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Unternehmen sollten mehr Menschen mit Behinderungen beschäftigen

Menschen mit Behinderungen sind auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt in einer schwierigen Situation. Trotz gesetzlicher Verpflichtungen stellen viele Unternehmen keine behinderten Mitarbeiter ein. Der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen will nun neue Wege gehen.

Ein Mitarbeiter im Rollstuhl ist mit Montagearbeiten am Arbeitsplatz im Autohaus beschäftigt..aussiedlerbote.de
Ein Mitarbeiter im Rollstuhl ist mit Montagearbeiten am Arbeitsplatz im Autohaus beschäftigt..aussiedlerbote.de

Unternehmen sollten mehr Menschen mit Behinderungen beschäftigen

Unternehmen in Sachsen-Anhalt beschäftigen im Vergleich zu ihren gesetzlichen Verpflichtungen zu wenig Menschen mit Behinderungen und Schwerbehinderungen. Da sich trotz der Ausgleichsabgabe und vieler Projekte nichts geändert hat, setzt der Landesbehindertenbeauftragte Christian Walbrach nun auf mehr direkte Überzeugungsarbeit, Unterstützung und Begleitung - vor allem aus Sicht der Unternehmen. "Wir müssen in unserem Land wirklich deutlich vorankommen, denn wir haben in Sachsen-Anhalt leider eine allgemeine Arbeitsmarktquote von etwa dreieinhalb Prozent, und das ist ein wunderbares Jahrzehnt gewesen."

Walbrachs Plan ist: "Wir wollen nicht nur den Aufruf verbreiten und immer wieder an die rechtlichen Hintergründe und die Notwendigkeit etc. erinnern, sondern wir wollen ein Netzwerk schaffen, das vor allem die betrieblichen Belange und Perspektiven in den Mittelpunkt stellt."

Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern sind verpflichtet, fünf Prozent schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Nach den neuesten Daten der Regionaldirektion werden im Jahr 2021 insgesamt 4.339 private und öffentliche Arbeitgeber dieser Beschäftigungspflicht nachkommen müssen. Davon erfüllen 1.381, also 31,8 Prozent, die Verpflichtung vollständig. 39,3 Prozent erfüllen die Verpflichtung teilweise. Statistisch gesehen gibt es noch 1.253 Arbeitgeber oder 28,9 Prozent, die ihre Pflichtarbeitsplätze nicht besetzt haben.

"Wir wollen die Sorgen und Nöte, Ängste, Vorurteile etc. der Unternehmen kennenlernen, diskutieren, Lösungen entwickeln und so mehr Unternehmen zur Initiative ermutigen", sagte Walbrake. Am Donnerstag findet in Halle das erste Treffen des Netzwerks "Inklusiver Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt" statt.

Nach Angaben des Landesamtes waren im vergangenen Jahr durchschnittlich 3.750 Menschen mit schweren Behinderungen arbeitslos gemeldet. Sie waren im Schnitt 348 Tage arbeitslos, Nichtbehinderte mussten 275 Tage nach einem neuen Arbeitsplatz suchen.

Walbrach sagte, dass Unternehmen das Potenzial von Menschen mit Behinderungen nutzen sollten, insbesondere angesichts des Fachkräftemangels in allen Branchen. "Der verschwindet an allen Ecken und Enden. Deshalb können wir auf das Potenzial, das Menschen mit Behinderungen zweifelsohne mitbringen, nicht verzichten." Es sei wichtig, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass die niedrige Beschäftigungsquote von 3,5 Prozent "auf Dauer arbeitsmarkt- und sozialpolitisch unverantwortlich" sei. Sein Ziel sei es, so der Behindertenbeauftragte, sich schrittweise von dieser Situation zu lösen.

Walbrake machte auch deutlich, dass "man auf widerspenstige Unternehmen reagieren muss, die das Problem völlig ignorieren und sich, wie sie selbst glauben, ihrer Beschäftigungspflicht entziehen". Er begrüßt daher, dass es demnächst neue Fördermittel für Unternehmen geben wird, die sich ihrer Verpflichtung entziehen, indem sie keine schwerbehinderten Menschen beschäftigen.

Quelle: www.dpa.com

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