Ein unbekannter Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen kaufte das expressionistische Meisterwerk des „Brücke“-Malers Karl von Schmidt-Rottluff (1884-1976). Das Ölgemälde „Lesende (Else Lasker-Schüler)“ sei nun als Dauerleihgabe im Museum, sagte Kurator Roland Mönig am Donnerstag. Das kubistische Gemälde kam im Dezember beim Auktionshaus Ketterer in München für 4,06 Millionen Euro unter den Hammer.
Dieses Gemälde hat eine besondere Verbindung zu Wuppertal: Die exzentrische Dichterin Else Lasker-Schüler (1869-1945), die zerbrochene Prismen sehen kann, wurde in einem jüdischen Elternhaus – heute ein Stadtteil von Wuppertal – geboren. „In der Malerei“ kehre die Dichterin nun an ihren Geburtsort zurück, sagt Mönig. Auch in anderer Hinsicht ist das Gemälde musealer Wert: „Dieses seltene Meisterwerk schließt eine Lücke in unserem Bestand an expressionistischer Kunst“, sagt Mönig.
Der Kunstmäzen, der dem Museum seit vielen Jahren eng verbunden ist», möchte anonym bleiben. „Ihm war es sehr wichtig, dieses besondere Bild nach Wuppertal zu bringen“, wird er zitiert. „Hier gehört es hin.“ Das Lasker-Schüler-Porträt sei laut Mönig mit Wissen des Museums ersteigert worden. Es wird bis Ende Januar 2023 im Von der Heydt Museum zu sehen sein.
Das Gemälde ist Teil der Gerlinger Expressionismus-Sammlung, die im Dezember ohne Provenienzbeschränkung in München versteigert wurde. Dank eines „besonderen Vertrauensverhältnisses“ habe Schmidt-Rottluff seinem langjährigen Freund Hermann Gerlinger wertvolle Arbeit anvertraut, sagte Ketterer. Seit den 1950er Jahren hat der Würzburger Unternehmer für das Künstlerkollektiv „Brücke“ eine der bedeutendsten Sammlungen zusammengetragen.
Das Gemälde wurde nach einem erbitterten Bieterkrieg bei einer Auktion auf 650.000 € geschätzt. Gewonnen hat am Ende der anonyme Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen. Mit satten 4 Millionen Euro gehört das Gemälde „Le Sende“ zu den zehn teuersten Werken, die 2022 auf deutschen Auktionen versteigert werden.
Lasker-Schuler hat damals offenbar auch mit dem Porträt posiert: „Schmidt-Rottluff hat mich in einem Zelt sitzend gemalt“, so beschrieb sie die Entstehung des Gemäldes. «[..] Ich bin glücklich mit meiner farbenfrohen Persönlichkeit, gruseligen Dingen und gefährlichen Dingen (…)».