Überflutete Straßen, trockene Parks, tote Hitze – die Folgen extremer Wetterereignisse sind in den letzten Jahren auch in deutschen Städten immer deutlicher zu erkennen. Experten warnen seit Jahrzehnten vor steigenden Temperaturen und Dürren durch den Klimawandel sowie vor mehr Stürmen und Überschwemmungen. Dies kann insbesondere in Städten verheerende Folgen haben.
Asphalt- oder Betonflächen in Städten speichern Wärme besonders gut, erklärt Jörn Birkmann, Leiter des Instituts für Raumplanung und Entwicklungsplanung an der Universität Stuttgart. Gleichzeitig kann Regenwasser nicht oder nur schwer versickern. Nach Angaben des Umweltbundesamtes machen solche versiegelten Flächen etwa 45 % der deutschen Siedlungs- und Verkehrsfläche aus.
Unter dem Stichwort „Klimaresilienz“ greifen Experten wie Berkman untersuchen, wie Städte die Folgen der Klimakrise besser bewältigen können. „Es geht nicht nur darum, wo der nächste große Regen fällt oder wie stark die nächste Hitzewelle sein wird, sondern auch darum, wie man Bürger und sensible Infrastruktur auf solche Ereignisse vorbereitet und im Ernstfall für ein gewisses Maß an Sicherheit sorgt.“ Berkman sagte: „Die Sicherheit dieser Funktionen.“ Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Hitzewellen töten Tausende
Es ist wichtig, Lehren aus vergangenen Extremwetterereignissen zu ziehen, wie etwa den Überschwemmungen im Aaretal oder der Hitzewelle in Frankreich. Bei Überschwemmungen im Aaretal kamen 2021 mindestens 184 Menschen ums Leben, bei einer extremen Hitzewelle in Frankreich im Jahr 2003 starben Tausende.
„Wasser ist nicht nur das Problem, sondern auch „fortgeschrittene Stadtplanung“, sagt Roland Müller, Direktor des Zentrums für Umwelt und Biotechnologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). „Es gibt also.“ ein Bedarf an „Umgestaltung der städtischen Wasserversorgung“. Städte sind verpflichtet, Wasser zu speichern, wenn es reichlich vorhanden ist (d. h. bei Regen oder starkem Regen), damit es bei Engpässen genutzt werden kann. Städte, die diesem Ansatz folgen, werden oft als Schwammstädte bezeichnet.
Mit der sogenannten blaugrünen Infrastruktur können Städte entsiegelt werden und das natürliche Abflussverhalten von Regenwasser nachahmen, sagte Mueller. „Am bekanntesten sind wohl Gründächer, aber auch begrünte Fassaden, neu gestaltete Innenhöfe oder sehr alte städtische Wassermanagementmodule wie Trog- und Grabensysteme.“ Bei letzteren wird Regenwasser in einer Grube gesammelt und in einen unterirdischen Speicher geleitet Einrichtungen. Relativ neu werden auch Bäume in Gräben gepflanzt.
Städte müssen sich anpassen
In Leipzig bietet das von Müller geleitete Modellprojekt „Leipziger Blau Grün“ derzeit genau eine solche Lösung für städtische Gebiete. „Wir haben von Anfang an versucht, uns explizit auf die Wasserperspektive zu konzentrieren“, sagte Müller. Es ist wichtig, städtische Akteure wie Stadtplanungsämter, Umweltämter und kommunale Wasserwerke mit der Wissenschaft zu vernetzen. Eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaresilienz sieht Müller in der Komplexität der Materie: „Man muss Kompetenzen sektorübergreifend bündeln und integriert planen“, sagen Experten.
Für eine typische mittelgroße Stadt sind Schwammstädte die richtige Möglichkeit, mit großen Wassermengen umzugehen, aber sie reichen nicht aus, sagte Berkman. „In vielen Fällen muss bei großen stehenden Wassermengen sichergestellt werden, dass das Wasser ohne nennenswerte Schäden durch die Stadt fließen kann“ – zum Beispiel durch entsprechende Dachrinnen in den Straßen.
Wenn der Klimawandel nicht angepasst wird, treten laut Forschern verschiedene Probleme auf, mit denen Städte und Gemeinden konfrontiert sind. Beispielsweise können sogenannte unterirdische Wärmeinseln zu Bodenverformungen führen, die sich negativ auf die Leistung von Gebäuden und Infrastruktur auswirken können, wie aktuelle Untersuchungen am Beispiel von Chicago zeigen.
Schatten ist die wirksamste Maßnahme
«Aus „Bestimmte Temperaturschwankungen können auch gesundheitliche Risiken mit sich bringen“, sagte Berkman. Gesundheitsexperten sagen, dass die Zahl der Hitzetoten aufgrund der globalen Erwärmung wahrscheinlich jedes Jahr steigen wird. Laut einer Studie werden bis zum Sommer 2022 in Europa mehr als 60.000 Menschen an Hitze sterben, davon mehr als 8.000 in Deutschland.
Anpassungsmaßnahmen wie diese werden zur Bekämpfung von Hitzerisiken ergriffen, da die Klimatisierung oder Kühlung des Raums wichtig ist, sagte Berkman. „Aber sie haben, ähnlich wie bei der COVID-19-Pandemie, den Nachteil, dass sie klein sind und keine echte Lebensqualität in der Stadt garantieren.“ Damit gefährdete Menschen nicht zu Hause oder in der Luft bleiben müssen- Klimatisierte Stadtbibliotheken den ganzen Sommer über, die gesamte Region bzw. Klimaanpassung in Städten ist notwendig.
Messungen und Stadtklimasimulationen haben gezeigt, dass Beschattung die wirksamste Maßnahme zur Reduzierung von Hitzestress im Freien ist, erklärt Astrid Ziemann, Meteorologin an der Technischen Universität Dresden. „Für Stadtbewohner können die gefühlten Temperaturen unter Bäumen um mehr als 10 Grad niedriger sein.“ Auch ausgedehnte, unbebaute Grünflächen und Lüftungskorridore können städtische Gebiete mit kühlerer Luft versorgen.
Klimaanpassung ist in Gebieten, in denen sich gefährdete Gruppen aufhalten, besonders dringend. „Wir müssen Resilienz- und Anpassungsstandards einführen, um sicherzustellen, dass zukünftige Hitze- und Sturmvorkehrungen beim Bau kritischer Infrastrukturen wie Schulen, Krankenhäuser und Pflegeheime berücksichtigt werden“, sagte Berkman. „Denn wenn ein extremes Ereignis Schäden in diesen Gebieten verursacht, Es ist wahrscheinlich, dass Menschen sterben.“