Stephan Boelte, Deutschlandchef beim schwedischen E-Scooter-Anbieter Voi, rechnet nicht damit, dass Deutschland wie jüngst in Paris ein Verbot der umstrittenen Sharing-Fahrzeuge verhängt. „Wir rechnen nicht mit einem zweiten Paris in Deutschland“, sagte Boelt der Nachrichtenagentur dpa. Die Rechtslage ist grundlegend anders als in Frankreich. „Selbst wenn man mit Städten redet, dort wollen sie nicht sein. Wir verspüren eine hohe Kooperationsbereitschaft.“
Stattdessen sind deutsche Städte und Kommunen um eine sinnvolle Regulierung von E-Scootern besorgt. Noch immer werden E-Scooter von vielen Nutzern versehentlich abgestellt, blockieren Straßen oder landen in Flüssen. Boelte betonte, dass Voi ein klarer Befürworter der Regelungen sei. „Wir freuen uns, Städte dabei zu unterstützen, kompatible Lösungen für alle zu finden.“ Darüber hinaus sei die Branche weiterhin verpflichtet, „deutliche Verbesserungen voranzutreiben“. Voi selbst erhebt bereits Gebühren, wenn ein Fahrzeug mehrfach illegal geparkt wird.
In Paris hat die Stadtregierung E-Scooter grundsätzlich verboten, nachdem eine Mehrheit der Teilnehmer einer Frühjahrsabstimmung ihre Unterstützung für die Maßnahme zum Ausdruck gebracht hatte. E-Scooter-Anbieter kritisierten allerdings, dass die Ergebnisse wegen der extrem geringen Wahlbeteiligung aufgrund der geringen Zahl an Wahllokalen nicht als repräsentativ für die Meinung der gesamten Bevölkerung angesehen werden könnten.
Tatsächlich seien die Dinge in den letzten Jahren besser geworden, sagte Boelte. „Wenn man es mit vor vier oder fünf Jahren vergleicht, ist das eine ganz andere Situation“, sagte Manager Voi. Eine wichtige Lösung besteht darin, ausreichend Parkplätze für Motorroller bereitzustellen. „Es fehlen noch die eine oder andere deutsche Stadt.“ Berlin könne dabei als Vorbild gelten. Die Berliner Verkehrsbetriebe stellen ihren sogenannten Djerbi-Stationen immer mehr Platz zur Verfügung, insbesondere an U- und S-Bahn-Stationen, wo Fahrgäste auf Motorroller, Leihfahrräder oder den öffentlichen Nahverkehr umsteigen können.
Aus Sicht von Boelte ist die Konsolidierung der Elektroroller-Industrie noch nicht abgeschlossen. Einige Anbieter haben sich bereits aus dem deutschen Markt zurückgezogen. Andere, etwa der Berliner Konkurrent Tier, mussten zahlreiche Stellen abbauen.
„Dieser Trend wird sich in Deutschland fortsetzen“, sagte Boert. Auf Nachfrage äußerte er sich nicht zu Medienberichten, wonach sich Voi derzeit in Fusionsgesprächen mit dem Rivalen Tier befinde. Gleichzeitig betonte der Manager, dass Voi in einer guten Position sei, mögliche Fusionen oder Übernahmen voranzutreiben. „Wenn es uns möglich wäre, diese Gespräche zu führen, würden wir uns als ein Unternehmen sehen, das andere Unternehmen übernimmt, und nicht umgekehrt“, sagte er.