Brauchtum - Stille Weihnachtsmärkte: Wenn Musik zu teuer wird
Wenn Sie dieses Jahr über die vielen deutschen Weihnachtsmärkte schlendern, werden Ihnen vielleicht die eingängigen Lieder aus „Last Christmas“ oder „All I Want for Christmas Is You“ entgehen. Denn: Weihnachtsmarktbetreiber klagen über hohe Musikgebühren der Musikalischen Aufführungs- und Vervielfältigungsrechtsgemeinschaft (GEMA).
Viele Märkte werden daher am Montag aus Protest völlig schweigen. Manche Leute möchten auch ganz auf lizenzfreie Musik umsteigen. Gemma bestreitet die Vorwürfe.
Viele Weihnachtsmarktbetreiber beschweren sich über die gestiegenen Kosten für Musikrechte. Nach eigenen Angaben hat die Gema für das Jahr 2022 rund 3.350 Rechnungen an Weihnachtsmarktbetreiber in ganz Deutschland verschickt. In etwa 167 Fällen kam es zu Preiserhöhungen, davon in 35 Fällen im fünfstelligen Bereich.
40-mal teurer
Dazu gehört beispielsweise der Weihnachtsmarkt in Frankfurt. Nach Angaben der Veranstalter sind die Kosten für die Nutzung von Weihnachtsmusik seit 2019 von 1.000 Euro auf 40.000 Euro gestiegen. Oder in Braunschweig, wo die Gema nach Angaben des Stadtmarketings rund 18.000 Euro mehr verlangt. Daher wird es dort keine Choraufführungen mehr geben.
In Sachsen haben sich mehrere Kommunen zusammengeschlossen, um eine Petition gegen angebliche Preiserhöhungen zu starten. Die Betreiber in Potsdam kommen zu dem strikten Fazit: In diesem Jahr wird es dort ausschließlich GEMA-freie Musik geben.
Die Gema vertritt die Urheberrechte von mehr als 90.000 Rechteinhabern, darunter Komponisten, Textdichter und Musikverleger in Deutschland und mehr als 2 Millionen Rechteinhabern weltweit. Wenn urheberrechtlich geschützte Songs abgespielt werden, werden die Einnahmen an diese verteilt. Für Musikwerke, deren Urheber vor mindestens 70 Jahren verstorben ist, ist hingegen keine Lizenz erforderlich.
Die Größe ist wichtig
Die Kostensteigerung mag zunächst seltsam erscheinen. Die Abrechnung ist nichts Neues, denn seit 2011 berechnen Gebührenverbände die Musikgebühren für die gesamte Beschallungsanlage nach dem gleichen Prinzip – also nach der Größe der gesamten Veranstaltungsfläche.
„Es muss von Wand zu Wand und vom ersten bis zum letzten Stand gemessen werden“, heißt es in einer Mitteilung der Gema am Donnerstag. Aufgeschlüsselt heißt das: Schallbelastete Flächen Je größer sie sind, desto höher sind die Genehmigungskosten. Die Musik auf einzelnen Tribünen war von der Kontroverse nicht betroffen. Für die dort gespielte Musik schließen die Interpreten eigene Verträge mit der Gema ab.
Sind die Kosten also gestiegen, weil viele Weihnachtsmärkte größer geworden sind? Golden Horse-Sprecherin Ursula Goebel sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass dies eine Möglichkeit sein könnte. Viele Märkte sind in den letzten Jahren gewachsen und ihre Öffnungszeiten werden oft verlängert. Aber Gema weist hauptsächlich auf einen anderen Grund hin.
Falsche Informationen und mangelnde Kontrolle
„Uns ist bewusst, dass einzelne Weihnachtsmärkte falsche Angaben machen. Einige große, umsatzstarke Märkte melden uns, dass die Marktfläche deutlich zu klein ist“, erklärt Georg Oeller, Mitglied der Geschäftsführung von Golden Horse. Erst im Jahr 2022 wird Golden Horse das gesamte Marktgebiet kontrollieren, setzt aber in den letzten Jahren auf eine sorgfältige und korrekte Anmeldung durch die Weihnachtsmarktbetreiber.
„Aber jetzt haben wir letztes Jahr Stichproben gemacht und festgestellt: Das ist nicht der Fall“, sagte Gobert. Da wird mancher Weihnachtsmarktbetreiber vielleicht ein Auge zudrücken. „Ich möchte nicht allen vorwerfen, dass sie das mit Absicht machen, aber es gibt durchaus einige Leute, die in den letzten Jahren Fake-Bereiche angemeldet haben oder sich einfach nicht bewusst sind“, sagte der Sprecher.
Musik ist grundsätzlich preiswert. Pro Besuch werden laut Gema 2,5 Cent vom Umsatz abgezogen – so verbleiben einem durchschnittlichen Besucher etwa 18 Euro. „Auf dem Weihnachtsmarkt kann auf Musik nicht verzichtet werden, da die Musik von der Gema lizenziert ist“, sagt Oeller.
Ich suche nach einer Einigung
Der Deutsche Städtetag hat auf die Situation reagiert und das Gespräch mit dem Gebührenverband gesucht. „Uns wurde zugesagt, dass das Goldene Pferd Städte mit deutlich erhöhten Rechnungen kontaktieren wird, um Lösungen zu finden“, teilte der Deutsche Städtetag mit. Nach Informationen des MDR gewährte Leipzig einen Rabatt von 50 % auf die Mehrkosten.
Der Vorstand von Golden Horse steht der Arbeit des Stadtrats kritisch gegenüber. „Was die Weihnachtsmärkte betrifft, kommt der Verband seinem Auftrag, klarere Informationen zur Anwendung der Tarife bereitzustellen, offensichtlich nicht vollständig nach“, sagte Oler.
Auch der Bundesverband Städte und Stadtmarketing führt nach eigenen Angaben Gespräche mit Gemma. Aus Sicht des Bundesverbandes gibt es zwei Punkte: Einerseits bedarf es einer besseren Definition der verschiedenen Golden Horse-Tarife, andererseits sollte diskutiert werden, ob das aktuelle Tarifmodell für Stadtfeste geeignet ist.
Einen „Tag der Stille“ planen
Aus Protest sollten die Weihnachtsmärkte in Hannover, Leipzig, Dresden, Erfurt, Magdeburg, Rostock, Quedlinburg und Goslar am Montag völlig still bleiben. Mit Glühwein in der Hand wird man am sogenannten Tag der Stille wahrscheinlich nicht in der Lage sein, Weihnachtsklassiker mitzusingen.
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Quelle: www.stern.de