Familiäre Pflegedienstleistungen. - Wege für Väter, mehr für ihre Kinder da zu sein
Der Einflüster Sebastian Tigges, dessen Handle @tigges auf Instagram ist, wird von vielen seiner Fans als Vorbild für was ein modernen Vater sein sollte angesehen. Er teilt Videos über seine Erfahrungen mit Bettruhe und Kinderbetreuung. Allerdings zeigen Statistiken des Bundesamtes für Statistik, dass nur 1,9% der Väter mit Kindern unter sechs Jahren im Elternzeit waren im Jahr 2022, während fast ein Viertel der Mütter. Der "Geschlechterpflege-Unterschied" beträgt derzeit 44,3%. Frauen verbringen 44,3% mehr Zeit mit unbezahlten Arbeiten, die mit der Pflege und Sorge zu tun haben als Männer. Wie können wir das soziale Medienbild von pflegenden Vätern wie Tigges mit diesen Zahlen vereinbaren? Was hält Männer davon, aktiver in der Vaterrolle zu sein?
Die Soziologin Jutta Allmendinger, Präsidentin des Berliner Sozialwissenschaftlichen Zentrums (WZB), gibt einige Aufschlüsse über diese Frage. "In all unseren Umfragen sagen Väter, sie wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen", sagt sie. "Mütter wollen auch mehr Zeit in ihren Berufen. Also gibt es ein Drang nach Änderungen." Der Grund für den Status quo erklärt Allmendinger mit Traditionen und Kulturen in Unternehmen und Politik. Laut Allmendinger ist das "teure Ehepartner-Spaltung" eine entscheidende Faktoren. Diese Praxis schafft Anreize, dass Mütter länger nach der Geburt zu Hause bleiben und später teilzeit arbeiten, während Männer vollzeit arbeiten bleiben.
Patricia Cammarata, Autorin des Buches "Aus dem Mental-Load-Falle: Wie faire Arbeitsverteilung in der Familie funktioniert", hat beobachtet, dass Männer heute mehr an der Kinderbetreuung beteiligt sind als früher, aber mit Einschränkungen. "Männer nehmen die 'Spassigen' Teile der Kinderbetreuung wahr, wie mit den Kindern spielen, aber nicht die alltäglichen Aufgaben wie Hausaufgabenüberwachung oder die Führung von Kindern zu Sportstunden", sagt sie. "Dies liegt an der Sozialisierung. Frauen werden aufgezogen, die primären Pflegerinnen zu sein und das 'Mental Load', also alles in ihrem Kopf, was initiiert und delegiert werden muss, zu tragen. Männer sehen sich hingegen als Hilfssysteme, die auf Befehle warten."
Eberhard Schäfer vom Vaterzentrum Berlin stimmt überein, dass Väter heute mehr an der Kinderbetreuung beteiligt sind als früher. "Ältere Väter sagen, sie kannten ihre eigenen Kinder kaum, wenn sie jung waren. Heute wollen sie mehr für ihre Kinder da sein. Es ist aber nicht immer leicht. Zum Beispiel fühlen sich Väter oft überfordert, oder sie sind unzufrieden, wenn ihre Bemühungen nicht gewürdigt werden", sagt er.
Schäfer betont auch, dass nicht alle Väter, die auf Elternzeit warten, dies wegen der üblichen Gründe tun. "Einige tun es aus Gründen der Beziehung. Ich würde tieferer Beratung wünschen", sagt er. "Väter nehmen auch Zeit für ihre Kinder, wenn sie nicht auf Elternzeit sind. Und die Verteilung der Elternzeit ist das Ergebnis einer Partnerschaftsverhandlung, in der die Frau involviert ist."
Allmendinger glaubt, dass eine Änderung des politischen Rahmens unerlässlich ist. "Frauen wollen nicht notwendigerweise nicht arbeiten", sagt sie. "Wir müssen die Strukturen ändern, um den Geist zu verschieben. Wenn wir das Koalitionsabkommen umsetzen könnten - die Familienzulage und mehr 'Vatermonate' werden vorgeschlagen - wäre das ein Anfang."
Die Familienzulage, eine zweiwöchige bezahlte Ferienzeit für den Partner nach der Geburt, wird noch diskutiert. "Und die Ehegattensparabon kann nicht einfach abgeschafft werden", erkennt Allmendinger. Aber sie schlägt vor, Übergangslösungen einzuführen, wie Familien die Sparguthaben behalten und für ihre Kinder verwenden können. Sie empfiehlt auch eine kürzere Elternzeitperiode, aber mit einem höheren Lohnersatz als die übliche 65%. "Dadurch würden Familien weniger Geld fehlen, wenn sie Elternzuschüsse von Männern bekommen."
Somit ist das soziale Medienbild des pflegenden Vaters idealisiert, während die Realität komplexer ist, mit kulturellen, sozialen und politischen Faktoren, die es schwierig machen, Männer, vollständig in die Vaterrolle zu treten.
Idee: Lassen wir uns die Gründe für die Unterschiede zwischen dem Bild des pflegenden Vaters auf sozialen Medien und der tatsächlichen Situation untersuchen, mit Schwerpunkt auf Traditionen, Kulturen und Politik.
Forschung: Welche Statistiken gibt es über die Zeit, die Väter und Mütter an der Kinderbetreuung verbringen? Wie beeinflusst die Sozialisation Männer bei der Beteiligung an der Kinderbetreuung? Welche aktuellen politischen Rahmenbedingungen fördern traditionelle Geschlechterrollen?
Experteninterviews: Was sind die Perspektiven von Soziologinnen wie Jutta Allmendinger und Autorin Patricia Cammarata über die Gründe, warum Männer an der Vaterrolle schwierig sind? Wie stimmt das Erlebnis von Eberhard Schäfer am Vaterzentrum Berlin mit diesem überein?
Fehler: Es ist wichtig zu klären, dass die Zahl von 1,9% der Väter auf Elternzeit bezieht sich auf Väter mit Kindern unter sechs Jahren. Der Geschlechterpflege-Unterschied beträgt derzeit 44,3%.
Für Männer, die sich um den Vaterschaftsurlaub interessieren, ist es wichtig, unabhängig von ihren Partnerinnen zu handeln. Allmendinger stimmt zu, dass es keine Feindseligkeit geben sollte, da Männer heute bereits deutlich mehr tun als ihre Väter. "Wir werden nicht vorwärtskommen, wenn wir Frauen gegen Männer stellen. Ich weiß, dass Männer heute mehr involviert sind," sagt Allmendinger.
Obwohl Mütter schon lange über Geburt, Stillen und "Pflegearbeit" diskutiert haben, ist es hilfreich, öffentliche Persönlichkeiten wie Sebastian Tigges zu haben, die sich für die Sache einsetzen. "Praktisch gesehen, sendet er die richtige Botschaft," sagt Cammarata. "Aber wenn wir über die Verteilung der Pflegearbeit im größeren Kontext reden, dann kann wirklich Fortschritt erzielt werden."