zum Inhalt

Ampel in Schwierigkeiten: Ist der Klimaschutz in Gefahr?

Die von Bundeskanzler Scholz erarbeitete Haushaltsstrategie ist verfassungswidrig. Dadurch entsteht eine große Lücke in der Klimaschutzfinanzierung. Aber das ist vielleicht noch nicht alles.

Bundeskanzler Olaf Scholz während der Regierungsbefragung im Bundestag..aussiedlerbote.de
Bundeskanzler Olaf Scholz während der Regierungsbefragung im Bundestag..aussiedlerbote.de

Ampel in Schwierigkeiten: Ist der Klimaschutz in Gefahr?

Ein Schlag ins Gesicht für die Bundesregierung: 60 Milliarden Euro Festkredite dürfen nicht für den Klimaschutz verwendet werden.

Das Bundesverfassungsgericht erklärte, dass die Mittelumschichtung im Haushaltsplan 2021 für verfassungswidrig befunden wurde. Finanzminister Christian Lindner (FDP) reagierte umgehend: Die Finanzierung des Klima-Sonderfonds wurde vorübergehend ausgesetzt. Es sollten nur Hilfen bereitgestellt werden, die auf lange Zeit schwierige Heizalternativen und klimafreundliches Wohnen abzielen. Klima- und Umweltaktivisten befürchten einen herben Rückschlag für ihr Anliegen. Das Urteil des Obersten Gerichtshofs könnte jedoch weitere Auswirkungen auf die Haushaltspolitik von Bund und Ländern haben.

Um welche Mittel handelt es sich?

Das Urteil ist Teil einer Strategie, die im Bundeshaushalt 2021 enthalten ist. Damals wurden Ausnahmen von der Schuldenbremse gewährt, damit der Bund Kredite zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vergeben konnte. Da die Mittel nicht vollständig benötigt werden, hat die Ampelregierung die Mittel in den Klima- und Transitionsfonds überwiesen – einen vom Resthaushalt finanziell getrennten Sonderfonds zur Finanzierung von Investitionen in mehr Klimaschutz. Die Umverteilung erfolgt erst im Jahr 2022 – rückwirkend zum Vorjahreshaushalt. Die Koalition klagte und kritisierte die Bundesregierung wegen der Umgehung der Schuldenbremse im Grundgesetz. Mit einer List füllte sie ihre Taschen mit Geld.

Was hat das Bundesverfassungsgericht entschieden?

Der Bundesgerichtshof entschied, dass der Föderalismus grundsätzlich richtig sei. Der Nachtragshaushalt verstößt gegen die Ausnahmeregelung zur Schuldenbremse. Ampel Die Regierung hat den Zusammenhang zwischen der Coronavirus-Krise (d. h. warum Kredite in Notfällen erlaubt sind) und dem Klimaplan nicht abschließend erläutert. Darüber hinaus können in einer Notlage aufgenommene Kredite nicht ohne Anrechnung auf die Schuldenbremse unbegrenzt genutzt werden. Endlich: Die Entscheidung kam zu spät. Der Nachtragshaushalt muss vor Jahresende beschlossen werden.

Was bedeutet das für die Mittelverwendung?

60 Milliarden Euro waren und sind für den Climate and Transition Fund (KTF) fest eingeplant. Das gibt es nicht mehr. Nach dem Urteil entzog Lindner die Kreditermächtigung, die Krediterlaubnis. Aber der Topf ist noch nicht ganz leer. Marcel Fratzscher, Direktor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), schrieb: „Im Klima- und Transformationsfonds (KTF) ist noch ausreichend Geld vorhanden, sodass das Verbot durch das Bundesverfassungsgericht nicht sofort dazu führen wird, dass etwas schief gelaufen ist.“ „Die Regierung hat klare Prioritäten gesetzt: Auf jeden Fall sollen im nächsten Jahr Gelder für den Ersatz der alten Öl- und Gasheizungen ausgezahlt werden.“ Bauministerin Clara Gäwitz (SPD) betonte, dass die Finanzierung klimafreundlicher Neubauten und die Wohneigentumsförderung von dem Verbot nicht betroffen seien.

Wie wäre es mit einem Start im Jahr 2025?

