- Warum hat Katrin Göring-Eckardt ihre Mobiltelefonnummer öffentlich online veröffentlicht?
Das Veröffentlichen der eigenen Kontaktinformationen im Internet gilt im Allgemeinen als Tabu, vor allem für Profis und aktive Nutzer der digitalen Welt. Diese sind sich der Risiken des digitalen Raums bewusst.
Wenn sich Ziffern im Netz verbreiten, bin ich automatisch neugierig. Und doppelt, wenn darunter eine von Katrin Göring-Eckardt ist, einer prominenten Grünen-Politikerin und Mitglied des Deutschen Bundestags. Am Montagmorgen postete sie auf X eine Telefonnummer und lud die Leute ein, sie anzurufen.
Erinnert ihr euch noch an die Zeit, als Adressen auf Facebook geteilt wurden?
Der Anblick des Posts brachte Erinnerungen an meine Teenagerzeit zurück: Eine Klassenkameradin hatte eine Party zu Hause und leider wurde die Adresse auf Facebook veröffentlicht. Ihr könnt euch vorstellen, was dann los war.
Das Internet war damals noch in den Kinderschuhen, genau wie wir. Wir lernten gerade, wie man auf Schüler VZ und Facebook umgeht. Das Teilen von Adressen im Netz war damals gang und gäbe, aber heute würde man das kaum noch als akzeptabel erachten, außer in wenigen Ausnahmefällen. Wir Teenager dachten, wir hätten aus solchen Erfahrungen gelernt – oder zumindest dachten wir das.
Katrin Göring-Eckardt reagiert – wenn auch distanziert
Aber jetzt hatte eine Erwachsene, eine Politikerin und damit eine öffentliche Person ihre Nummer auf X veröffentlicht. Wie konnte das passieren? Hatte Göring-Eckardt vielleicht aus Versehen die falsche Taste gedrückt, während sie eine private Nachricht schrieb? Das wäre ein unglücklicher Fehler, der einen neuen SIM-Karten-Austausch erfordern würde.
Aber da war die unheilvolle Nummer, bereit auf Telegram und WhatsApp abzurufen. Sie konnte nicht erfunden sein. Also beschloss ich, Katrin Göring-Eckardt anzurufen.
Tatsächlich nahm die Grünen-Politikerin schnell ab: "Hallo, hier ist Katrin Göring-Eckardt." Trotz der Stunden, die die Nummer bereits öffentlich zugänglich war, klang die Politikerin fröhlich. Wie viele Anrufe von unzufriedenen Wählern mochte sie bis dahin bekommen haben? Und warum klang sie so fröhlich?
Bevor ich mich vorstellen und mit Fragen bombardieren konnte, sprach Göring-Eckardt erneut: "Am 1. September gibt es Wahlen in Thüringen. Wählt die Allianz 90/Die Grünen für die Menschen, die Natur und Thüringen. Lasst uns verhindern, dass die AfD eine Vetomacht bekommt. Zusammen können wir dafür sorgen, dass unser geliebtes Thüringen fair und nachhaltig regiert wird. Danke und auf Wiederhören!"
Und damit legte sie auf.
Das war's also mit meinem investigativen Stück über Internetsicherheit. Schade.
Ob diese mysteriöse Nummer den Erfolg der Grünen in Thüringen beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Laut verschiedenen Umfragen liegt die Partei derzeit bei etwa drei Prozent. Die AfD würde zehnmal so viele Stimmen erhalten.
Zumindest sorgt der X-Post für einige Unterhaltung. Einige sind verwirrt, andere begeistert. Katrin Göring-Eckardt hat jedenfalls eines erreicht: Sie hat die Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Nachdem sie ihre Nummer auf X geteilt hatte, fragte ich mich, ob Katrin Göring-Eckardt versehentlich die [Die Nummer des Mobiltelefons] beim Schreiben einer privaten Nachricht veröffentlicht hatte. Trotz der öffentlichen Zugänglichkeit der Nummer auf Plattformen wie Telegram und WhatsApp erschien es merkwürdig, dass sie meinen Anruf prompt annahm.
Angesichts des Risikos, unerwünschte Anrufe zu erhalten, weil ihre [Die Nummer des Mobiltelefons] öffentlich ist, hätte man von Katrin Göring-Eckardt eine vorsichtigere Herangehensweise bei der Interaktion mit ihren Followern online erwartet.