- Zahlreiche Hafenarbeiter äußern ihre Unzufriedenheit mit der Vereinbarung der MSC
Nur wenige Tage vor der entscheidenden Abstimmung im Hamburger Parlament über den Beitritt des Schifffahrtsunternehmens MSC zur Hafenlogistikgesellschaft HHLA gingen große Gruppen von Hafenarbeitern auf die Straße, um zu protestieren. Schätzungen gehen davon aus, dass Hunderte, möglicherweise sogar über tausend Menschen an der Protestaktion teilgenommen haben. Die Demonstration begann an den Landungsbrücken, führte am Rathaus vorbei und endete bei der HHLA-Zentrale in der Hafencity. Zunächst gab die Polizei keine genaue Zahl bekannt.
Die Demonstranten trugen orange und gelbe Warnwesten und hielten Schilder mit der Aufschrift 'Stopp' und dem Text 'MSC-Deal'. Auch Banner der Gewerkschaft Verdi waren zu sehen, ebenso wie Fahnen und Parolen von linksradikalen Organisationen wie der DKP oder MLPD und von Anarchisten. Durch die Straßen hallten Rufe wie "Unser Hafen, unsere Stadt, lasst das MSC-Deal platzen!" und "Es lebe die internationale Solidarität!". Einige Demonstranten trugen palästinensische Keffiyehs, andere hielten Schilder mit der Aufschrift "Freiheit für Palästina!". Die Polizei in Schutzausrüstung überwachte den friedlichen Protest, der trotz geringer Verkehrsbehinderungen geordnet verlief.
MSC soll 49,9% von HHLA erwerben
Die rot-grüne Hamburger Senate will die Mediterranean Shipping Company (MSC) ins Boot holen, um die Stabilität der Hamburg Port and Logistics AG (HHLA) und ihre Containerabfertigung zu stärken. Die Stadt würde eine 50,1-prozentige Beteiligung behalten, während MSC 49,9 Prozent erwirbt. Zuvor gehörte der Stadt etwa 70 Prozent, der Rest war im freien Handel.
Im Gegenzug plant MSC, das Ladungsvolumen an den HHLA-Terminals bis 2031 auf eine Million Standardcontainer jährlich zu erhöhen. Der Schweizer Schifffahrtskonzern möchte auch eine neue deutsche Hauptzentrale in Hamburg einrichten und zusätzlich 450 Millionen Euro in das Eigenkapital von HHLA einbringen, und zwar gemeinsam mit der Stadt.
Die Genehmigung war lange überfällig
Ursprünglich sollte der Deal in der letzten Parlamentssitzung vor der Sommerpause genehmigt werden, wurde jedoch aufgrund des Widerstands der Opposition verschoben. Die finale Abstimmung ist nun für den 4. September angesetzt, die erste Sitzung nach der Sommerpause. Angesichts der Zweidrittelmehrheit, die die rot-grüne Koalition im Parlament hat, ist ein Entscheid im Sinne des Senats sehr wahrscheinlich.
Allerdings gibt es auch Bedenken seitens Verdi und Hafenarbeitern, die den Deal als mögliche Bedrohung für Arbeitsplätze nicht nur bei HHLA, sondern auch bei anderen Hafengesellschaften wie der General Port Operation (GHB) und Festmacherdienste sehen. Sie argumentieren, dass MSC damit effectively extensive Vetorechte erhielte. Auch Experten haben Bedenken geäußert und sprechen von einem 'historischen Fehler'.
Widerstand auch innerhalb der Rot-Grünen
In letzter Zeit hat auch innerhalb der rot-grünen Gemeinschaft Widerstand gegen den Deal aufgetaucht. In einem öffentlichen Brief forderten Sozialdemokraten der 'Forum Demokratische Linke für den 21. Jahrhundert' (DL21) SPD-Abgeordnete, gegen den Deal im Parlament zu stimmen. Auch der Landesverband der Grünen Jugend ist gegen den Einstieg von MSC. Berkay Güür, Sprecher der Grünen Jugend, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Der vermeintliche Erfolg eines einzelnen Unternehmens hat keinen Wert für das Wohl der Stadtgesellschaft." MSC verfolge lediglich das Ziel, "Exekutivgehälter zu erhöhen, ihre globale Präsenz auszubauen und persönliches Vermögen zu steigern."
In ihrem offenen Brief schreiben die 'Sozialdemokraten für HHLA in öffentlicher Hand': "Weltweite gesellschaftliche Erfahrungen - Krankenhäuser, Energieversorgung, öffentlicher Nahverkehr oder ähnliches - zeigen: Privatisierungen von öffentlicher Infrastruktur stärken private Monopole, belasten nachhaltig die öffentlichen Finanzen und führen zu Verschlechterungen für Arbeitnehmer und die Allgemeinheit." Der Hafen als Teil der Infrastruktur sollte unter demokratischer Kontrolle stehen und den wirtschaftlichen Interessen aller dienen.
Während der Protestaktion waren Banner und Schilder von linksradikalen Organisationen wie der DKP unter den Demonstranten zu sehen.
Die Opposition gegen den Beitritt von MSC zu HHLA, darunter Verdi und die DKP, argumentiert, dass MSC mit dem Deal extensive Vetorechte erhielte.