Die starken Wetterschwankungen haben bei den württembergischen Genossenschaftswinzern im laufenden Jahr für eine geringere Ernte gesorgt. Mit rund 64 Millionen Litern liegt die Lesemenge deutlich unter dem Vorjahresniveau von 73 Millionen Litern, wie Roman Glaser, der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes, am Mittwoch in Lauffen am Neckar (Kreis Heilbronn) mitteilte. Dieses Jahr sei kein Selbstläufer gewesen. Die Weingärtner und Weingärtnerinnen seien mit nahezu allen denkbaren Herausforderungen konfrontiert gewesen – von heißen, trockenen Phasen bis hin zu langanhaltenden Regenperioden, die Schädlinge und Krankheiten begünstigt hätten.
Die Hauptlese sei bereits abgeschlossen. Die 31 Winzergenossenschaften erwarten für 2023 «fruchtige, elegante Weine mit moderatem Alkoholgehalt». Der Ertrag liege voraussichtlich bei rund 88 Hektolitern je Hektar Rebfläche. Im Vorjahr waren es 95 Hektoliter. Mit 7238 Hektar werden den Angaben zufolge etwa zwei Drittel der Rebfläche in Württemberg von Genossenschaften und deren Mitgliedern bewirtschaftet. Bezogen auf die Rebfläche liegen die Anbaugebiete Baden und Württemberg in Deutschland auf Platz 3 und 4. Größer sind nur die Gebiete Rheinhessen und Pfalz.
Den Winzern machen auch die steigenden Kosten zu schaffen. Glaser verwies unter anderem auf die stark gestiegenen Preise für Verpackung, Energie, Glas und Logistik im Zuge des Ukraine-Kriegs. Diese könnten nicht ohne weiteres in vollem Umfang an die Verbraucher weitergegeben werden. Der Chef des Genossenschaftsverbandes kritisierte zugleich die Marktmacht der großen Handelsketten. Der Handel dürfe dies nicht ausnutzen und die heimische Weinwirtschaft gegen internationale Konkurrenz ausspielen. Es sei irritierend, dass der Lebensmitteleinzelhandel aktuell von Weingärtnergenossenschaften fordere, die moderaten Preiserhöhungen des Vorjahres zurückzunehmen.