- Thüringer BSW-Kandidat: "Die Firewall hat die AfD stärker gemacht"
Die Spitzenkandidatin der Allianz für Fortschritt (BSW) in Thüringen, Katja Wolf, plädiert für einen pragmatischeren Umgang mit der AfD, etwa bei Abstimmungen. "Die Firewall hat der AfD nur gestärkt", sagte die ehemalige Bürgermeisterin von Eisenach im Interview mit der 'Welt'. Thüringen wählt am 1. September ein neues Landtag.
Wolf gab ein Beispiel: "Wenn die AfD vernünftige Vorschläge gemacht hat, waren andere Parteien ratlos. Sie haben den Vorschlag dann abgelehnt und manchmal später selbst einen ähnlichen eingereicht." Menschen in Ostdeutschland hätten ein "feines Gespür für solch falsche ideologische Überheblichkeit."
Wenn es klare Gründe gibt, einen Vorschlag abzulehnen, sollte man das tun. "Oder man muss sich darüber stellen und sagen: Es ist vernünftig, wir stimmen zu. Es braucht mehr Pragmatismus und weniger Ideologie."
Allerdings schloss Wolf eine Zusammenarbeit mit der AfD aus. Thüringens AfD, angeführt von ihrem Vorsitzenden Björn Höcke, wird vom Thüringer Verfassungsschutz als sicher rechtsextremistisch eingestuft und observiert.
Wolf: "Ramelow ist ein Pragmatiker"
Wolf bestätigte, dass sie sich eine Zusammenarbeit mit Thüringens aktueller Ministerpräsident Bodo Ramelow nach der Landtagswahl vorstellen kann. Ramelow sei ein Pragmatiker, den sie schätze. Sie könne sich Koalitionen mit allen demokratischen Parteien vorstellen.
Laut einer aktuellen Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen in Zusammenarbeit mit dem ZDF-Politbarometer liegt die AfD in dem Freistaat mit 30 Prozent vorn. Die CDU folgt mit 21 Prozent, die BSW liegt bei 19 Prozent und die Linke bei 15 Prozent. Da keine der Parteien mit der AfD zusammenarbeiten will, um in den Landtag einzuziehen, könnte die zweitplatzierte Partei den Posten des Ministerpräsidenten beanspruchen.
Wolf lobte Ramelows Pragmatismus und sagte: "Ramelow ist ein Pragmatiker." Sie zeigte sich auch bereit, eine Zusammenarbeit mit Ramelow nach der Landtagswahl in Betracht zu ziehen, da sie seine pragmatische Herangehensweise schätzt.
Obwohl die AfD in Thüringen mit 30 Prozent führt, hat Wolf als Spitzenkandidatin der BSW eine Zusammenarbeit mit der Partei aufgrund ihrer Einstufung als rechtsextremistisch durch den Thüringer Verfassungsschutz ausgeschlossen.