Einkommen - Zollerhöhungen können die Inflation nicht ausgleichen
Trotz relativ hoher Tarifabschlüsse mussten viele Tarifbeschäftigte auch in diesem Jahr Einbußen bei den Reallöhnen hinnehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag vorgelegte Untersuchung der Böckler-Stiftung der Gewerkschaft, die Tarifverträge für insgesamt rund 14,8 Millionen Arbeitnehmer untersucht hat. Demnach sind die Tariflöhne in diesem Jahr um durchschnittlich 5,6 % gestiegen und liegen damit immer noch unter der angenommenen jährlichen Inflation von 6,0 %.
Thorsten Schulten, Leiter des stiftungseigenen WSI-Tarifarchivs, erklärt, dass die Inflation in den meisten Fällen nur dann überschritten wird, wenn die persönlichen Steuer- und Tarifvorteile einer großen Einmalzahlung berücksichtigt werden.
Seit Beginn der aktuellen Statistikreihe im Jahr 1998 hat es keine nominelle Zollerhöhung in dieser Größenordnung gegeben. Allerdings war in diesem Zeitraum auch der starke Anstieg der Inflation nach dem Krieg Russlands in der Ukraine beispiellos. Um die Auswirkungen auf die Arbeitnehmer abzumildern, hat die Bundesregierung mit Arbeitgebern und Gewerkschaften vereinbart, Sonderzahlungen in Höhe von bis zu 3.000 Euro in den Jahren 2023 und 2024 von Steuern und Abgaben zu befreien.
Die Auswirkungen seien nicht für alle Tariflöhne berechenbar, sagte Schulten. Als Beispiel nannte er Abschlüsse im öffentlichen Dienst auf Bundes- und lokaler Ebene, wo die Löhne mit diesem Effekt um 9,8 % stiegen, verglichen mit 6,8 % ohne diesen Effekt.
Experte: Druck auf Vertragsparteien reduzieren
Die Einmalzahlung selbst fließt in die Berechnungen für 2023 ein und wird nun das erwartete Lohnwachstum in den kommenden Jahren dämpfen. Schulten sagte, sie würden die diesjährigen Preiserhöhungen kompensieren, genau wie von der Politik erhofft. Der pauschale Inflationsausgleichsbonus kommt vor allem den unteren Lohngruppen zugute, die aber auch überdurchschnittliche Gruppen von einer in der Regel fest vereinbarten Lohnerhöhung profitieren. „Damit tragen die Tarifparteien der Tatsache Rechnung, dass Niedriglohngruppen von hohen Preissteigerungsraten besonders betroffen sind.“
Experten gehen davon aus, dass der Druck auf die Vertragspartner im kommenden Jahr angesichts niedrigerer Inflationsraten leicht nachlassen wird. Angesichts der Reallohnverluste der letzten Jahre gibt es jedoch noch viel zu tun. Nach drei Jahren mit negativen Verdiensten liegen die Reallöhne laut Burkles Berechnungen nun wieder auf dem Niveau von 2016.
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Quelle: www.stern.de