Die Ermittlungen zum Feuer in der Stadtkirche Großröhrsdorf (Landkreis Bautzen) gehen nach der Feststellung der Brandursache und der Festnahme des mutmaßlichen Brandstifters weiter. Die Spurensuche in der Ruine «ist erstmal beendet», könne aber bei Bedarf jederzeit wiederaufgenommen werden, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Görlitz der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Der Tatort sei weiter abgesperrt. Die Ermittler werteten nun auch dort sichergestelltes Beweismaterial sowie Aussagen von Zeugen aus.
Unterdessen ebbt die Hilfsbereitschaft und Solidarität mit der Gemeinde nicht ab. Ihr Spendenkonto füllt sich weiter, mit Stand Montag sind inzwischen 205.500 Euro eingegangen, wie die Kirchgemeinde Großröhrsorf-Kleinröhrsdorf auf ihrer Homepage ausweist. Sie habe ja im Zusammenhang mit dem Verlust der Barockkirche Ausgaben, sagte ein Sprecher des sächsischen Landeskirchenamtes in Dresden. So würden neue Gesangbücher gebraucht, die wie Anstecktafeln und anderes Interieur Opfer der Flammen wurden. Geplant sei die Aufstellung eines provisorischen Glockenturms, «damit zum Gottesdienst geläutet werden kann».
Die protestantische Kirche aus dem 18. Jahrhundert war in der Nacht zum 4. August großteils zerstört worden. Nach einer Woche war klar, dass das Feuer gelegt wurde. Daraufhin wurde ein Mann aus der Umgebung der Kleinstadt rund 25 Kilometer östlich von Dresden festgenommen und kam wegen schwerer Brandstiftung in Untersuchungshaft. Der 40-Jährige hat die Tat gestanden, zum Motiv sagen die Behörden bisher nichts. Die Kriminalpolizei Görlitz geht derzeit davon aus, dass der Familienvater in einer persönlich schwierigen Lebenssituation war. Zudem soll er im Zwist mit der Kirche gelegen haben.
Das Feuer hat Dachstuhl, Kirchenschiff und den oberen Teil des früher 50 Meter hohen und weithin in die Landschaft ragenden Turms schwer beschädigt. Viele historische Kunstschätze und Architekturteile sind verloren, darunter Taufstein und -schale, Kanzel, Orgel, Emporen sowie eine geschnitzte Madonna aus dem 15. Jahrhundert und eine Nachbildung des Altars der Leipziger Thomaskirche. Die vier 1919 in dem Ort gegossenen Glocken aus Stahl stürzten ab.