Nach dem Tuberkuloseausbruch rund um eine Pflegefachschule in Chemnitz werden nun mögliche Infektionsketten auch in andere Bundesländer überprüft. Konkret seien Kontakte nach Hamburg und Augsburg bekannt, die dortigen Behörden seien informiert, teilte die Stadt am Donnerstag mit. Derzeit werden nach dem Ausbruch in Chemnitz vier Menschen wegen einer Tuberkuloseerkrankung im Krankenhaus behandelt, bei zweien handelt es sich den Angaben nach um eine offene Tuberkulose. Das heißt, die Erkrankten scheiden Erreger aus und können so wiederum andere Menschen anstecken.
An und für sich seien Tuberkuloseerkrankungen nicht außergewöhnlich, sagte Amtsarzt Holger Spalteholz. Jedes Jahr gebe es im Schnitt 15 bis 35 Neuerkrankungen in der Stadt – bei knapp 250.000 Einwohnern. Das Besondere im aktuellen Fall sei, dass er in einer Pflegeschule aufgetreten ist, deren Schüler in Pflegeheimen Kontakte zu vulnerablen Gruppen haben. Konkret betroffen sind bisher zwei Heime. Zudem habe die Pflegeschülerin, bei der die Erkrankung Mitte Dezember zuerst gemeldet worden war, schon monatelang Symptome gezeigt, erklärte Spalteholz. Wo sie sich genau infiziert hat, sei unklar.
Nach Behördenangaben wurden bisher knapp 150 Kontaktpersonen der beiden Schülerinnen mit offener Tuberkulose ermittelt. Dabei gehe es um Lehrer und Mitschüler an der Schule, Beschäftigte und Bewohner zweier Pflegeheime sowie Menschen aus dem privaten Umfeld. Gut ein Dutzend Kontakte führten auch in den benachbarten Erzgebirgskreis. Allen positiv getesteten Personen sei als Vorsichtsmaßnahme zeitweise ein Betretungsverbot für die Pflegeeinrichtungen ausgesprochen worden, bis eine Ansteckung weitgehend ausgeschlossen werden kann. Auch sei die praktische Ausbildung der Pflegeschüler teilweise ausgesetzt worden, hieß es.
Die Erkrankung wird durch Bakterien ausgelöst und ist meldepflichtig. Die Erreger werden vor allem durch Husten und Niesen ausgeschieden und verbreiten sich über Aerosole in der Luft. Ob es zu einer Ansteckung kommt, hängt unter anderem davon ab, wie lange und intensiv der Kontakt mit Erkrankten war und wie empfänglich die Person für eine Infektion ist, wie es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung heißt. Laut Robert Koch-Institut ist die Zahl der Neuerkrankungen in Deutschland in den vergangenen Jahren gesunken. 2021 waren es knapp 3900.