Außenseiter Wyndham Clark ließ nach dem gelochten Putt zum Titel bei der 123. US Open seinen Gefühlen freien Lauf. Der 29 Jahre alte Golfprofi aus Denver ballte die Fäuste, blickte lange gen Himmel, ehe er auf dem 18. Grün des Los Angeles Country Clubs sein tränenüberströmtes Gesicht hinter seiner Golf-Cap verbarg.
Clark hatte in der Finalrunde dem Druck von Golfstar Rory McIlroy standgehalten und mit einem Schlag Vorsprung sein erstes Major-Turnier gewonnen. Ihm reichte am Sonntag eine 70er-Runde und ein Gesamtergebnis von 270 Schlägen zum Sieg vor dem Nordiren McIlroy (271) und dem Weltranglistenersten Scottie Scheffler (273) aus den USA.
«Das ist jetzt mein zweiter Sieg auf der PGA-Tour. Der erste war surreal und der zweite ist auch surreal», sagte ein überglücklicher Clark. Er hatte erst Anfang Mai die Wells Fargo Championship gewonnen und sich damit durch den Sprung in die Top 60 der Weltrangliste für die US Open qualifiziert. Für seinen Triumph am Rande des Nobel-Stadtteils Beverly Hills kassierte Clark ein Preisgeld vom 3,6 Millionen US-Dollar.
US-Open-Champion in Gedanken bei seiner Mutter
Bei der Siegerehrung vor der tief stehenden Sonne im Süden Kaliforniens erinnerte Clark an seine gestorbene Mutter. Lise Clark führte ihren Sohn an den Golfsport heran und hatte einen großen Einfluss auf seine Karriere, bevor sie 2013 an Brustkrebs starb. «Ich hatte das Gefühl, dass meine Mutter auf mich geschaut hat. Sie kann nicht hier sein. Ich vermisse dich, Mama», sagte er. «Ich hatte das Gefühl, es ist meine Zeit.»
McIlroy muss dagegen weiter auf seinen fünften Major-Titel warten. Er spielte ebenfalls eine 70er-Schlussrunde, vergab dabei aber auf den Grüns gute Birdie-Chancen. Viele seiner Putts verfehlten das Loch nur um Zentimeter. Zuletzt hatte McIlroy vor neun Jahren bei der British Open in Liverpool ein Major-Turnier gewonnen. «Ich habe bis zum Ende gekämpft und habe den Job nicht ganz erledigt bekommen. Aber wie ich gesagt habe, ich werde zurückkommen, bis ich es geschafft habe», sagte der 34-Jährige. «Ich würde 100 Sonntage wie diesen durchstehen, um einen weiteren Major-Titel in den Händen zu halten.»
Rang drei holte sich die Nummer eins der Welt, Scottie Scheffler. Auch er spielte in Los Angeles eine 70er-Runde zum Abschluss. Der US-Amerikaner Rickie Fowler, der an den ersten drei Tagen vorn gelegen hatte, rutschte nach einer schwachen 75er-Runde auf den geteilten fünften Platz ab. Der einzige deutsche Teilnehmer, Martin Kaymer, war nach zwei 73er-Runden am Donnerstag und Freitag am Cut gescheitert und vorzeitig ausgeschieden.