Wärme aus der Kanalisation: SPD fordert Heizen mit Abwasser
Wenn sogar der Elysée-Palast in Paris mit Kanalabwasser beheizt wird, könnte die Technik nach Ansicht der SPD im nordrhein-westfälischen Landtag auch für das Ruhrgebiet ein Vorbild sein. In einem Antrag, der am Mittwoch in die Plenarsitzung nächste Woche eingebracht wurde, fordert die SPD die schwarz-grüne Landesregierung auf, die Möglichkeiten der Abwassernutzung zum Heizen in Nordrhein-Westfalen stärker ins Bewusstsein der Menschen zu bringen.
Städte und Gemeinden sollten sich aktiv mit dieser Technologie auseinandersetzen und das Potenzial der Abwasserabwärme in ihren kommunalen Wärmeprogrammen berücksichtigen. Dazu müssen die Kanalnetzbetreiber digitale Karten erstellen, die zeigen, wo die Potenziale für Abwasserwärme liegen. Nicht zuletzt fordert die Opposition, die Potenziale der landeseigenen Gebäude für eine klimaneutrale Beheizung zu prüfen.
Ulrich Paetzel, Präsident der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA), sagt: "Das gilt natürlich nicht für alle Gebiete. Manche liegen in ungünstiger Entfernung zum Kanal, andere sind zu weit weg." Bislang war das Verfahren ohne Fördermittel nicht wirtschaftlich. Das hat sich seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geändert, "weil wir mit höheren Preisen auf dem Markt konfrontiert sind", sagt Paetzel, der auch Vorsitzender der Emschergenossenschaft und des Lippeverbandes ist.
Das Ruhrgebiet mit seinen fünf Millionen Einwohnern sei dicht bebaut und verfüge über ein dichtes Netz unterirdischer Abwasserleitungen, was es für die Nutzung von Abwasserwärme besonders geeignet mache, so die SPD. Die Technologie funktioniert über Wärmetauscher, die in die Abwasserrohre eingebaut werden. So kann die Wärme über einen separaten Wasserkreislauf an benachbarte Gebäude übertragen und im Heizkreislauf einer Wärmepumpe genutzt werden. Das schafft laut SPD vor allem für große Einzelgebäude in der Nähe von Kanälen wirtschaftliche Vorteile.
In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits zwei Beispiele für die Nutzung von Abwasserwärme: das Hallenbad Hofstede in Bochum und das Pflegeheim in Dortmund.
Quelle: www.dpa.com