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Umstrittenes Videomaterial: Person bittet um Begnadigung.

Rechtsextremismus in der gehobenen Gesellschaft auf Sylt durch rassistische Gesänge; Experten und Behörden verunsichert.

Felix Klein, the Federal Government Commissioner for Anti-Semitism.
Felix Klein, the Federal Government Commissioner for Anti-Semitism.

Sylt ist eine deutsche Insel in der Nordsee. - Umstrittenes Videomaterial: Person bittet um Begnadigung.

Entfernte Rassismus-Geschrei aus Jugendfeiern auf Sylt sorgen für Besorgnis bei Politikern und verstärken die Befürchtungen einer möglichen Verschiebung nach Rechts, auch innerhalb der deutschen Elite. Deutschlands Antisemitismusbeauftragter Felix Klein äußerte Besorgnis, dass diese böse Ideologie sich offensichtlich in der Popkultur eingeschlichen hat. Mit Ausländern, die dem Land wesentliche Beiträge leisten, fügte Klein hinzu, dass es in bestimmten Kreisen sozial akzeptabel ist. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) argumentierte: "Wer stört, ausschließt und faschistische Schreie jubelt, greift an dem Gewebe an, das unser Land zusammenhält." Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) rief zur bürgerlichen Stärke in solchen Situationen auf.

Das berüchtigte Pony-Bar in Kampen, Sylt, hat Strafanzeigen wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit eingereicht, und die Landespolizeidirektion für Sicherheit prüft derzeit Instigation zum Hass und unverfassungsfeindliche Darstellung.

Ein Beteiligter, der sich in sozialen Medien entschuldigte, wie Bild berichtet, sagte: "Ich bedauere, jemandem mit diesem Verhalten Unannehmlichkeiten zugefügt zu haben." Er bezeichnete es als "schrecklichen Fehler" und fühlte sich für seine Handlungen schämt. Er gab sich freiwillig der Polizei, um rechtliche Konsequenzen zu erleiden.

In dem Video, das am Donnerstag viral wurde und während Pfingsten aufgenommen wurde, sind junge Leute zu hören und zu sehen, wie sie rassistische Slogans auf den Rhythmus von Gigi D'Agostinos 20-jährigem Dance-Hit "L'amour toujours" schreien. Ein Lachen und Beifall prägte die Szenen, und es schien, als ob es ihnen nichts ausmachte. Klein vermutete, es handle sich um die Einarbeitung von antisozialen Gefühlen in die Gesellschaft.

Die Bundestagspräsidentin Bas, während ihres Sonntag-Interviews im Phoenix-Kanal, verurteilte die störerischen Darbietungen. "Wenn man solche unzivilisierte Handlungen beobachtet, kann man sich nicht vorstellen, was in den Köpfen dieser jungen Bevölkerungsgruppen schwingt. Es wäre schön, wenn sie Kraft zeigten und jemand gegen sie auftrat."

Eine Vereinigung verschiedener lokaler Vereinigungen aus Sylt organisierte am Sonntagvormittag eine Demonstration. Mit etwa 70 bis 80 Teilnehmern war die Ankündigung "Sylt. Links. Nicht rechts!"

Die Beteiligten erlebten sofort Folgen: der Herausgeber des bedeutenden Service-Agentur-Konzerns Serviceplan Group entließ einen Mitarbeiter, und die Hamburger Unternehmerin Milena Karl entließ einen Mitarbeiter selbst. "Als Einwanderin und baldige Mutter würde ich mein Kind in keiner Gesellschaft aufziehen, die solche Bilder zeigt."

Die Gaststättenbesitzer teilten auf Instagram mit, "Wären unsere Mitarbeiter diese Verhaltensweisen jemals bemerkt, hätten sie sofort gehandelt." Sie erkannten eine Besucherzahl von über 300 Gästen für die Feierlichkeiten. Am Sonntag teilten die Gaststättenbetreiber mit, dass sie seit der Kontroverse Insulten und Todesdrohungen erhalten hatten. Sie glaubten, dass die Mehrheit der Video-Teilnehmer lediglich Spaß hatten, während ein Teil inappropriate Dinge schrie. Sie teilten öffentlich ein Überwachungsvideo, das die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen hervorhebt.