Die Dinge sehen kritisch aus. Die Bundesregierung hofft, bald einen neuen Wirtschaftsplan für die KTF entwickeln zu können. Dann dürfte klar werden, ob bestimmte Programme gestrichen oder zumindest deutlich abgeschwächt werden müssen. Eigentlich will die KTF bis 2027 mindestens 211,8 Milliarden Euro für Projekte ausgeben.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Britta Haßelmann und Katharina Dröge betonten, dass diese Projekte „von großer Bedeutung für den Klimaschutz, die Entlastung der Bürger und eine nachhaltige Wirtschaftspolitik“ seien. Sie stehen im Mittelpunkt der Regierungspolitik. Greenpeace befürchtet einen herben Rückschlag für den Klimaschutz. „Dass die Ampel jetzt mit finanzpolitischen Spielereien den klimaneutralen Wirtschaftsumbau bezahlen will, fordert seinen Tribut“, monieren Umweltschützer. Der WWF Deutschland warnt: „Die Rettung von Klima und Artenvielfalt darf nicht das Ergebnis von Schuldenbremsen und Scheitern sein.“

Welche Klimaschutzprojekte könnten betroffen sein?

Klima- und Transformationsfonds, ein Spezialfonds In den letzten Monaten hat sich der Fonds neben dem Haushalt zu einer universellen Waffe der Regierung entwickelt. Darin sind Pläne zur Stärkung des Klimaschutzes, zum Aufbau von Zukunftstechnologien und zur Entwicklung einer klimaneutralen Wirtschaft enthalten. Bürger und Unternehmen können aus diesem Fonds Strompreisvergünstigungen erhalten. Es gibt Anreize für den Kauf von Elektroautos. Es soll mehr Geld in die Wasserstoffwirtschaft und den Bahnausbau fließen. Auch staatliche Fördermittel für den Aufbau großer Halbleiterfabriken, etwa der des US-Chipherstellers Intel in Magdeburg, kommen von der KTF. Gefördert werden auch Forschungen zu klimaneutralen Flügen und klimafreundlicher Schifffahrt.

Gibt es eine mögliche Lösung, damit ich nichts stornieren muss?

Der Karlsruher Richter erklärte: „Wenn dadurch bereits übernommene Verpflichtungen nicht erfüllt werden können, muss der Haushaltsgesetzgeber auf andere Weise kompensieren.“ Wirtschaftswissenschaftler haben Zweifel geäußert, wie der Bund weitere Förderideen erhalten kann. „Wirtschaftsexperte“ Achim Truger sagte, die sauberste und grundlegendste Lösung sei die Reform der Schuldenbremse. „Man könnte zum Beispiel vorschreiben, dass man nach der Krise die Schuldenregeln nur noch schrittweise wiederherstellen muss.“ Clemens Fuest, Direktor des Ifo-Instituts in München, sagte, es sei denkbar, dass sich die Neuverschuldung auf Nettoinvestitionen beschränke.

Truger empfahl außerdem, weiterhin von der Ausnahme der Schuldenbremse zu profitieren und innerhalb weniger Jahre den Ausnahmezustand auszurufen, da die Haushalte weiterhin betroffen seien. Alternativ könnten die fehlenden Einnahmen durch die Erhebung temporärer Energie- oder Klimasolidaritätsbeiträge ausgeglichen werden.

All diese Vorschläge könnten zu neuem Sprengstoff für die Ampel-Allianz werden. Einerseits geht es um Vorhaben, die den Grünen besonders am Herzen liegen. Darüber hinaus sind die Einstellungen zur Schuldenbremse sehr unterschiedlich: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Lindner und seine FDP bezeichnen sich als Verfechter der Schuldenbremse, während die Grünen und die SPD als Partei wiederholt eine Reform der Schuldenbremse gefordert haben. Eine Regel.

Wird dieses Urteil weitreichende Konsequenzen haben?

Dies wird derzeit überprüft. Scholz sagte, dies könne grundlegende Auswirkungen auf die Haushaltspolitik von Bund und Ländern haben. Dabei geht es um die Behandlung von Sondervermögen bei der allgemeinen Fremdfinanzierung. „Das ist das Ende aller Schattenhaushalte, zumindest der schuldenfinanzierten“, sagte Koalitionsfraktionschef Friedrich Merz.Der Bund unterhält derzeit 29 Spezialfonds mit Schuldenoptionen in Höhe von mehreren hundert Milliarden Euro. Die EU geht davon aus, dass mindestens 200 Milliarden Euro ihres Sonderfonds für Energiepreisbremsen betroffen sind.

Quelle: www.dpa.com

Kommentare

Aktuelles