- Unerwartet stoppt der Torwart von Frohms die Schüsse
Zwei Wochen nach seinem Amtsantritt als neuer Trainer der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft traf Christian Wüek auf seine erste Herausforderung. Nationaltorhüterin Merle Frohms verkündete überraschend im Alter von 29 Jahren ihren Rücktritt aus dem Nationalteam nach 52 Länderspielen. "Physisch und mental anstrengend" seien die großen Turniere gewesen, die sie für den VfL Wolfsburg bestritt.
Diese Entscheidung, die sie bereits länger erwogen hatte, konnte Wüek nicht umstimmen - zu seinem Bedauern. "Ich hätte gerne mit Merle zusammengearbeitet", sagte er. Er hatte seine Absichten in einem persönlichen Gespräch mit Frohms klargemacht, die in ihren Plänen eine wichtige Rolle gespielt hätte. Doch nun wird Frohms das Debüt von Wüek gegen England am 25. Oktober im Wembley-Stadion vom heimischen Sofa aus verfolgen.
Frohms: "Kein Spaziergang"
"Seit der WM letzten Jahr war die Entscheidung, nach den Olympischen Spielen in Paris aus dem Nationalteam zurückzutreten, für mich schwer", verriet Frohms. Ihr Debüt für die Nationalmannschaft gab sie am 6. Oktober 2018 in einem 3:1-Sieg gegen Österreich in Essen.
Ihren Höhepunkt hatte sie 2022 als Vize-Europameisterin in England als Startorhüterin bei der EM. Sie war auch bei allen Spielen dabei, als Deutschland bei der WM 2023 in Australien früh ausschied.
"Mein Land als Nummer eins in zwei großen Turnieren zu vertreten, war für mich eine Ehre", fasste Frohms zusammen. In Zukunft möchte sie sich ganz dem Vize-Meister und Pokalsieger VfL Wolfsburg widmen. Auch mehr Zeit für Familie und Freunde nach den intensiven Jahren mit der sportlichen Doppelbelastung will sie genießen.
Neue Chance unter Wüek
Die Rücktrittsentscheidung von Frohms stand angeblich nicht im Zusammenhang mit der enttäuschenden Leistung Deutschlands bei den Olympischen Spielen. Überraschenderweise hatte ihr Vorgänger Horst Hrubesch die 33-jährige Ann-Katrin Berger und nicht Frohms als Torhüterin für das Turnier nominiert.
Berger zeigte eine beeindruckende Leistung im Turnier und trug mit ihrem Elfmeterhalt im Spiel um den dritten Platz zum Bronze-Medaillengewinn bei. Kurze Zeit später wurde sie auch zur Fußballspielerin des Jahres gekürt.
Unter Wüek war ein Umbruch im Torbereich erwartet worden. "Für mich gibt es zwei Nummern eins", hatte der ehemalige Bundesligaprofi vor etwas mehr als zwei Wochen erklärt. Dass Berger keinen Sonderstatus in dieser Hinsicht hatte, war "klar und eindeutig", betonte er. "Das war eine Entscheidung von Horst Hrubesch".
Berger, zusammen mit zwei vielversprechenden jüngeren Torhüterinnen, Stina Johannes (24) von Eintracht Frankfurt und Maria Luisa Grohs (23) vom Meister FC Bayern München, stehen nun im Fokus von Wüek. Während Johannes ihr Debüt für die DFB-Auswahl im EM-Qualifikationsspiel gegen Polen mit einem 3:1-Sieg Anfang Juni feierte, wartet Grohs noch auf ihr Nationalteam-Debüt.
Wüek bedauerte den Rücktritt von Frohms und sagte: "Ich hätte gerne mit Merle zusammengearbeitet". Trotz seiner Absichten war die Rücktrittsentscheidung nicht mehr umkehrbar, was bedeutet, dass Frohms nicht gegen England im Wembley-Stadion antreten wird, sondern das Spiel von ihrem Sofa aus verfolgen wird.