Nordrhein-Westfalen will den Abschuss von Problemwölfen, die mehrfach Nutztiere gerissen haben, schnell erleichtern. Deshalb habe das Land unabhängig von einem inhaltlich ähnlichen Vorstoß der Bundesumweltministerin Steffi Lemke aus der vergangenen Woche einen eigenen Erlass auf Landesebene vorgestellt, der nach der gesetzlichen Anhörungsfrist von vier Wochen umgesetzt werden solle, sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer am Mittwoch im NRW-Landtag.
Der NRW-Erlass sieht vor, dass genetisch identifizierte Wölfe, die mehrfach – also mindestens zwei Mal – und in einem engen zeitlichen Zusammenhang intakte Schutzzäune von mindestens 0,90 Zentimetern Höhe überwunden und Tiere gerissen haben, abgeschossen werden dürfen.
Das von Krischers grüner Parteifreundin Lemke vergangene Woche präsentierte Konzept sieht vor, dass Wölfe höhere Schutzzäune von 1,20 Meter übersprungen und ein Tier gerissen haben müssen. Nach ihren Vorschlägen sollen dann drei Wochen lang im 1000-Meter-Umkreis um die Rissstelle Wölfe ohne genetische Identifizierung abgeschossen werden dürfen.
Diese Vorschläge betrachte sein Ministerium als umsetzbar und später gegebenenfalls als «sinnvolle Ergänzung» der geplanten NRW-Regelung, sagte Krischer. NRW wolle aber sofort handeln und das eigene fast fertige Verfahren nicht stoppen. Lemkes Vorschläge könnten dagegen erst bei der Herbst-Umweltministerkonferenz Ende November in Münster behandelt werden.
Außerdem bestehe ein wesentlicher Unterschied darin, dass Lemkes Vorschlag den «zumutbaren Herdenschutz» zugrunde lege – also 1,20 Meter hohe Zäune, so der NRW-Minister. Solche Zäune seien in NRW aber nicht die Regel, es gebe im Bundesland viele Zäune, die nur den «Grundschutz», also 0,90 Zentimeter böten. Der geplante NRW-Erlass erlaube dann trotzdem einen Wolfsabschuss, sagte Krischer.
Laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) lebten 2022/2023 in Deutschland 184 Wolfsrudel, 47 Wolfspaare sowie 22 sesshafte Einzelwölfe – die meisten in Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen. In NRW wurden laut NRW-Umweltministerium fünf Wolfsgebiete unter anderem in Schermbeck am Niederrhein und in Leuscheid im Rhein-Sieg-Kreis registriert. NRW beherbergt nach den vorliegenden Zahlen damit nur rund ein Prozent des deutschlandweiten Wolfsbestandes.