Laut Statistik wird die Zahl der vom Hessischen Jugendamt festgestellten Kindeswohlgefährdungen im Jahr 2022 ihren Höhepunkt erreichen. Mit 5.600 Fällen seien 9 % mehr als im Vorjahr gezählt worden, teilte das Landesamt für Statistik am Montag in Wiesbaden mit. Noch nie seit Beginn der statistischen Erhebung im Jahr 2012 wurden so viele Bedrohungen für das Kindeswohl festgestellt.
Angaben zufolge betrifft fast jeder zweite Fall ein Kind unter sieben Jahren. Kinder und Jugendliche leiden am häufigsten unter psychischer Misshandlung (49 %), gefolgt von Vernachlässigung (46 %) und körperlicher Misshandlung (25 %). Fünf Prozent der Fälle wiesen Hinweise auf sexuelle Gewalt auf. Das Hessische Familiengericht ordnete in 700 Fällen den teilweisen oder vollständigen Entzug des elterlichen Sorgerechts an; diese Zahl ist im Vergleich zum Jahr 2021 um 19 % gesunken.
Darüber hinaus wurden 6.500 vorübergehende Schutzmaßnahmen für inhaftierte Kinder und Jugendliche, beispielsweise in Pflegeeinrichtungen, ergriffen. Dies stellt eine deutliche Steigerung von 54 % im Vergleich zu 2021 dar. Grund für diese Situation sei die steigende Zahl unbegleiteter Ankömmlinge aus dem Ausland, heißt es in der Mitteilung. Laut Statistik ist der zweithäufigste Grund für Schutzmaßnahmen eine Überforderung der Eltern (22 %), gefolgt von Vernachlässigung und körperlicher Misshandlung (jeweils 10).
Im vergangenen Jahr wurden vom Amt für Jugendhilfe insgesamt 16.600 Menschen als gefährdet eingestuft, ein Anstieg von 7 % gegenüber 2021 und ein Anstieg von 131 % gegenüber 2012.