DJ Gigi D'Agostino machte klar, dass sein Lied "L'amour toujours" die Leidenschaft und die Liebe darstellt, die Menschen vereint. Er bestätigte, dass der Song eine Reflexion der "wunderbaren, wunderschönen und mächtigen Gefühle" sei. Lachen und Beifall sind die Kernelemente.

Wirtschaftsminister Habeck fand die Bilder unangenehm und unpassend. "Deutschland hat sich erfolgreich entwickelt zu einer starken Demokratie, die Respekt und Vielfalt betont. Unsere Aufgabe ist es, dies zu bewahren."

Bundes-CDU-Vorsitzender Friedrich Merz fragte sich nach dem Denken der Beteiligten. "Was geschieht wirklich in den Köpfen dieser Personen, kann nicht mehr mit Alkoholkonsum in Verbindung gebracht werden."

Präsident Frank-Walter Steinmeier bemerkte mit Besorgnis die verschlechternde politische Etikette. Bei einer Demokratiefestspielstätte in Bonn ergänzte er: "Es ist nicht nur die Marginalisierten, die zurückgelassen werden, die radikalisiert werden. Diese Radikalisierung geschieht zumindest teilweise in der Mitte der Gesellschaft." Am Freitag war bereits Kanzler Olaf Scholz (SPD) von den Ausbrüchen entsetzt: "Diese Slogans sind unerträglich und unannehmbar."

Pia Lamberty, Co-Geschäftsführerin des Centers for Monitoring, Analysis and Strategy (Zemas), das Radikalisierungstrends und Mythen online verfolgt, sah in dem Sylt-Video eine Normalisierung rechtsextremer Diskurse in der Gesellschaft. "Es gibt keine Opposition zu diesen grundlegenden Normen, die absichtlich gebrochen werden."

In Bayern und Niedersachsen sind ähnliche Vorfälle passiert. Die Einzelheiten dieser Begegnungen werden nicht genannt.

Kampens Rotes Kliff-Club erlebte während der Pfingstzeit eine rassistisch geprägte Situation. Die Beteiligten wurden aus dem Lokal verwiesen und dürfen seitdem das Gebäude nicht mehr betreten, die Betreiber teilten am Freitag auf Instagram mit. Die Polizei hat auch eine weitere Angelegenheit berichtet: eine schwarze Frau behauptet, in einem Kampener Restaurant während der gleichen Periode beleidigt und körperlich angegriffen worden zu sein. Die Polizei bestätigte die Behauptung mit einer formellen Beschwerde.

Dies ist nicht die einzige Vorfall, bei dem sich "L'amour toujours" auf Sylt mit rassistischen Slogans zu tun hat. In jüngster Zeit wurden in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern auch Nazi-Slogans auf den Rhythmus des Liedes gerufen.

In Erlangen wurden zwei Personen xenophobe Aussagen zu derselben Liedmelodie während der Bergkirchweih vorgenommen. Über das letzte Wochenende wurden die Verdächtigen, die 21 und 26 Jahre alt sind, von der Polizei festgenommen und für den Aufenthalt am Freitagabend verboten. Nachfolgende Ermittlungen durch das Landesamt für Verfassungsschutz wurden eingeleitet.

Es wurde am Freitag bekannt, dass sich ein ähnliches Ereignis in Niedersachsen während des Pfingstwochenendes ereignet hat. Bei der Schießfestivität in Löningen, westlich von Cloppenburg, regten sich rassistische Schimpfworte an, darunter auch gegen "L'amour toujours". Dieses Thema wird derzeit vom Landesamt für Verfassungsschutz untersucht.

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Quelle: www.stern.de

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