Der Ausgang der Wiederholungswahl am Sonntag ist nach Einschätzung des Berliner Wahlforschers Thorsten Faas trotz des zuletzt deutlichen Trends in den Umfragen weiter offen. «Wir sehen, dass sich viele Menschen spät entscheiden. Das schließt die Frage ein, ob man überhaupt zur Wahl geht», sagte der Politikwissenschaftler, der an der Freien Universität lehrt, der Deutschen Presse-Agentur.
Dann gebe es auch Menschen, die strategisch wählten und die Umfrageergebnisse nutzten, um die eigene Wahlentscheidung zu überdenken. «Man hat deshalb eine paradoxe Situation: Die diesmal sehr feinmaschige Beobachtung des Wahlkampfs mit Umfragen bringt bei einem so knappen Rennen nochmal Dynamik rein.»
Umfragen könnten durchaus mobilisierend wirken. «Wenn ich beispielsweise sehe, die FDP liegt bei fünf Prozent, wird das Anhänger motivieren zu verhindern, dass sie noch tiefer rutschen», sagte Faas. «Ich wäre vorsichtig, die Umfragewerte schon als final zu sehen. Es kann noch eine Menge passieren.»