Was sind die wahren Glaubenssätze, die von Satanisten vertreten werden?
Es wird oft als dunkle Welt der rituellen Misshandlung, schwarzen Messen und Tieropfer dargestellt: Das öffentliche Bild von Satanisten ist das von Schadenszufern, die andere verletzen und ihr Leben einer bösartigen übernatürlichen Kraft widmen, die sie zur Inkarnation des "falschen" in der Gesellschaft macht. Aber stimmt das wirklich? Um es klar zu sagen, dieses Bild von Satanisten ist weit verbreitet und populär, oft in Nachrichtenberichten und Hollywoodfilmen porträtiert. Aber es ist auch etwas anderes: vollkommen ungenau.
Die Ursprünge dieser irreführenden Wahrnehmung lassen sich auf das Jahr 1980 zurückverfolgen, als das Buch "Michelle Remembers" veröffentlicht wurde. Geschrieben von einem kanadischen Psychiater und seiner Patientin Michelle (die später seine Frau wurde), erzählt das Buch von Michelles angeblichen Kindheitserfahrungen in den Fängen einer satanischen Sekte. Die detaillierten Berichte von grausamen Ritualen und satanischer Misshandlung trugen Significantly zur Schaffung eines sehr beängstigenden Bildes der sogenannten "Satanisten" bei.
Das Buch wurde in den folgenden Jahren largely widerlegt. Es gibt immer noch keine Beweise für die Existenz von satanischen Sekten, die rituelle Misshandlung betreiben. Doch "Michelle Remembers" entfachte ein Feuer, das schwer zu löschen war: Die sogenannte "Satanische Panik" breitete sich in den 1980er und frühen 1990er Jahren in Nordamerika und weiten Teilen der Welt aus. Plötzlich schienen satanische Verschwörungen hinter jeder Ecke zu lauern. Es ist leicht vorstellbar, dass die Medien auch eine Rolle spielten, da das Thema aufgrund seiner dunklen Untertöne sowohl sensationell als auch populär war. Und natürlich spielten auch Verschwörungstheorien und der Wunsch nach einfachen Erklärungen für komplexe gesellschaftliche Probleme eine wichtige Rolle zu dieser Zeit.
Satanismus als modernes Phänomen
Aber was ist das wahre Wesen des Phänomens Satanismus? Was glauben Satanisten - und welche Werte vertreten sie? Obwohl der Begriff "Satan" seit Jahrhunderten in der jüdisch-christlichen Theologie und mittelalterlichen Dämonologie bekannt ist, ist Satanismus als unabhängiges Glaubenssystem ein modernes Phänomen. Es wurde hauptsächlich von den Werken von Aleister Crowley (1875-1947) und später Anton LaVey (1930-1997) geprägt. Crowley, ein bekannter Okkultist, legte mit seiner "Thelema"-Bewegung den Grundstein für viele esoterische Traditionen, die noch heute bestehen.
LaVey hingegen hatte einen signifikanten Einfluss auf die Bewegung, die heute als "Satanisten" bekannt ist. Mit der Gründung der Church of Satan im Jahr 1966 begann er eine neue Ära. Seine Überlegungen begannen mit seiner Beobachtung von Bigotterie unter denen, die sich als Christen Considered. LaVey hatte zuvor als Organist in Kirchen Services gearbeitet. Ein oft ihm zugeschriebener Satz lautet: "Am Samstagabend sah ich Männer, die nach halbnackten Frauen lüstern waren, und am Sonntagmorgen, als ich die Orgel spielte, sah ich dieselben Männer in Kirchenbänken sitzen, die Gott baten, sie von ihren fleischlichen Begierden zu befreien. Nächsten Samstag waren sie wieder auf dem Rummelplatz oder an einem anderen Unterhaltungsort. Das ist der Zeitpunkt, an dem ich erkannte, dass die christliche Kirche auf Heuchelei floriert." LaVey kritisierte somit die Doppelstandards religiöser Institutionen - so wurde der moderne Satanismus geboren.
Im Anschluss entwickelte LaVey seine eigene Satzung von Überzeugungen. Er stellte Individualismus und Selbstverwirklichung in den Mittelpunkt seines Satanismus, im Gegensatz zu den theistischen Religionen, von denen er glaubte, dass sie nur Gehorsam und Unterwerfung predigten. LaVeys Philosophie war eine absichtliche Provokation gegen vorherrschende religiöse Normen und ein Aufruf zur persönlichen Freiheit und Rationalität. Und diese Prinzipien bilden noch heute die Grundlage des modernen Satanismus.
