DDR - Wandgemälde von Marx und Lenin im Rathaus entdeckt
Zwei Wandgemälde des Malers und Grafikers Wolfram Schubert, die vor mehr als 30 Jahren am Neubrandenburger Rathaus tapeziert wurden, sind nun wieder in voller Größe zu sehen. Die jeweils 1,7 Meter hohen und 6,5 Meter breiten Werke entstanden 1968/1969 unter dem Titel „Kampf und Triumph der Arbeiterklasse“ und wurden 1991 mit zwei jeweils weiß gestrichenen Tapetenschichten überzogen. „Zum Glück wurde das Wandbild nicht zerstört“, sagte Stadtsprecher Jan Ole Kiel.
An der Besichtigung des Wandgemäldes im Eingangsfoyer nahmen am Dienstag auch der Künstler Wolfram Schubert (97) selbst und Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) teil. Schubert wurde 1926 im brandenburgischen Kolbitz geboren und studierte an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin. Von 1965 bis 1988 war er Vorstandsvorsitzender des Kreises Neubrandenburg des Verbandes Bildender Künstler Ostdeutschlands.
Mit einer speziellen Technik malte er die beiden Wandgemälde direkt auf die feuchten Putzwände des heutigen Rathauses, wo zu DDR-Zeiten die Landesleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und der Kreistag Neobrandenburg tagten. Auch Karl Marx und Lenin sind auf dem Wandgemälde zu sehen. Anlass für die Entstehung dieses Kunstwerks war das Gedenken an den 20. Jahrestag der Gründung der DDR (1969).
Der Stadtrat von Neubrandenburg führt kontroverse Diskussionen über die Freilegung von Wandgemälden. Am 2. Februar dieses Jahres beschloss der Gemeinderat, das Wandgemälde auszugraben und zu restaurieren.
Auch die Stadt interpretiert das Kunstwerk als Denkmal. Im Text auf den Wandgemälden heißt es, sie seien ein wahres Zeugnis dafür, wie „in den späten 1960er Jahren in der ehemaligen DDR ein wichtiges Verwaltungsgebäude künstlerisch dekoriert wurde, um die politische Legitimität der Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei zu demonstrieren“.
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Quelle: www.stern.de