Tarife - Warnstreik führt zu schwerer Lahmlegung des Bahnverkehrs
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) führt seit Donnerstagabend einen bundesweiten Warnstreik durch, der einen Großteil des deutschen Bahnverkehrs lahmlegt. Die Bahngesellschaft teilte am Freitagmorgen mit, dass Notfahrpläne aktiviert worden seien. Offenbar erreichte die Nachricht die meisten Passagiere rechtzeitig. Ein Sprecher der Berliner Bahn sagte, an vielen Bahnhöfen in Deutschland sei es am frühen Freitagmorgen sehr ruhig gewesen. „Mit der Ankündigung dieses kurzfristigen Streiks ruiniert die GDL Millionen Fahrgästen das Adventswochenende.“
Das bundeseigene Unternehmen stellte erneut rund 80 % seines Fernverkehrs ein. Allerdings gebe es beim Regionalverkehr erhebliche Unterschiede zwischen den Regionen, sagte der Sprecher. Tausende Züge könnten betroffen sein. Genaue Zahlen nannte die Bahn zunächst nicht. „In Deutschland verkehren täglich 50.000 Züge“, hieß es am Morgen schlicht. Hierzu zählen auch Züge von Bahngesellschaften, die nicht direkt vom Streik betroffen sind.
Ziel der Bahn ist es, bis Samstagmorgen wieder einen vollständigen Regelfahrplan anbieten zu können. „Wir tun alles dafür, dass bis zum Betriebsstart am Samstag alles wieder normal läuft“, betonte der Sprecher. Die Auswirkungen auf die Güterverkehrsbranche werden jedoch noch länger anhalten. Wie die Bahn am Donnerstag mitteilte, stauten sich hier aufgrund des Winterchaos in Bayern bereits rund 170 Züge, noch bevor es zu einem Streik kam. „Ich befürchte, dass sich diese Zahl verdoppeln wird“, sagte ein Sprecher.
Der Streik dauert bis 22 Uhr
Es ist der zweite Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Tarifrunde bei der Deutschen Bahn. Der Personenverkehr beginnt am Donnerstag um 22 Uhr, der Güterverkehr beginnt einige Stunden früher. Der Streik wird voraussichtlich bis Freitag, 22 Uhr, andauern. Betroffen ist nicht nur die Deutsche Bahn. Auch Rivale Transdev streikt. Betroffen sind die Nordwestbahn und die Rhein-Ruhr-Bahn des Konzerns in Nordrhein-Westfalen. Transdev-Mitarbeiter wurden außerdem angewiesen, Warnstreiks in Hannover und Mitteldeutschland durchzuführen.
Die GDL hat nun das Scheitern der Tarifverhandlungen bei beiden Unternehmen bekannt gegeben. In beiden Fällen geht es um die Forderung der GDL, die wöchentliche Arbeitszeit der Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden zu reduzieren und den vollen Lohnausgleich zu gewähren. Bisher haben die Arbeitgeber diese Behauptung zurückgewiesen.
Umfrage: Über Warnmaßnahmen ist wenig bekannt
Eine Umfrage zeigt, dass Warnstreiks den meisten Deutschen nicht bekannt sind. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov antworteten 59 % der rund 3.700 Befragten entsprechend. Allerdings äußerten 30 % der Menschen Verständnis für Arbeitskonflikte.
Daher sind junge Menschen toleranter als ältere Menschen. In der Umfrage äußerten etwa 38 % der 25- bis 34-Jährigen Verständnis. Bei den Befragten ab 55 Jahren war es nur jeder Vierte.
Nachdem der Alarm ertönt, können die Passagiere durchatmen. GDL-Chef Weselsky hat die Möglichkeit weiterer Arbeitskonflikte bis einschließlich 7. Januar ausgeschlossen. Danach ist alles möglich.
Lesen Sie auch:
- Wind und Sonne: Netzkosten sollen gerechter verteilt werden
- Die EU will die Preisobergrenze für russische Ölexporte verschärfen
- Haushaltskrise: Steigende Strompreise drohen
- Start im Miniformat: 1&1 startet sein Mobilfunknetz
Quelle: www.stern.de