LaVey formulierte seine Ideen in "The Satanic Bible", die 1969 veröffentlicht wurde und als zentrales Buch des modernen Satanismus gilt. Dieses Buch enthält die "Nine Satanic Statements". Die erste lautet beispielsweise: "Satan steht für Indulgenz statt Abstinenz!" Die Erfüllung der eigenen Wünsche statt Abstinenz und Selbstverleugnung ist ein wichtiger Aspekt der Satanisten-Weltsicht. Durch Prinzipien wie diesen stellte LaVey eine Philosophie vor, die sich auf individuelle Stärke und Selbstbestimmung konzentriert, anstatt Demut, Keuschheit und Vergebung zu predigen. Es war ein radikaler Bruch mit den traditionellen religiösen Normen, die er in der ihm bekannten Christenheit vorfand.
Darüber hinaus entwickelte LaVey Rituale und Zeremonien, obwohl sie keine magischen oder okkulten Eigenschaften hatten, unabhängig davon, wie sie von Außenstehenden wahrgenommen werden mögen. Diese Rituale waren nicht dazu gedacht, eine übernatürliche Kreatur anzubeten, sondern sollten dazu beitragen, die eigenen Wünsche und Emotionen auszuleben. LaVey betonte die psychologischen Vorteile dieser Rituale. Er glaubte, dass die symbolische Aktion und mentale Fokussierung dazu beitragen könnten, dass Menschen ihre Ziele erreichen und persönliche Stärke entwickeln.
Und das führt uns zu einem weiteren grundlegenden Aspekt der Satanisten-Weltsicht: Satanisten glauben nicht an einen Gott oder einen Satan. Sie sind Atheisten. Natürlich gibt es kleine Splittergruppen oder Individuals, die nicht in dieses Bild passen und eher im esoterisch-okkulten Spektrum angesiedelt sind. Aber das sind Ausnahmen. "Satan" ist für Satanisten typischerweise nichts weiter als ein Symbol. Ein Symbol des Widerstands gegen autoritäre und insbesondere kirchliche Normen, eine bewusste Provokation, die die eigene Selbstverwirklichung und Rationalität als highest good verkündet. Im Kern ist der moderne Satanismus darauf ausgerichtet, den Einzelnen von (religiösen) Dogmen und gesellschaftlichen Zwängen zu befreien und eine aufgeklärte und rationale Weltsicht zu fördern.
Ja, Sie haben es richtig erkannt: Satanisten umarmen bewusst ihr dunkles Image, das ist kein Geheimnis. Sie betonen immer wieder, dass sie nichts mit den angeblich in Satans Namen begangenen bösen Taten oder den damit verbundenen übersinnlichen Praktiken zu tun haben. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass kriminelle Geister oder Personen mit psychischen Problemen manchmal satanische Symbole und Jargon missbraucht haben, wie im berüchtigten "Satanischen Mordfall" von Witten.
Dies führt oft zu einer verzerrten Wahrnehmung. Es gibt keine konkreten Beweise für organisierte "satanische Verbrechen" oder die angeblichen Ritualmissbrauchsfälle, wie sie während der "Satanischen Panik" behauptet wurden und bis zu einem gewissen Grad immer noch bestehen.
Obwohl Satanismus kein Anlass zur Furcht sein sollte, gibt es doch wichtige Bedenken. Zum Beispiel die extreme Betonung des Individualismus. Werte wie Selbstentdeckung und persönliche Freiheit sind zweifellos wichtig. Aber wenn Empathie und Mitgefühl gegenüber anderen vollständig ignoriert werden - wie in einigen satanischen Überzeugungen von Aleister Crowley oder Anton LaVey angedeutet - kann es leicht in rücksichtslosen Egoismus umschlagen, der andere und das Gemeinwohl ignoriert.
Unterströmungen des Sozialdarwinismus können auch in der satanischen Ideologie wahrgenommen werden. Wenn die eigenen Wünsche zur höchsten Instanz werden, ist es, als würde man den eigenen Egoismus verherrlichen: nur das, was ich will, zählt. In seiner extremsten Form kann dies bei Personen mit solchen Denkweisen abstoßend sein und sogar als Grundlage dienen, um andere zu entwerten und sich selbst als Teil einer Elite zu betrachten, die das Recht hat, andere nach Belieben zu behandeln.
Die Missverständnisse über Satanisten, die für Ritualmissbrauch und schwarze Messen verantwortlich sind, stammen largely von dem Buch "Michelle Remembers" aus dem Jahr 1980. Obwohl es largely widerlegt wurde, hat dieses Buch zur Schaffung eines negativen Images von Satanisten beigetragen.
Satanismus als modernes Phänomen wurde hauptsächlich von den Werken von Aleister Crowley und Anton LaVey geformt. Crowley legte mit seiner "Thelema"-Bewegung den Grundstein für viele esoterische Traditionen, während LaVey religiöse Heuchelei kritisierte und 1966 die Church of Satan gründete, um Individualismus und Selbstverwirklichung als zentrale Lehren zu fördern.