TUI kommt endlich aus der Corona-Krise heraus
Der Reisekonzern TUI verdient dank steigender Preise mehr Geld als je zuvor. Operativ hofft das Unternehmen nun, das Vor-COVID-Niveau zu übertreffen. Bisher reichen die Buchungen für das kommende Jahr aus, um optimistisch zu sein. Insgesamt will TUI die Politik weiter verschärfen – und denkt möglicherweise über den MDAX nach.
Der Reisekonzern TUI Group hat im abgelaufenen Geschäftsjahr Rekordumsätze erzielt und sein operatives Ergebnis mehr als verdoppelt, begünstigt durch eine starke Sommersaison. Das bereinigte Betriebsergebnis (EBIT) für das im September endende Geschäftsjahr belief sich auf 977 Millionen Euro, wobei allein die Sommersaison, das saisonal wichtigste Quartal, einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro generierte. Vor der Pandemie im Jahr 2019 lag das EBIT des Konzerns bei über einer Milliarde Euro, was TUI bis 2024 anstrebt.
Der Umsatz stieg um ein Viertel auf den Rekordwert von 20,7 Milliarden Euro. TUI-Chef Sebastian Ebel erklärt: „Auf der Bühne gibt es gute Erfolge, aber die Arbeit geht weiter: Unser Ziel bleibt, mit TUI in allen Bereichen profitabler und effizienter zu werden.“ Der weltweit größte Anbieter von Urlaubspaketen hat rund 19 Millionen Kunden in diesem Jahr, 16,7 Millionen Urlauber im vergangenen Jahr und der beste Wert waren 21 Millionen im Jahr 2019.
Abschiedsparty an der Börse in London geplant
Für das kommende Jahr sind die Hannoveraner zuversichtlich: Umsatzwachstum von mindestens 10 Prozent und EBIT von mindestens 25 Prozent. „Unsere strategischen Initiativen zur Wertsteigerung und die aktuelle Buchungsentwicklung deuten auf eine weitere Verbesserung im Jahr 2024 hin“, sagte Ebel. „Der Tourismus wächst.“ Erstmals seit der Corona-Krise präsentierte die TUI Group zu Beginn des Jahres mutig eine ehrgeizige Vision.
An der Londoner Börse stiegen die Kurse um fast fünf Prozent. Das Unternehmen entschied sich 2014 aufgrund der Fusion mit der britischen TUI Travel für eine Erstnotierung an der Londoner Börse, doch das wird bald Geschichte sein. Auf Anraten von Investoren erwägt der Vorstand ein Delisting und eine Notierung im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse, was den Einstieg in den MDAX ermöglichen könnte. Laut TUI habe sich der Aktienhandel in den letzten Jahren zunehmend auf Aktien verlagert, die an der Regionalbörse Hannover notiert seien. Die vorgeschlagene Entscheidung wird einer Aktionärsversammlung im Februar vorgelegt.
Der Schuldenberg wird kleiner – wichtiger als der Rekord
Die Inflation hat TUI-Kunden nicht vom Reisen abgehalten, da sich der Reisekonzern auf höherpreisige Produkte konzentriert, bei denen die Nachfrage groß ist. „Am unteren Ende ist der Markt schwieriger geworden“, sagte Ebel. Nach einem starken Anstieg normalisierten sich die Preise wieder. Die durchschnittlichen Winterpreise sind 5 % höher als im Vorjahr und die Buchungen sind bereits 11 % höher.
Der Ausbruch des israelischen Krieges gegen die radikal-islamistische Hamas im Oktober führte dazu, dass die Buchungen im benachbarten Ägypten, einem beliebten Wintertouristenziel, für etwa sechs Wochen zurückgingen. Der aktuelle Nachfragerückgang wird angegangen.
Nur ein Bruchteil des Sommerprogramms ist verkauft. „Erste Anzeichen deuten auf eine starke Saison hin“, erklärte TUI. Aufgrund einer Preiserhöhung von 4 % werden die Buchungen im Vergleich zum Vorjahr um 13 % steigen. TUI erwartet Wachstum von seiner einheitlichen Buchungsplattform, die die Bereitstellung von Reisen und Ausflügen oder Veranstaltungstickets vernetzt.
Unterm Strich erwirtschaftete das börsennotierte Unternehmen einen Gewinn von 456 Millionen Euro. TUI hat im vergangenen Jahr 213 Millionen Euro verloren, da die Corona-Reisebeschränkungen das Geschäft des Unternehmens bis zum Frühsommer belasteten. Die Nettoverschuldung der TUI Group sank dank des starken Wachstums um ein Drittel auf 2,1 Milliarden Euro. Ebell sagte, das Unternehmen habe diesbezüglich noch einen langen Weg vor sich. Das ist vorerst wichtiger, als Rekordbetriebsergebnisse zu feiern.
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Quelle: www.ntv.de