Unpünktlich ohne Ende - Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn erhält Prämie von knapp 5 Millionen Euro
Die Deutsche Bahn zahlt ihren Vorstandsmitgliedern im Jahr 2022 rückwirkend Prämien in Höhe von insgesamt fast 5 Millionen Euro, obwohl das angeschlagene Unternehmen seine Pünktlichkeits- und Kundenzufriedenheitsziele nicht erreicht. Zu diesem Ergebnis kommen Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung.
Dies hatte zur Folge, dass die Zahlungen zunächst gestundet wurden, da die Bahnen staatliche Unterstützung in Form von Strompreisbremsen erhielten. Das Gesetz sieht vor, dass unter solchen Umständen keine Prämien ausgezahlt werden dürfen. Allerdings endet die Strompreisbremse zum Jahresende. „Wie das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage bestätigte, können Prämien auch im Jahr 2022 ausgezahlt werden“, schrieb das Blatt.
Allein Bahnchef Richard Lutz soll knapp 1,3 Millionen Euro zusätzlich erhalten haben. Laut der Studie können die verbleibenden Vorstände mit jeweils mehr als sechsstelligen Beträgen rechnen:
- DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz erhält 1.261.000 Euro
- Martin Saylor erhielt 736.000 €
- Berthold Huber verdient 699.000 €
- 518.000 € an Levin Holle gespendet
- Daniela Gerd Tom Markotten erhielt 482.000 €
- 473.000 € gespendet an Sigrid Nikutta
- Roland Pofala, der im Laufe des Jahres aus dem DB-Vorstand ausschied, erhielt 245.000 Euro
- Evelyn Palla und Michael Peterson erhielten jeweils 214.000 €
Diese Boni kommen zu den Grundgehältern der neun Vorstandsmitglieder in Höhe von rund 4 Millionen Euro im Jahr 2022 hinzu. Insgesamt erhalten sie dem Bericht der Organisation zufolge rund neun Millionen Euro. Es ist möglich, Prämien zu erhalten, obwohl die Ziele hinsichtlich Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit nicht erreicht werden. Bereichsüberschreitungen können sich gegenseitig aufheben.
Eisenbahn übertrifft Ziele in diesen Bereichen
Dem Bericht zufolge haben die Bahnen ihre eigenen Ziele für „weibliche Führung und Mitarbeiterzufriedenheit“ bis 2022 leicht übertroffen. Weiter heißt es, dass die Boni in diesem Bereich offenbar deutlich gestiegen seien und nun bei 175 % lägen. Allein für dieses Ziel sollten die damals neun Vorstandsmitglieder des Unternehmens rund 1,6 Millionen Euro erhalten.
Den Unterlagen zufolge habe die Bahn auch ihr selbst gestecktes Ziel zur CO2-Reduktion um zwei Prozentpunkte übertroffen, berichtete die Forschungsallianz. Dafür soll CEO Richard Lutz eine Prämie von knapp 440.000 Euro erhalten.
Das Bonussystem wird sich im Jahr 2024 ändern
Der Aufsichtsrat, bestehend aus Vertretern des Bundes und der Gewerkschaften, legt das Bonussystem der Bahn fest. Berichten zufolge soll das System nächstes Jahr geändert werden. Der Anteil des Festgehalts an den Gehältern der Bahnvorstände wird steigen und der Anteil der Boni sinken. Gegenüber der Research and Reporting Alliance erklärte die Bahn, dass sich das Unternehmen nicht zu Angelegenheiten im Zusammenhang mit dem Aufsichtsrat äußert.
Im Konzernbericht 2022 heißt es, dass sich die Gesamtvergütung der Vorstandsmitglieder aus einem festen Grundgehalt, jährlichen erfolgsabhängigen Boni und einem langfristigen Bonusplan mit mehrjähriger Bemessungsgrundlage zusammensetzt. Im Mittelpunkt dieser langfristigen Anreize stehen „langfristige verkehrs- und klimapolitische Ziele sowie die nachhaltige Glaubwürdigkeit und Profitabilität des DB-Konzerns“. Die Programmdauer beträgt vier Jahre.
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Quelle: www.stern.de