Die Filmfestspiele von Venedig stehen aufgrund des Hollywood-Streiks vor einer besonders herausfordernden Situation. Es ist unklar, welche internationalen Filmstars vor der Veröffentlichung am 30. August nach Italien reisen werden. „Die Dinge ändern sich“, sagte ein Sprecher des dpa-Kunstfestivals. Zu den erwarteten Stars gehören Sofia Coppola, Adam Driver, Jessica Chastain und Penelope Cruz. Der deutsche Regisseur Timm Kröger, der am Wettbewerb teilgenommen hat, freut sich auf seine Ankunft.
Deutsche im Wettbewerb
Timm Kröger zeigt seinen Film The Theory of Everything in Venedig. „Aufregung, ein bisschen Stolz und Vorfreude“, sagte der 37-Jährige der dpa auf die Frage, was er von seinem Engagement halte. Sein Thriller mit Jane Bilow, Olivia Rose und Hans Zischler in den Hauptrollen ist schwarz-weiß. Die Serie spielt in den 1960er Jahren und folgt mysteriösen Ereignissen auf einer Physikkonferenz in den Schweizer Alpen.
Kröger bezeichnete die diesjährige Filmauswahl als „beeindruckend tiefgründig“. Es handelt sich hauptsächlich um Filme, die er selbst sehen möchte. Er freut sich besonders auf das neueste Werk von William Friedkin, das nicht am Wettbewerb teilgenommen hat. Der Filmemacher („Der Exorzist“) starb Anfang August im Alter von 87 Jahren. Sein letzter Film mit Kiefer Sutherland, Caine Mutiny Court Martial, wird in Venedig uraufgeführt.
Franz Rogowski (Franz Rogowski) ist auch einer der teilnehmenden Deutschen. In Giorgio Dirittis Historienfilm „Lubo“ spielt er einen nomadischen Straßenmusiker, der 1939 zur Armee eingezogen wird und für seine Familie kämpfen muss. Clemens Schick spielt in Luc Bessons „Dogman“ die Hauptrolle. Der Film folgt einem jungen Mann und seiner besonderen Liebe zu Hunden.
Streiks und Stars – wer kommt nach Venedig?
Venedig ist traditionell ein Festival für viele Hollywoodstars. In diesem Jahr konkurrierten 23 Einsendungen um den Hauptpreis, den Goldenen Löwen. Es umfasst Filme berühmter amerikanischer Filmemacher wie Sofia Coppola, David Fincher und Michael Mann. Viele Stars nahmen am Wettbewerb teil. Dazu gehören Emma Stone, Willem Dafoe, Michael Fassbender und Tilda Swinton.
Es ist unklar, ob viele von ihnen wegen des Hollywood-Streiks nach Venedig reisen werden. Bradley Cooper, Hauptdarsteller und Regisseur von „The Master“, einem Wettbewerbsfilm über den Komponisten Leonard Bernstein, hat die Dreharbeiten abgesagt.
Mehr als 11.000 gewerkschaftlich organisierte Drehbuchautoren in den USA streiken seit Anfang Mai. Auch Zehntausende Mitglieder der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA streiken seit Mitte Juli. Allerdings können Filmteams bei der Gewerkschaft befristete Vereinbarungen beantragen, etwa zur Werbung für ihre Filme. Im Wettbewerb seien Dogman und Ferrari (Michael Mann) erfolgreich gewesen, berichtete das US-Fachmagazin Variety. Dies bringt beispielsweise Adam Driver und Penelope Cruz nach Venedig – die Rollen in „Ferrari“ spielen.
Die Teams von Bastarden (Regie: Nikolaj Arcel), Coppolas Priscilla und Michel Francos Memory könnten ebenfalls nach Venedig kommen, sagte ein Sprecher des Festivals. Filmfans können sich dann auf Max Mikkelsen, Jessica Chastain und Peter Sarsgaard im Lido di Venezia freuen.
Worüber man dieses Jahr sonst noch reden kann
In diesem Jahr wurden die Werke zweier umstrittener Filmemacher nicht im Wettbewerb gezeigt. Woody Allen kommt mit der Pariser Liebeskomödie Fatal Blow nach Venedig. Allens spätere Arbeit wurde von früheren Missbrauchsvorwürfen überschattet. Seine Adoptivtochter Dylan Farrow beschuldigte ihn, sie im Alter von sieben Jahren missbraucht zu haben. Allen hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen, und die Gerichte stimmten ihm schon vor Jahrzehnten weitgehend zu. In den letzten Jahren haben sich jedoch einige Schauspieler vom mehrfachen Oscar-Preisträger distanziert und die Vermarktung seiner Filme im Kino gestaltet sich schwieriger.
Roman Polanskis neuer Film wird auch in Venedig gezeigt. Der deutsche Schauspieler Oliver Masucci spielt die Hauptrolle in Palace, einer düsteren Komödie, die in einem Schweizer Luxushotel spielt. Seit dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung werfen einige Frauen Polanski vor allem in den 70er Jahren sexuellen Missbrauch vor. Vorwürfe bestreitet er. In den Vereinigten Staaten gibt es seit mehr als 40 Jahren Fälle sexueller Übergriffe gegen 90-Jährige. Polanskis letzter Film wurde 2019 auch in Venedig gezeigt und gewann dort den Großen Preis der Jury.
Zu guter Letzt könnte ein Musik-Superstar in Venedig für Aufsehen sorgen. Der amerikanische Rapper Travis Scott tritt in „Aggro Dr1ft“ von Harmony Korine auf. Der Film, der durch die Verwendung von Wärmebildaufnahmen eine ganz besondere Optik erhält, erzählt von der Kriminalität in Miami. Doch hier bleibt ein Fragezeichen über der Reise nach Venedig.