Schienenverkehr - Woher kam das Geld für den Bau der Eisenbahn?
Im November erlebten die Fahrgäste erneut die schmerzhafte Notwendigkeit einer umfassenden Erneuerung des deutschen Schienennetzes. Fast jeder zweite Fernzug der Deutschen Bahn hatte im vergangenen Monat Verspätungen, auch aufgrund von Baustellen, die den Verkehr seit Jahren bremsen.
Das will der Bund ändern und in den nächsten Jahren knapp 40 Milliarden Euro für den Ausbau des Schienennetzes ausgeben. Doch ein Haushaltsbeschluss des Bundesverfassungsgerichts stürzte diese Pläne ins Chaos.
Durch das Urteil des Klima- und Transformationsfonds (KTF) stehen plötzlich Mittel für die Modernisierung der Bahninfrastruktur in Höhe von mindestens 12,5 Milliarden Euro zur Debatte. Über Wochen blieb unklar, ob die Regierung an den geplanten Investitionen festhalten wird und woher das Geld kommen soll. Seit Dienstagabend ist klar: Die Bahnausgaben werden nicht gekürzt. Die Investitionen sollen über andere Mittel finanziert werden, teilte die Allianz am Mittwoch mit. Auf der Schiene gibt es keine Sparmaßnahmen. „Die Modernisierung des Schienennetzes bleibt ein Kernthema der Koalition“, sagte der sozialdemokratische Abgeordnete Detlef Müller.
Bisher war geplant, dass die Sanierung sogenannter kritischer Streckenkorridore in den nächsten Jahren milliardenschwer aus dem Kernhaushalt der Bundesregierung finanziert werden soll, größtenteils aus Einnahmen aus der Ausweitung der Lkw-Maut. Es bleibt so. Darüber hinaus hat die Bundesregierung beschlossen, das Grundkapital der bundeseigenen Deutschen Bahn um 12,5 Milliarden Euro zu erhöhen. Die KTF soll außerdem 12,5 Milliarden Euro bereitstellen.
Die Dinge haben sich jetzt geändert. Wie jemand aus dem Wirtschaftsministerium sagte, besteht das Ziel der Bundesregierung nicht darin, die Mittel des Fonds zu verwenden, sondern das Grundkapital weiter zu erhöhen, damit der Konzern eigene Investitionen finanzieren kann. Damit sei die „dringend notwendige Investitionsoffensive“ der Bahn weiterhin gesichert.
Privatisierungsmöglichkeiten
Es gibt bereits eine Idee, woher das Geld kommen soll: „Wir werden nicht mehr benötigte Investitionen des Bundes privatisieren und die Erlöse zur Stärkung der Deutschen Bahn verwenden“, sagte eine Quelle aus dem Finanzministerium. Der Spiegel berichtet, dass die Regierung möglicherweise nur eine strategische Beteiligung von 25 % plus einer Aktie an dem Telekommunikationsunternehmen übernehmen möchte. Bei der Post dürfte Traffic Light allerdings weitere Aktienverkäufe planen.
„Es ist gut und richtig, die Bundesinvestitionen auf den Prüfstand zu stellen“, sagte Valentin Abel, Bahnreporter der Fraktion der Liberaldemokraten, auf Nachfrage. „Vor allem, wenn sie die Leistungen erbringen kann, die wir dringend brauchen. Die Modernisierung der Infrastruktur setzt Kapital frei.“ .“
Die Deutsche Bahn treibt derzeit den Verkauf der Logistiktochter Schenker voran. Sie ist derzeit auf der Suche nach einem Käufer für den gut geführten Konzern. Der Erlös aus dem Verkauf diente eigentlich vor allem dazu, die milliardenschweren Schulden der Bahn abzubauen. Es ist nun wahrscheinlich, dass ein großer Teil der Umsatzerlöse in die Modernisierung des Schienennetzes fließen muss.
„Der Erlös aus dem Schinkel-Verkauf eignet sich hervorragend für die Sanierung der maroden Bahninfrastruktur“, sagte der grüne Verkehrspolitiker Matthias Gastel. „Das Management der Deutschen Bahn sollte sich nicht mehr so sehr um ein globales Logistikunternehmen kümmern und sich letztlich auf einen zuverlässigen Schienenverkehr konzentrieren.“ in Deutschland."
Erstens Einschränkungen für Passagiere
Bis 2030 werden alle 40 stark beanspruchten Bahnstrecken für etwa fünf Monate stillgelegt und anschließend umfassend umgebaut und modernisiert. Im nächsten Sommer wird die Strecke auf der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim eröffnet, einem der verkehrsreichsten Eisenbahnkorridore Deutschlands. Im folgenden Jahr wurde die Strecke Hamburg-Berlin erneuert. Die Bahn und die Bundesregierung gehen davon aus, dass sich der Schienenverkehr schrittweise verbessern wird, da jeder Korridor umgestaltet wird und die Kapazität im gesamten Netz steigt.
Die frühen Bauphasen brachten jedoch weitere Einschränkungen für die Passagiere mit sich. Im Fern- und Güterverkehr haben sich die Reisezeiten aufgrund von Flächenstillständen deutlich um mehrere Monate verlängert. Im Regionalverkehr müssen sie auf alternative Busse umsteigen. Allein die geplanten Kosten für den Umbau der Riedbahn sind nach Angaben der Bahn zuletzt um rund 1,3 Milliarden Euro gestiegen.
Die Bahnindustrie hat gut auf die Zusage der Bundesregierung reagiert, die Bahninvestitionen nicht zu kürzen. „Das ist eine vorübergehende Entlastung für die Bahnen und ihre Kunden“, sagte Neele Wesseln, Geschäftsführerin des Güterbahnverbandes, der den Wettbewerb der deutschen Bahnen im Güterverkehr organisiert. „Traffic Lights erkennt zu Recht, dass die jahrzehntelangen Sparmaßnahmen wahrscheinlich nicht anhalten werden.“
Auch das eisenbahnfreundliche Bündnis Alliance zeigte sich erfreut über die Entscheidung der Regierung. Geschäftsführer Dirk Flege sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass die Einigung der Regierung zum Abbau umweltschädlicher Verkehrssubventionen ein Meilenstein sei.
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Quelle: www.stern.de