Prozess - Zwei Patienten sterben: Charité-Arzt bestreitet Vorwürfe
Ein angeklagter Kardiologe am Berliner Charity-Krankenhaus hat sein Schweigen gebrochen und die Vorwürfe in einem Prozess um den Tod zweier Patienten zurückgewiesen. Ärzte erklärten am Dienstag vor dem Landgericht Berlin, dass sich beide Patienten in einem „akuten Todesprozess“ befänden. Um die Schmerzen zu lindern, nahm er Beruhigungsmittel. Ein Verteidiger sagte am achten Verhandlungstag, er sei davon überzeugt, „das Leben des Patienten nicht verkürzt zu haben“. Er bestreitet die Vorwürfe.
Der 56-jährige Facharzt für Innere Medizin soll laut Anklage in den Jahren 2021 und 2022 einen männlichen und einen weiblichen Patienten, beide 73 Jahre alt, durch Überdosierungen auf der Herz-Intensivstation getötet haben. Auch einer 39-jährigen Krankenschwester wurde in einem Fall Beihilfe zum Totschlag vorgeworfen.
Eine junge Krankenschwester erleichterte den gesamten Prozess, indem sie im Rahmen eines Whistleblowing-Systems zusammen mit einem vertrauenswürdigen Anwalt Meldung machte. Bei Unstimmigkeiten kann das Klinikpersonal privat kontaktiert werden.
Der Oberarzt erklärte nun, dass er die „angeblichen Beobachtungen und Gefühle“ der Krankenschwester nicht nachvollziehen könne. Dass er den Einsatz von Propofol im Fall des Angeklagten nicht dokumentiert habe, sei allein seine Schuld. Er wurde sediert, um Schmerzen und Stress zu vermeiden. Bei beiden Patienten ist eine lebensverlängernde Behandlung nicht mehr möglich. „Deshalb muss der Tod zugelassen werden“, sagte ein Anwalt.
Der Arzt ist seit Mai 2023 inhaftiert. Im August 2022 wurde er aus der Charité entlassen. Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet auf Doppelmord. Allerdings beurteilte das Bezirksgericht die Fälle bei der Eröffnung unterschiedlich und stellte fest, dass jeweils nur ein hinreichender Verdacht auf Totschlag bestehe, während Merkmale der Morde wie niedrige Motive und Verrat nicht erkennbar seien. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.
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Quelle: www.stern.de