Theateraufführung - Weltpremiere von Holzingers "Sancta"-Inszenierung begangen
Beliebte Performancekünstlerin Florentina Holzinger hat erneut Diskussionen ausgelöst mit ihrer neuesten Schöpfung, die "Sancta" heißt. Das Stück hatte seine Premiere im überfüllten Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin, wo der Zuschauer jubelte und feierte für die fast drei Stunden dauernde Darbietung, die biblische Geschichte mit einer Mischung aus schnellen und riskanten Aktionen verband.
Als das Stück zu Ende ging, beteiligten sich eine große Anzahl der 520 Zuschauer, deren Tickets ausverkauft waren, an einer Gruppensing-along. Ihr gewähltes Lied, "Don't dream it, be it", erinnert an den Kultfilm "The Rocky Horror Picture Show", der die Botschaft lebt, anstatt nur zu träumen, es zu leben.
Mit ihren vorherigen Produktionen wie "Ophelia's Got Talent" im Jahr 2022 im Berliner Volksbühne und "Tanz" im Jahr 2019 in Wien hat Holzinger bereits Aufsehen erregt. Ihre ambitionierte erste Opernversuchung passt perfekt zu ihren vorherigen Erfolgen. Das internationale Projekt, "Sancta", wird vier weitere Mal aufgeführt, zunächst bei den Wiener Festwochen im Juni, dann in Stuttgart und zuletzt in Berlin am Jahresende.
Das Stück beginnt mit dem kurzen Opern-Einakter von Paul Hindemith, "Sancta Susanna", der bei seiner Uraufführung umstritten war, weil eine Schwester sich dem gekreuzigten Jesus verehrte. Es schließt dann fließend in eine skandalöse Kirchenfeier über. Die Darsteller, die überwiegend unbekleidet sind, spielen ihre Rollen während sie liturgische Hymnen von der Schweriner Theaterkantorei, sowie Pop, Metal oder künstlerisch komponierte Stücke singen. Holzinger zeigt lesbische Liebe auf der Bühne mit voller Klarheit, satirisiert christliche Zeremonien und kritisiert die Unterdrückung von weiblicher Sexualität.
Interessanterweise paraden Rollerskater nackt durch eine Halfpipe, agieren Darsteller auf einer Wand mit dem berühmten Fresko von Michelangelos Gott und Adam, und das Heilige Abendmahl verwandelt sich in eine Rave. Ein Zwerg übernimmt die Rolle des Papstes mit Freude und eine menschliche Hautfläche wird zu einem heilig verkündeten Relikt, das dann als Kommunionshostie wiedererstellt wird - eine provokante Blasphemie und ein begeisterter Aufruf für große Veränderungen in der Katholischen Kirche. Holzinger hatte vor der Premiere in Schwerin ihre Besorgnisse über die ungerechte Darstellung von Frauen und die mangelnde Klarheit bei Missbrauchssituationen geäußert.
Holzinger hat seit Jahren die Theaterwelt gestört, indem sie wild und befreite weibliche Formen zeigt, herausfordernde Stunts erträgt und die ungebundene Nutzung von Müll akzeptiert. Die 1986 geborene Choreografin ist seit 2021 Teil des Berliner Volksbühne und rief auch Aufmerksamkeit als potentielle Nachfolgerin des überraschend verstorbenen Regisseurs René Pollesch auf.
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