sich in vielen Fragen uneinig, einigten sich aber am Wochenende darauf, den sprichwörtlichen Elefanten im Raum zu ignorieren: den Aufruf von zehn Ländern und Hunderten von Umweltgruppen, sich aus Öl, Gas und Kohle zurückzuziehen. . US-Vizepräsidentin Kamala Harris erwähnte das Thema in ihrer Ansprache vor dem Plenum nicht. Auch in einer Erklärung des stellvertretenden Regierungschefs Chinas heißt es: „Es herrschte völlige Stille.“
Das ist nicht überraschend. Beispielsweise sind die Vereinigten Staaten heute der weltweit größte Ölproduzent und der größte Ölverbraucher. Chinas riesiges Imperium, das fast ein Drittel der weltweiten Treibhausgase ausstößt, will in den kommenden Jahrzehnten auf klimaschädliche Kohle setzen und bereits 2060 einen klimaneutralen Betrieb erreichen.
Vizepräsident der Vereinigten Staaten nimmt an COP28 teil: Untätigkeit schadet Milliarden
In ihrer Rede lobte Harris die US-Klimapolitik, warnte jedoch, dass die Menschheit angesichts der sich verschärfenden Klimakrise einen entscheidenden Moment erreicht habe. „Unser gemeinsames Handeln – oder schlimmer noch, unsere Untätigkeit – wird sich in den kommenden Jahrzehnten auf Milliarden von Menschen auswirken.“ Ihr Chef, Präsident Joe Biden, wurde für seine Abwesenheit in diesem Winter kritisiert. Danach meldete sich Harris innerhalb von Dubai an eine kurze Zeitspanne.
Tatsächlich sollten auch Ihre eigenen Regierungen Maßnahmen ergreifen: Nach China stoßen die USA die klimaschädlichsten Treibhausgase der Welt aus, insbesondere Kohlendioxid und Methan. Und: Der CO2-Ausstoß pro Kopf beträgt knapp über 14 Tonnen, fast doppelt so viel wie in China. Der jährliche Klimabericht der US-Regierung stellt fest, dass die Treibhausgasemissionen sinken, aber nicht genug, um die Klimaverpflichtungen und -ziele zu erfüllen. Die Messlatte liegt relativ hoch: Die USA wollen bis 2035 eine CO2-freie Stromerzeugung erreichen und die Emissionen bis spätestens 2050 auf Netto-Null reduzieren.
Immerhin: Am Wochenende kündigte der US-Klimabeauftragte John Kerry an, dass die USA einer Koalition von Kohleausstiegsländern beitreten würden. Dies ist zwingend erforderlich, um das 2015 in Paris vereinbarte Ziel zu erreichen, die globale Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Das Enddatum ist spätestens 2035 – was Experten zufolge jedoch nicht ausreicht.
KLIMAKRISE LEBEN – AUCH IN NORDAMERIKA
Mittlerweile spielt sich die Klimakrise auch in den USA in Echtzeit ab: Das Land wurde in den letzten Jahren immer wieder von extremen Wetterereignissen heimgesucht, darunter Rekordhitze, Dürre, heftige Tropenstürme, sintflutartige Regenfälle und verheerende Waldbrände. Im Sommer wurden Ballungsräume wie New York und Washington von dichten orangefarbenen Rauchpartikeln durch die Waldbrände in Kanada überschwemmt.
Was ist mit China? Vizepremier Ding Xuexiang betonte in seiner Rede zunächst ausführlich, dass China ein Vorreiter bei der Energiewende sei. „Wir sind der größte Hersteller und Verkäufer von Elektrofahrzeugen weltweit“, berichtet er. Die Hälfte aller Elektrofahrzeuge der Welt sind in China unterwegs. Mittlerweile stammt nur noch die Hälfte unserer Energie aus fossilen Quellen. 50 % der weltweiten Windkraftanlagen und 80 % der Solaranlagen kommen aus China.
Tatsächlich gab es in letzter Zeit einige positive Entwicklungen. Mitte November sorgte eine Analyse des Center for Energy Research and Clean Air (CREA) in Helsinki für Aufsehen. Berechnungen zufolge könnte es bereits im nächsten Jahr zu einem „strukturellen“ Rückgang der Treibhausgasemissionen Chinas kommen. Auch im Jahr 2023 werden die Emissionen weiter steigen. Doch gleichzeitig expandieren Wind- und Solarenergie in einem beispiellosen Tempo.
In China, dem riesigen Imperium, das über die Hälfte der weltweiten Kohlekraftwerke verfügt, wollen die Behörden die Emissionen erst ab 2030 schrittweise reduzieren – was Experten zufolge mit dem Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, unvereinbar ist. Wenn der Boom bei erneuerbaren Energien anhält, könnte es schneller gehen.
Laut CREA wächst die Solarenergie am schnellsten, wobei die installierte Kapazität im Jahr 2023 voraussichtlich etwa 210 Gigawatt erreichen wird. Das bedeutet, dass China in nur einem Jahr doppelt so viel Solarenergie erzeugt hat wie die USA insgesamt, schreibt CREA-Analyst Lauri Myllyvirta.
Neue Versöhnung auf der COP28 bringt Hoffnung
Ein großer Erfolg bei den Vorbereitungen zur COP28 ist, dass Washington und Peking nach hochrangigen Treffen in den USA nun wieder beim Klimaschutz zusammenarbeiten wollen. Beide Regierungen haben kürzlich die Zusage der G20-Länder unterstützt, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 im Vergleich zu 2020 zu verdreifachen. Allerdings haben sich die Großmächte in Glasgow 2021 auf eine vielbeschworene Zusammenarbeit geeinigt. Die Angelegenheit geriet jedoch erneut ins Stocken, als sich die Beziehungen verschlechterten.
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Quelle: www.stern.de